Kartographien zeitlicher Dynamik. 10. Workshop der Erfurter RaumZeit-Forschung

Kartographien zeitlicher Dynamik. 10. Workshop der Erfurter RaumZeit-Forschung

Veranstalter
Christian Holtorf (Hochschule Coburg), Iris Schröder (Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt), Sebastian Dorsch (Universität Erfurt/Erfurter RaumZeit-Forschung)
Veranstaltungsort
Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt (Seminarraum, Schloss Friedenstein/Pagenhaus, 99867 Gotha)
Ort
Gotha
Land
Deutschland
Vom - Bis
02.06.2016 - 03.06.2016
Deadline
23.05.2016
Von
Erfurter RaumZeit-Forschung (ERZ)

Karten repräsentieren Dinge, Zusammenhänge oder Ereignisse auf räumliche Weise: sie stellen etwas nebeneinander oder gegenüber, gliedern auf oder verbinden, grenzen ab oder vereinheitlichen. Doch welche Möglichkeiten haben Karten, dabei auch zeitlich dynamische Prozesse zu berücksichtigen? Wie lassen sich natürliche, politische oder kulturelle Strukturen darstellen, die beweglich und veränderlich sind? Wann stößt das räumlich verfasste Medium Karte dabei an seine Grenzen? Und wie hat sich der Umgang mit Verläufen und Entwicklungen in der Geschichte der Kartographie selbst verändert?

Der Workshop fragt in mehrerer Hinsicht nach der Repräsentation und graphischen Umsetzung zeitlicher Dynamik in räumlichen Darstellungen mit Bezug auf europäische wie außerhalb Europas gelegene Regionen. Untersucht werden soll die Geschichte der Kartographie von beweglichen Naturphänomenen wie Eisgrenzen und Gezeiten, Wind- und Meeresströmungen, weiträumigen klimatischen oder tektonischen Veränderungen in der Erdgeschichte. Die Frage bezieht sich aber auch auf technisch beeinflusste Entwicklungen wie der Zugänglichkeit für Verkehrsmittel (z.B. Schiffbarkeit, Straßennetz), der Stadtplanung oder der Festlegung von Zeitzonen sowie auf kulturelle und politische Gegenüberstellungen etwa von Migrationsphänomenen, veränderlichen Sprachgrenzen oder militärisch umkämpften Gebieten.

Der Workshop diskutiert zeitliche Bewegungen und Entwicklungen dabei nicht nur als Ergänzung und Alternative zur Betonung räumlicher Grenzen, sondern auch als technische Herausforderung der kartographischen Darstellung: Welche Rolle spielen farbliche Absetzungen, unterbrochene Linien oder Schraffuren und wo werden sie eingesetzt? Inwieweit können Grenzlinien durch Richtungspfeile ersetzt werden und wie verschieben sich dadurch Zentren und Themen der Karten? Hat sich die Darstellung räumlicher Strukturen historisch verändert?

Der Workshop richtet sich sowohl an ein breites nationales und internationales Fachpublikum als auch an fortgeschrittene Studierende, insbesondere solche, die sich im Rahmen von Abschlussarbeiten oder Projektseminaren mit den Beständen der Sammlung Perthes beschäftigen.

Mitdiskutanden sind herzlich eingeladen! Aufgrund begrenzter räumlicher Möglichkeiten wird um vorherige Anmeldung bei Sebastian Dorsch unter raumzeitforschung[at]uni-erfurt.de gebeten.

Programm

Donnerstag, 2. Juni 2016

16.00 Uhr Begrüßung
Iris Schröder, Erfurt/Gotha; Sebastian Dorsch, Erfurt/Gotha
Einführung
Christian Holtorf, Coburg

16.30 Uhr „Treibendes Eis“
Kartografien des Reisens: Zur Bewegungsdarstellung in Polarkarten
Dorit Müller, Berlin

Vom „ewigen Eis“ zum arktischen Ozean - zur Kartografiegeschichte der Arktis
Christian Holtorf, Coburg

anschl. Kaffeepause

18.30 Uhr Öffentlicher Abendvortrag
Von der geschlossenen zur offenen Welt - kartographische Vorstellungen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit
Gert Melville, Dresden

anschl. gemeinsames Abendessen

Freitag, 3. Juni 2016

9.00 Uhr „Timing”
Unmögliche Karten!? Einige konzeptionelle Überlegungen zur visuellen Fixierung raumzeitlicher Grenzüberschreitungen
Antje Schlottmann, Frankfurt/M.

Mit Kugeln, Pfeilen und Pyjamas. Ein historischer Abriss über den Umgang mit raumzeitlichen Dynamiken in Kartographie und Geovisualisierung.
Dirk Hänsgen, Leipzig

anschl. Kaffeepause

11.00 Uhr „Knotenpunkte“
Zunehmender Weltverkehr. Zur grafischen Aufbereitung sich verändernder RaumZeitverhältnisse
Iris Schröder, Erfurt/Gotha

„Fronten“ und „Grenzen“ an der Westfront 1914-1918. Militärische Demarkationen und politische Möglichkeitsräume
Oliver Kann, Gotha

anschl. Mittagsimbiss

13.30 Uhr Führung durch das Perthes-Forum Gotha (Petra Weigel, Forschungsbibliothek Gotha)

15.00 Uhr „Rolling Stones“
Wachsen – Begradigen – Urbanisieren. Entwürfe der Zukunft São Paulos auf Stadtplänen um 1900
Sebastian Dorsch, Erfurt/Gotha

Mit Farbe und Pfeil: Die Dynamisierung und Radikalisierung der Schulwandkarte in der Zwischenkriegszeit
Norman Henniges, Gotha

16.30 Uhr Abschlussdiskussion
Kommentar:
Jörn Eiben, Hamburg

Kontakt

Sebastian Dorsch

Universität Erfurt

sebastian.dorsch@uni-erfurt.de

https://www.uni-erfurt.de/philosophische-fakultaet/raumzeit-forschung/