Schwierige Nachbarschaft? Das Verhältnis deutscher Städte zu den dortigen Konzentrationslagern vor und nach 1945

Schwierige Nachbarschaft? Das Verhältnis deutscher Städte zu den dortigen Konzentrationslagern vor und nach 1945

Veranstalter
Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen / Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Stadt Oranienburg, Bundeszentrale für politische Bildung
Veranstaltungsort
Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
Ort
Oranienburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.05.2016 - 21.05.2016
Von
Horst Seferens, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten

Im Programm anlässlich des 800. Jubiläums der Stadtgründung von Oranienburg veranstalten die Stadt Oranienburg und die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung eine Tagung, bei der das Verhältnis von Konzentrationslagern zu den Städten und Gemeinden, auf deren Territorium sie sich befanden, sowie zu den Einwohnern als Nachbarn der Konzentrationslager in vergleichender Weise betrachtet werden soll. Dabei geht es zum einen um eine historische Perspektive, die sowohl die NS-Zeit als auch die Nachnutzung der Lager und die Gründung von Gedenkstätten in den Blick nimmt, als auch um die aktuelle Fragestellung nach dem heutigen Verhältnis zwischen Kommunen und Gedenkstätten.

Zu zahlreichen ehemaligen KZ-Standorten liegen inzwischen Studien zum Verhältnis von Stadt und Lager vor. In der Gedenkstätte Sachsenhausen ist seit 2004 die Dauerausstellung „Die Stadt und das Lager“ zu sehen. Die Studien und die Ausstellung untersuchen administrative und wirtschaftliche Aspekte, thematisieren den Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen und fragen nach dem Wissen der Bevölkerung um die Verbrechen. Im Rahmen der Tagung soll erstmals ein vergleichender Blick auf die unterschiedlichen Aspekte des Wechselverhältnisses von Kommune und KZ geworfen werden.

Darüber hinaus soll im Rahmen der Tagung auch auf die lokale und regionale Relevanz der unterschiedlichen Nachgeschichten der Lager in Ost und West eingegangen werden. Wie hat sich die Nutzung als sowjetisches Speziallager in der Erinnerung vor Ort ausgewirkt? Wie wurden die im Westen oft gegen Widerstände gegründeten Gedenkstätten von der Umgebungsgesellschaft aufgenommen? Welche Rolle spielte der „instrumentalisierte Antifaschismus“ in den Nationalen Mahn- und Gedenkstätten der DDR, wo die Bevölkerung oft als Kulisse für Gedenkveranstaltungen dienen musste? Schließlich soll auch gemeinsam mit Wissenschaftlern, Gedenkstättenmitarbeitern und lokalen Akteuren diskutiert werden, wie die Gedenkstätten heute mit ihrem veränderten Selbstverständnis als zeithistorische Museen mit besonderen humanitären und bildungspolitischen Aufgaben, die alljährlich von hunderttausenden Menschen aus aller Welt besucht werden, in ihrem unmittelbaren Umfeld verortet sind.

Programm

Freitag, 20. Mai 2016

13.00 Anmeldung und Mittagsimbiss

14.00
Begrüßung durch die Veranstalter
Günter Morsch (Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten)
Hans-Joachim Laesicke (Stadt Oranienburg)
Thomas Krüger (Bundeszentrale für politische Bildung)

14.30
Panel 1: Die Stadt und das Lager in der NS-Zeit
Sybille Steinbacher (Wien): Auschwitz. Vernichtungslager und deutsche „Musterstadt“
Bianca Roitsch (Oldenburg): Mehr als nur Zaungäste. Akteure im Umfeld der (ehemaligen) nationalsozialistischen Exklusionslager Bergen-Belsen, Esterwegen und Moringen 1933-1960
Frédéric Bonnesoeur (Berlin): Der Einfluss des lokalen und kommunalen Umfeldes auf die Etablierung der Konzentrationslager Oranienburg (1933-1934) und Sachsenhausen (1936-1945)

16.00 Kaffeepause

16.30
Panel 2: Nachnutzungen der Lager nach 1945
Enrico Heitzer (Oranienburg): Das Speziallager Sachsenhausen
Thomas Rahe (Celle): Polnische und jüdische Displaced Persons im DP- Camp Bergen-Belsen
Alyn Beßmann (Hamburg): „Eine selten günstige Gelegenheit.“ Die Nachnutzung des KZ Neuengamme als Internierungslager und Gefängnis

18.00 Gemeinsames Abendessen

19.30
Filmvorführung: "30000 Butterbrote wären ein Statement"
Film über die Bevölkerung Oranienburgs und das KZ Sachsenhausen von Schülern des Georg-Mendheim-Oberstufenzentums Oranienburg
Diskussion

Samstag, 21. Mai 2016

9.00
Panel 3: Umgang mit der KZ-Geschichte nach 1945 vor Ort
Henrike Illig (Bremen): Zum Verhältnis zwischen britischen Militärs und deutscher Bevölkerung nach der Befreiung des KZ Bergen-Belsen 1945
Nicola Wenge (Ulm): Erinnern in Ulm. Auseinandersetzungen um das frühe KZ Oberer Kuhberg in der Ulmer Stadtgesellschaft nach 1945
Ralph Gabriel (Berlin): Die Entwicklung der Gedenkstätte Tröbitz

10.30 Kaffeepause

11.00
Panel 4: Das Verhältnis zwischen Stadt und Gedenkstätten
Barbara Distel (München): Dachau. Stadt und KZ-Gedenkstätte. Der Schwierige Weg zur gemeinsamen Erinnerung
Günter Morsch (Oranienburg): Oranienburg und die Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

12.30
Abschlussdiskussion: KZ-Gedenkstätten - Chance oder Last?

13.30 Mittagsimbiss und Abreise

Kontakt

Horst Seferens

Stiftung Brandenburgische GEdenkstätten
Heinrich-Grüber-Platz, 16515 Oranienburg
03301-810920
03301-810926
seferens@stiftung-bg.de

http://www.stiftung-bg.de
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