15. Jahrestreffen des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Barockforschung. Der Körper in der frühen Neuzeit: Praktiken – Rituale – Performanz / The Body in the Early Modern Period: Practices – Rituals - Performance

15. Jahrestreffen des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Barockforschung. Der Körper in der frühen Neuzeit: Praktiken – Rituale – Performanz / The Body in the Early Modern Period: Practices – Rituals - Performance

Veranstalter
Wolfenbütteler Arbeitskreis für Barockforschung (Herzog August Bibliothek); Vorbereitung und Leitung: Prof. Marie-Thérèse Mourey (Paris) und Prof. Mark Hengerer (München); gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Veranstaltungsort
Herzog August Bibliothek: Augusteerhalle und Bibelsaal (Bibliotheca Augusta); Seminarraum im Zeughaus; Seminarrau im MeißnerhausLessingplatz 1
Ort
Wolfenbüttel
Land
Deutschland
Vom - Bis
27.07.2016 - 29.07.2016
Von
Bauer, Volker

Nach den Generalthemen Raum (2009) und Ökonomie (2012) hat der Wolfenbütteler Arbeitskreis für Barockforschung für sein 15. Jahrestreffen im Jahr 2016 den Gegenstand "Der Körper in der frühen Neuzeit: Praktiken – Rituale – Performanz" gewählt. Der Kongress widmet sich der Kulturgeschichte des Körpers und konzentriert sich auf den Raum West- und Mitteleuropa im 17. Jahrhundert.

Auch wenn dabei das Körperwissen als Basis nicht außer Acht gelassen werden kann, geht es auf dem Jahrestreffen in erster Linie doch um die Körperpraktiken im gesamten Spektrum von den eher instrumentellen Körpertechniken bis hin zu den zeichenhaft-performativen Ritualen und Inszenierungen. Die Relevanz dieses Vorgehens liegt darin, dass die frühneuzeitlichen Vergesellschaftungsprozesse ganz wesentlich über das Arrangement und die semiotische Aufladung der menschlichen Körper verliefen – davon gehen Konzepte wie etwa das der „Anwesenheitsgesellschaft“ oder der „symbolischen Kommunikation“ aus.

Die sich daraus ergebenden grundsätzlichen Fragestellungen beispielsweise nach der Historizität von Körperpraktiken, dem Spannungsverhältnis von Normativität und Alltagshandeln, dem Wechselspiel von scheinbarer Statik der Rituale und gesellschaftlicher Dynamik, dem Gegensatz von Stabilisierung und Legitimierung der sozialen Ordnung einerseits und den Möglichkeiten von Ironisierung und Subversion andererseits wird im Rahmen des Kongresses in vier Sektionen gebündelt:

Sektion 1: Körperpraktiken in Politik, Recht und Religion;
Sektion 2: Körperpraktiken in der ständischen Alltagskultur und Geselligkeit;
Sektion 3: Performanz und Inszenierung des Körpers auf der Bühne und in Kunst und Literatur;
Sektion 4: Perzeptionen und Konstruktionen des Körpers.

Programm

Mittwoch, 27. Juli 2016

Plenum
18.00-18.15 Uhr
Eröffnung: Direktor der Herzog August Bibliothek, Einführung: Marie-Thérèse Mourey (Paris), Mark Hengerer (München)

18.15-19.15 Uhr
1. Plenarvortrag: Mark Hengerer (München): Thema wird bekanntgegeben

19.15-20.00 Uhr
Empfang und Umtrunk im Anna-Vorwerk-Haus

Donnerstag, 28. Juli 2016

Sektion 1: Körperpraktiken in Politik, Recht und Religion

09.00-09.30 Uhr
Einführung durch die Sektionsleitung: Ulrike Gleixner (Wolfenbüttel), Anselm Schubert (Erlangen)
09.30-10.00 Uhr
William Myers (New York): The Place of Torture
10.00-10.30 Uhr
Dirk Niefanger (Erlangen): „All sein richten“. Erzählweisen von Hinrichtungen und Leibstrafen in der Frühen Neuzeit
10.30-11.00 Uhr
Joanna Kodzik (Leipzig): Systembildung durch Handlung der Körperinszenierung am polnischen Hofe des 17. Jahrhundert am Beispiel der Audienzen von Laurence Hyde und Hieronim Lubomirski

Sektion 2: Körperpraktiken in der ständischen Alltagskultur und Geselligkeit

09.00-09.30 Uhr
Einführung durch die Sektionsleitung: Karin Friedrich (Aberdeen), Eva Labouvie (Magdeburg)
09.30-10.00 Uhr
Stéphanie Chapuis-Després (Lyon): Zwischen Aberglauben und Medizin: Körperrituale rund um die Schwangerschaft und die Geburt in der Frühen Neuzeit (16.-17.Jh)
10.00-10.30 Uhr
Hana Jadrná Matĕjková (Olomouc): Reflexion der Monstergeburten in böhmischen homiletischen und belehrenden Schriften der Frühen Neuzeit
10.30-11.00 Uhr
Romana Sammern (Salzburg): Künste der Verschönerung, Techniken der Körperbildung. Überlegungen zur Kosmetik als Körperpraxis

Sektion 3: Performanz und Inszenierung des Körpers auf der Bühne und in Kunst und Literatur

09.00-09.30 Uhr
Einführung durch die Sektionsleitung: Ulrich Heinen (Wuppertal), Herman Roodenburg (Amsterdam)
09.30-10.00 Uhr
Constanze Baum (Wolfenbüttel): Stummes Spiel – beredter Körper. Strategien einer "muta eloquentia corporis" im Drama der Frühen Neuzeit
10.00-10.30 Uhr
Svetlana Hautala (Oulu): From the class room into the human body and to the scene: performing "Bellum grammaticale" in 16th and 17th century Europe
10.30-11.00 Uhr
Rudi Risatti (Wien): Die Maske und ihre Doppelung – Verkörperte Allegorien in einer frühneuzeitlichen Festzugdarstellung des Theatermuseums Wien

Sektion 4: Perzeptionen und Konstruktionen des Körpers

09.00-09.30 Uhr
Einführung durch die Sektionsleitung: Helga Meise (Reims), Susanne Rode-Breymann (Hannover)
09.30-10.00 Uhr
Nicolas Detering (Freiburg i. Br.): Der Körper des Kontinents. Grenzdiskurse, Zeitkritik und Körperwissen in der frühneuzeitlichen Europa-Literatur
10.00-10.30 Uhr
Aleksandra Bovt (Göttingen): Körper im Hofgespräch und im Privatbrief. Eine Vergleichsanalyse der Briefe Liselottes von der Pfalz und der frühneuzeitlichen Konversationsliteratur
10.30-11.00 Uhr
Katja Barthel (Frankfurt/M.): Narrative Inszenierung von Gender und Körper in der populären Unterhaltungsliteratur um 1700

Plenum

11.00-11.30 Uhr
Kaffeepause im Lessinghaus

Sektion 1: Körperpraktiken in Politik, Recht und Religion

11.30-12.00 Uhr
Joseph Isaac Lifshitz (Tel Aviv/Jerusalem): Presentation of the Human Body in Jewish Books in the Sixteenth and Seventeenth Centuries: A Socio-Religious Analysis
12.00-12.30 Uhr
Gregor Rohmann (Frankfurt/M.): „Das heyst, meyn ich, den rechten santt Veyts tantz haben.“ Die Tanzwut als Chiffre und Praxis in den Debatten der Konfessionalisierung

Sektion 2: Körperpraktiken in der ständischen Alltagskultur und Geselligkeit

11.30-12.00 Uhr
Kalina Mróz-Jablecka (Wroclaw): Die „Leibes= und Seelen=Cur“. Zum Körperkonzept in schlesischen Predigten und Polizeiordnungen der Frühen Neuzeit
12.00-12.30 Uhr
Miriam Seidler (Köln): Von „häfftigen Begierden“, „Käse-Beseigen“, und dem „Affenspiel vor dem Spiegel“ – Körpertechniken in Grimmelshausens "Wunderbarlichen Vogel-Nest"

Sektion 3: Performanz und Inszenierung des Körpers auf der Bühne und in Kunst und Literatur

11.30-12.00 Uhr
Vera Grund (Venedig): Der Künstlerkörper als Maß aller Dinge? Körperlichkeit und deren Inszenierung in den Venezianischen Sängerinnen- und Sängerkarikaturen der 1720er Jahre
12.00-12.30 Uhr
Julia Zons (Konstanz): Der Körper des Arbeiters als visuelles Argument für Salomon de Caus’ „nützliche machiner“

Sektion 4: Perzeptionen und Konstruktionen des Körpers

11.00-11.30 Uhr
Zrinka Blažević (Zagreb): The body ot the slave: transcultural masculinity in the autobiography of Osman Aga of Temeşvar (1670-1725)
11.30-12.00 Uhr
Barbara Becker-Cantarino (Austin): Ein transkultureller Blick auf den Körper: Zu Berichten der Herrnhuter „Indianermissionare“ in Nordamerika im 18. Jahrhundert

Plenum

12.30-14.00 Uhr

Mittagspause

14.00-15.00 Uhr
2. Plenarvortrag: Mariacarla Gadebusch Bondio (München): Die Rituale des Arztes in der Frühen Neuzeit

15.00-15.30 Uhr
Kaffeepause im Lessinghaus

Sektion 1: Körperpraktiken in Politik, Recht und Religion

15.30-16.00 Uhr
Philip Knäble (Göttingen): Der Körper des Klerikers – Konfessionelle Auseinandersetzungen um den Tanz von Geistlichen im 16. und 17. Jahrhundert
16.00-16.30 Uhr
Brendan Röder (München): Der Körper des Priesters. Irreguläre Kleriker vor der frühneuzeitlichen Konzilskongregation
16.30-17.00 Uhr
Terezie Vohraliková (Prag): Miraculous healing. The Body in Books of Miracles from Baroque

Sektion 2: Körperpraktiken in der ständischen Alltagskultur und Geselligkeit

15.30-16.00 Uhr
Julia Burbulla (Bern): "Le plat Trompe-l’oeil": Die Bedeutung des Essens und der Esskunst im französischen Barock
16.00-16.30 Uhr
Jan Brademann (Dessau): Zwischen reichsständischer und landesherrlicher Körpertechnik? Beobachtungen anhand der Tagebücher Christians II. (1599-1656) und Victor Friedrichs (1700-1765) von Anhalt-Bernburg

Sektion 3: Performanz und Inszenierung des Körpers auf der Bühne und in Kunst und Literatur

15.30-16.00 Uhr
Victoria Gutsche (Erlangen): Der heroische Körper – Inszenierungen des Helden im höfisch-historischen Roman des 17. Jahrhunderts
16.00-16.30 Uhr
Julia Bohnengel (Saarbrücken): Körperkonzepte bei Camus und Harsdörffer: "Le coeur mangé" (1630) und "Das gefressene Herz" (1654)
16.30-17.00 Uhr
Christoph Schmälzle (Berlin): Laokoons Körper – exemplarisches Leiden zwischen Medizin und Kunst

Sektion 4: Perzeptionen und Konstruktionen des Körpers

15.30-16.00 Uhr
Klaus Haberkamm (Münster): Mikrokosmos Mensch. Der Körper in der astrologischen Anthropologie der Frühen Neuzeit

Plenum

19.00-20.30 Uhr
Abendveranstaltung in Schünemanns Mühle (Foyer) der Bundesakademie für kulturelle Bildung

Marie-Thérèse Mourey (Paris)
Anstand und Eleganz auf der Bühne der Welt. Gebaren und Tanz im 17. Jahrhundert.
Eine Aufführung unter Mitwirkung von Irène Ginger und Hubert Hazebroucq (Tänzer) sowie Emmanuel Resche und Etienne Galletier (Musiker)

Freitag, 29. Juli 2016

Sektion 1: Körperpraktiken in Politik, Recht und Religion

09.30-10.00 Uhr
Lothar Vogel (Rom): Die Jungfrauengeburt als Paradigma einer idealen Anthropologie im radikalen Pietismus
10.00-10.30 Uhr
Andreas Keller (Berlin): Der „Körper als Kirche“ und die „Kirche als Körper“: Neu- und Reformulierungen des christlichen "Corpus"-Begriffs von der messianischen Verleiblichung Qurinus Kuhlmanns bis zur militanten Körperschaft des kolonialen Jesuitentums

Sektion 2: Körperpraktiken in der ständischen Alltagskultur und Geselligkeit

09.30-10.00 Uhr
Rudolf Drux (Köln): Körperlichkeit in barocken Hochzeitsgedichten (Epithalamien). Lizenzen und Grenzen
10.00-10.30 Uhr
Anne Christina May (Erfurt): Kollektive Körpererfahrung im rituellen Eid: Schwörtage in der Frühen Neuzeit

Sektion 3: Performanz und Inszenierung des Körpers auf der Bühne und in Kunst und Literatur

09.30-10.00 Uhr
M. A. Katritzky (Oxford): Shackshoon: the disabled non-European performative body in 17th century London
10.00-10.30 Uhr
Clemens Peck (Salzburg): Verkehrter Körper. Stranitzkys Wiener Haupt- und Staatsaktionen

Plenum

10.30-11.00 Uhr
Kaffeepause im Lessinghaus

11.00-12.00 Uhr
3. Plenarvortrag: Eva Labouvie (Magdeburg): Magie des Körpers – Körpermagie – magische Körper

Ende des Kongresses

Kontakt

Dr. Volker Bauer
Herzog August Bibliothek
Postfach 1364
38299 Wolfenbüttel

forschung@hab.de

http://www.hab.de/de/home/wissenschaft/arbeitskreise/barockkongress-2016.html