Unsagbarkeit - Sprachen der Liebe in der Literatur der Vormoderne

Unsagbarkeit - Sprachen der Liebe in der Literatur der Vormoderne

Veranstalter
Humboldt-Universität zu Berlin
Veranstaltungsort
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.06.2016 -
Website
Von
Felix Florian Müller, HU Berlin

Die Darstellungen von Intimität in Literatur und Kunst des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sind vielfältig. Liebe und Freundschaft als Erscheinungsformen der Intimität werden in weltlichen und geistlichen Diskursen in sehr differenzierter Weise inszeniert. Doch haben diese Diskurse eines gemeinsam: die Darstellung eines Moments höchster Intimität, der verhüllt werden muss und somit unsagbar bleibt.
Im Anschluss an Luhmanns Studie Liebe als Passion stellt sich die Frage, wie solche Formen der Unsagbarkeit in kommunikativen Prozessen funktionalisiert werden können. Intimität im Sinne einer „zwischenmenschlichen Interpenetration“ (Luhmann), einer wechselseitigen Durchdringung zweier empirischer Personen oder fiktionaler Figuren, gestaltet sich in vormodernen Gesellschaften vielfach als Spannung zwischen individuellem Affekt und gesellschaftlicher Restriktion. Form und Bedingungen ihrer Kommunikabilität sind abhängig von den Normen und Codes, denen sie gesellschaftlich unterworfen sind. Der Inkommunikabilität kommt die Schlüsselrolle zu, höchste Intimität auch in einem breiteren gesellschaftlichen Kontext kommunikativ anschlussfähig zu machen. Da hierfür spezielle Beschreibungsformen und Darstellungsmodi erst gefunden werden müssen, besitzt die Unsagbarkeit ein hohes kreatives Potenzial, das es für die genannten Epochen auszuloten gilt. Einige Ansätze zu diesen Themen sollen mit den Beiträgen präsentiert werden.

Programm

Programm Tagung „Unsagbarkeit“

9.00-9.30
Begrüßung
Beatrice Michaelis: Thesen zur (Dis-)Artikulation

9.30-11.00
Moderation: Beatrice Michaelis

Antje Sablotny (Dresden): Parzival und Condwiramurs. Von der Liebesehe erzählen

Johanna Langer/Christoph Schanze (Gießen) : Von der Unverfügbarkeit passionierter Liebe. Dido in der mittelalterlichen Lyrik

11.15-12.45
Moderation: Lea Braun

Matthias Standke (HU Berlin): Transformationen des Unsagbaren. Semantiken der Intimität in lateinischen und volkssprachlichen Ordensgründerlegenden

Iulia Emilia Dorobantu (Heidelberg/Würzburg): Verstummen verlernen? Der Weg aus der Unsagbarkeit in spätmittelalterlicher Minnedidaxe

14.00-15.30
Moderation: Tobias Roth

Laura Gemsemer (FU Berlin): Sex und Metapher (Boccaccio)

Katharina Tugend (Duisburg Essen): „Wäre ich euch zur Seite gewesen, hätte ich den Mund nicht so weit aufgemacht (…).“ Die Entgrenzung des Sagbaren in ehelichen Konflikten in den Briefen Margherita und Francesco di Marco Datinis (1384-1410).

15.40-17.10
Moderation: Felix Florian Müller

Johanna Kahlmeyer (Kassel): Wickrams „Metamorphosen“ zwischen Emotionalisierung und Unsagbarkeit

Katharina Wimmer (Genf): Die eitle Liebe zum Ich. Der Narziss-Mythos bei Jörg Wickram und Ovid

17.30-19.45
Moderation: Friederike Krippner

Christiane Hansen (Freiburg): Sprachen des Unverfügbaren: Liebe zwischen Bewunderung, Verehrung und Faszination im englischen heroic play (ca. 1660-1690)

Sarah Fallert (FU Berlin): Sprachen des Unsagbaren in poetologischen und ästhetischen Texten der spanischen Aufklärung

Erika Thomalla (HU Berlin): Mit Ach und Weh. Seufzen im 18. Jahrhundert

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Ort:
Humboldt-Universität zu Berlin
Auditorium im Grimm-Zentrum
Geschwister-Scholl-Straße 1-3
10117 Berlin

Kontakt und Anmeldung:
Lea Braun (braunlea@hu-berlin.de)
Felix Florian Müller (felix.florian.mueller@hu-berlin.de)

Die Tagung wird mit Mitteln des SFB 644 "Transformationen der Antike" gefördert.

Kontakt

Felix Müller

Mohrenstraße 40/41
10117 Berlin

felix.florian.mueller@hu-berlin.de


Redaktion
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