Auch wenn nationale Grenzen nach wie vor die Erfahrungswelt der meisten Europäer prägen, haben Urlaubsreisen, die berufliche Mobilität auf dem globalen Arbeitsmarkt, die erzwungene und freie Migration von Menschen aus dem Nahen Osten und die mediale Präsenz anderer Länder, Religionen und Konfessionen die Rahmenbedingungen religiöser Erziehung, Bildung und Sozialisation in Deutschland nachhaltig verändert. Die lange dominierende Ausrichtung der Bildungs- und Religionsgeschichte an der Nation und ihren Grenzen hat daher seit einigen Jahren an Selbstver-ständlichkeit verloren.
Die Jahrestagungen des Arbeitskreises für historische Religionspädagogik 2014 und 2015 hatten sich daher zum Ziel gesetzt, die transnationalen Dimensionen religiöser Erziehung, Bildung und Sozialisation an einer Reihe an Fallbeispielen zu diskutieren. Aus den dortigen Diskussionsbeiträgen wird ein Sammelband entstehen, der um weitere Fallbeispiele aus den Geschichts-, Religions- und Erziehungswissenschaften sowie der katholischen, evangelischen und islamischen Theologie und Religionspädagogik erweitert werden soll. Das bevorstehende Forschungskolloquium 2016 ist daher als Autorentagung konzipiert, auf der die beteiligten Autoren und Autorinnen ihre Texte vorstellen und im fachkundigen Kreis (u.a. mit den beiden Herausgebern David Käbisch/Michael Wermke) diskutieren können.
Forscherinnen und Forscher, die eines der folgenden Themen (z.B. in einer Examensarbeit oder Dissertation) bearbeiten oder ein geplantes Projekt vorstellen wollen, sind daher herzlich dazu eingeladen, einen eigenen Beitrag einzureichen. Neben der historischen Komparatistik und der Transfergeschichte sind weitere methodische Zugänge jenseits der Nation (Connected History, Histoire croisée etc.) ausdrücklich erwünscht:
1. Nationale und regionale Bildungsräume im Vergleich (komparative Zugänge)
- Leitbilder einer religiösen Nationalerziehung
- Konzepte religiöser Erziehung, Bildung und Sozialisation
- Strukturen und Standards der Religionslehrerbildung
- Das Verhältnis von Kirche, Staat und Schule
2. Transfer theologischen und pädagogischen Wissens (Transfergeschichte)
- Bildungsreisen/Studienaufenthalte/Länderberichte in Zeitschriften und Lexika etc.
- Die Wahrnehmung konfessioneller Schulen/des Religionsunterrichts in Deutschland in anderen Nationen
- Die Wahrnehmung konfessioneller Schulen/des Religionsunterrichts einzelner europäischer Länder in Deutschland
- Transfer von Bildungskonzepten, Methoden und Organisationsstrukturen (z.B. die Sonntagsschulbewegung, Missionsschulen, Religionspädagogische Vereine)
Vorschläge für die Vorstellung des eigenen Themas (30 Minuten + Diskussion) sollen eine Kurzbeschreibung (bis zu 500 Wörter), einen tabellarischen Lebenslauf und ggf. eine Publikationsliste umfassen. Senden Sie diese bitte bis zum 29. Februar 2016 an Prof. Dr. David Käbisch, Fachbereich Evangelische Theologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main, kaebisch@em.uni-frankfurt.de
Der Sprecherrat des Arbeitskreises besteht gegenwärtig aus:
- Dr. Johannes Wischmeyer, Mainz
- Prof. Dr. Antje Roggenkamp-Kaufmann, Münster
- Prof. Dr. Werner Simon, Mainz
- Prof. Dr. Michael Wermke, Jena (geschäftsführend)
- Prof. Dr. David Käbisch, Frankfurt am Main
Weitere Informationen zum Arbeitskreis und den zurückliegenden Tagungen finden Sie unter http://www.theologie.uni-jena.de/AK_hist_RP.html sowie http://www.THRE-Frankfurt.de