Aus der Geschichte lernen? Erinnerungskultur als Weg zur europäischen Verständigung

Aus der Geschichte lernen? Erinnerungskultur als Weg zur europäischen Verständigung

Veranstalter
Internationales Bildungs- und Begegnungswerk (IBB) gGmbH
Veranstaltungsort
Best Western Hotel Felix - Omulewska 24 - Warszawa
Ort
Warschau
Land
Poland
Vom - Bis
27.10.2016 - 30.10.2016
Deadline
04.09.2016
Von
Anton Markschteder

Mit dieser Konferenz möchte das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk (IBB gGmbH) Dortmund je 20 jungen Historikern, Multiplikatoren der historischen Bildung, Initiativen und Journalisten aus Belarus, Deutschland, Polen, Russland und der Ukraine die Möglichkeit geben, einen differenzierten Blick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts (Zweiter Weltkrieg, Holocaust, Stalinismus) und seine historische Aufarbeitung zu werfen. Was wissen wir in Deutschland über die Entwicklung der Erinnerungskulturen in Polen und den drei osteuropäischen Ländern in der postsowjetischen Zeit? Welchen gesellschaftlichen Stellenwert hat die historische Erinnerung heute in den verschiedenen Ländern, welche Traditionen und neue Formen der Erinnerungsarbeit gibt es? Diese Konferenz bietet die Gelegenheit, besser zu verstehen, welche unbearbeiteten historischen Konflikte die Beziehungen zwischen diesen Ländern bis in die Gegenwart belasten.

In Vorträgen ausgewiesener Experten erhalten die Teilnehmer Informationen aus erster Hand über die Erinnerungskulturen, über Kontroversen und konkurrierende Erinnerungen, über weiße Flecken der Geschichtsschreibung in Belarus, Deutschland, Polen, Russland und der Ukraine. Darüber hinaus werden historische Initiativen, Projekte und Beispiele der praktischen Erinnerungsarbeit aus jedem Land vorgestellt, die entweder gegen das Verdrängen und Vergessen von geschichtlichen Ereignissen und Katastrophen im eigenen Land arbeiten oder grenzüberschreitend beim Prozess einer europäischen Erinnerungskultur und Verständigung positiv mitwirken.

Warschau ist nicht nur Ort der Konferenz, sondern als zentraler europäischer Erinnerungsort ermöglicht die polnische Hauptstadt zugleich eigene Lernerfahrungen: In parallelen Exkursionen gehen wir der Geschichte des Warschauer Aufstands 1944 und den nach 1989 entstandenen Orten einer nationalen Erinnerungskultur (Museum des Warschauer Aufstands, Museum der Geschichte der polnischen Juden, Denkmälern etc.) nach. Die Katastrophe des Holocausts wird beim Besuch des Vernichtungslagers Treblinka gegenwärtig, einem in Deutschland oft vergessenen Ort der Erinnerungskultur, den wir mit einer eigenen Gedenkfeierlichkeit würdigen möchten.

Bei abschließenden Diskussionen erörtern wir die Frage, wie Akteure der Erinnerungsarbeit auch in Zukunft über Sprach- und Landesgrenzen hinweg miteinander kommunizieren, zusammenarbeiten und sich vernetzen können, welche Formen des Informations- und Erfahrungsaustausches dabei helfen und in welchen gemeinsamen Projekten Akteure aus Ost und West weiter an der Vision einer europäischen Erinnerungskultur und Verständigung arbeiten können.

Das IBB Dortmund und seine Partner laden junge Historiker, Journalisten sowie Vertreter von Berufsgruppen, die sich professionell mit historischer Bildung, Geschichte und Erinnerungskultur beschäftigen, herzlich dazu ein, diesen Fragen gemeinsam mit ihren Kollegen aus Mittel- und Osteuropa nachzugehen.
Projektleitung

Peter Junge-Wentrup
Geschäftsführung IBB gGmbH Dortmund

Koordination
Dr. Isolde Baumgärtner
Gesamtkoordination

Anton Markschteder
IBB gGmbH Dortmund/ Koordinator Deutschland

Teilnehmer:

20 junge Historiker, Journalisten und Vertreter des Bereichs der historischen Bildung und Erinnerungsarbeit (mit Berufserfahrung*) bis max. 40 Jahre aus Deutschland

* Studenten können leider an dieser Konferenz nicht teilnehmen, die Teilnahme von Doktoranden ist möglich.
Arbeitssprachen: Deutsch, Polnisch und Russisch (Übersetzung ist gewährleistet)

Was erwartet Sie?

Sie erhalten Informationen zu Entwicklungen und Problemen der nationalen Erinnerungskulturen in Mittel- und Osteuropa und lernen wegweisende Projekte zur historischen Erinnerungsarbeit und europäischen Verständigung kennen.

Sie haben die Möglichkeit, sich mit Kollegen aus Belarus, Deutschland, Polen, Russland und der Ukraine über ihr Verständnis von Geschichte und historischer Erinnerungsarbeit auszutauschen und neue Wege der Zusammenarbeit zu diskutieren.

Sie erweitern Ihr internationales berufliches Netzwerk.
Sie besuchen wichtige Erinnerungsorte in Warschau und Treblinka.

Was wird von Ihnen erwartet?

Als Multiplikator der historischen Bildung, als Historiker oder historisch interessierter Journalist verfügen Sie über besondere Möglichkeiten, Wissen und Erfahrungen, die Sie während der Konferenz gewonnen haben, an die breite Öffentlichkeit, Fachkreise etc. in Ihrem Land weiterzugeben. Es ist wünschenswert, dass die Teilnehmer auch nach der Konferenz aktiv werden, indem sie zur Thematik des Projektes zum Beispiel

- einen Artikel/Beitrag in den Medien, Fachzeitschriften usw. veröffentlichen oder/und eine Veranstaltung (Vortrag, Präsentation o. ä.) organisieren.

Neue gemeinsame Projektideen und Initiativen zur Entwicklung der Erinnerungskultur auf europäischer Ebene, die Teilnehmer während der Konferenz entwickeln, werden ausdrücklich begrüßt und seitens des IBB und seiner Kooperationspartner im Rahmen ihrer Möglichkeit unterstützt.

Teilnahmebedingungen

Kosten

Folgende Kosten werden vom Projektträger IBB gGmbH Dortmund getragen:
- Übernachtung in Zweibettzimmern im Best Western Hotel Felix*
- Verpflegung während der Konferenz
- Programm der Konferenz
- Exkursionen inklusive Eintrittsgelder und Führungen
- Dolmetscherleistungen
- Auslandskrankenversicherung

Folgende Kosten werden von den deutschen Teilnehmern getragen:
- Reisekosten nach Warschau und zurück

Bewerbung:

- Die Bewerbung erfolgt im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung. Wenn Sie teilnehmen möchten, reichen Sie bitte Ihre Kurzbewerbung bis zum 04. September 2016 ein:

http://goo.gl/forms/mj5AxuFQUPCfMxMz2

Programm

Programm (Stand: 28.7.2016)

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Bis 17.00 Uhr Ankunft der Teilnehmer aus UA, RUS, D, BY, PL in Warschau

Aufbauen der Stände und Tische der Initiativen im Konferenzzentrum, „Steckbriefe“ der Teilnehmer mit Fotos

17.00 Offizieller Beginn der Konferenz Begrüßung und Einführung in das Programm: Peter Junge-Wentrup, IBB und Partner

Grußwort: N.N., Institut für Nationales Gedenken/ Instytut Pamięci Narodowej (IPN) (angefragt)
Grußwort: Rolf Nikel, Deutscher Botschafter in Polen (angefragt)

17.45 Historische Aufarbeitung im Spannungsfeld zwischen nationaler Tradition und europäischer Verständigung
Polen
Entwicklung der polnischen Erinnerungskultur (Traditionen, Tendenzen und Kontroversen nach 1989)
Vortrag: Prof. Dr. Jan Rydel, Universität Krakau, poln. Koordinator des Europäischen Netzwerkes „Remembrance and Solidarity“, (angefragt)
Anschl. Diskussion

19.00 Abendessen
20.00 Präsentation polnischer Initiativen und Projekte im Forum
1. Jan Ołdakowski, Direktor des Museums des Warschauer Aufstandes/ Muzeum Powstania Warszawskiego (angefragt)
2. Alicja Wancerz-Gluza, Stiftung „Zentrum KARTA“, Warschau /Fundacja Ośrodka KARTA

21.00 Informelles Kennenlernen und Rundgang durch die „Galerie der Selbstporträts der Teilnehmer“

Freitag, 28. Oktober

9.00 - 11.00 Historische Aufarbeitung im Spannungsfeld zwischen nationaler Tradition und europäischer Verständigung (Fortsetzung)
Deutschland

9.00 - 10.00 Deutsche Erinnerungskultur, die Rolle Polens in der deutschen Erinnerungskultur, Etappen der der deutsch-polnischen Versöhnung
Vortrag: Prof. Dr. Volkhard Knigge, Gedenkstätte Buchenwald (angefragt)
Anschl. Diskussion
10.00 - 11.00 Präsentation Projekte:
1. Paweł Moras, Die Arbeit des Deutsch-Polnischen Jugendwerks (DPJW) – Polsko-Niemiecka Współpraca Młodzieży (PNWM)
2. Hanna Huhtasaari, Bundeszentrale für politische Bildung: Vorstellung des bpb-Modellprojekts und Exkursion „‚Jenseits von Auschwitz …‘ – Orte nationalsozialistischer Massenverbrechen“

11.00 - 11.30 Kaffeepause

11.30 - 13.30 Historische Aufarbeitung im Spannungsfeld zwischen nationaler Tradition und europäischer Verständigung (Fortsetzung)
Belarus
11.30 - 12.30 Entwicklung einer belarussischen Erinnerungskultur nach 1991 (parallele Erinnerungsdiskurse, Kontroversen, weiße Flecken, Tabus)
Vortrag: Alexej Bratotschkin /Алексей Браточкин, Minsk
Anschl. Diskussion
12.30 - 13.30 Präsentation von belarussischen Initiativen
1. Dr. Aliaksandr Dalhouski, Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ Minsk
2. Andrei Mastyka, Belorussisches Oral-History-Archiv

13.30 - 14.30 Mittagessen

ab 15.00 Uhr Warschau als zentraler europäischer Erinnerungsort

Exkursion I: Historische Führung durch das Gelände des ehem. Warschauer Ghettos (incl. Umschlagplatz, Willy Brandt-Platz etc.) und Besuch des Museums der Geschichte der polnischen Juden (POLIN) in Kleingruppen
Exkursion II: Besuch des Museums des Warschauer Aufstands (1944), historische Führung zu den Gedenkstätten und Denkmälern für die Warschauer Aufständischen (in Kleingruppen), ggf. Gespräch mit einem Zeitzeugen

19.30 Abendessen
anschl. Zeit für informelle Gespräche

Ab 19.00 Uhr Freizeit: ggf. Konzert im Museum POLIN im Rahmen des jährlichen Festivals zur Ausstellungseröffnung

Samstag, 29. Oktober
9.00 - 11.00 Historische Aufarbeitung im Spannungsfeld zwischen nationaler Tradition und europäischer Verständigung (Fortsetzung)
Ukraine

9.00 - 10.00 Entwicklung einer ukrainischen Erinnerungskultur nach 1991 (parallele Erinnerungsdiskurse, Kontroversen, weiße Flecken, Tabus)
Vortrag: Prof. Dr. Jaroslaw Hrytsak, Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
Anschl. Diskussion

10.00 - 11.00 Präsentation von ukrainischen Initiativen
1. Dr. Anatolij Podolskij, Ukrainian Center for Holocaust Studies, Kiew
2. N.N.

11.00 - 11.30 Kaffeepause

11.30 - 13.30 Historische Aufarbeitung im Spannungsfeld zwischen nationaler Tradition und europäischer Verständigung (Fortsetzung)
Russland

11.30 - 12.30 „Entwicklung und Besonderheiten der russischen Erinnerungskultur nach 1991“
Vortrag: Prof. Dr. Alexander Etkind, Europäische Hochschule Florenz (vorläufig zugesagt)
Anschl. Diskussion

12.30 - 13.30 Selbstpräsentation russischer Initiativen/ Projekte:
1. Memorial, Dr. Irina Scherbakova (angefragt)
(Katyn-Buch 2015, Geschichtswettbewerbe für Schüler, z.B. anhand einer polnischen Biographie)
2. Projekt: „Последний адрес - Die letzte Adresse“, Sergej Parchomenko/ Сергей Пархоменко, Begründer des Projektes, Journalist und Publizist (derzeit Wilson Center Public Policy Fellow)

14.00 Abfahrt nach Treblinka

15.30 Die Todesfabrik Treblinka
Führung durch die Gedenkstätte in parallelen Kleingruppen

17.00 Gemeinsame Gedenkfeier

17.45 Rückfahrt nach Warschau

20.00 Abendessen

Sonntag, 30. Oktober
9.00 - 10.30 Anton Markschteder, Präsentation des Konzepts des geplanten historischen Internetportals
anschl. Fragen und Diskussion

10.30 - 11.00 Kaffeepause

11.00 - 13.00 Perspektiven einer europäischen Erinnerungskultur
(Abschlussdiskussion, Verabredungen)

13.00 Mittagessen, Ende der Konferenz
Anschl. Zeit für individuelle Gespräche, Stadterkundungen etc.

Kontakt

Anton Markschteder

IBB gGmbH, Bornstr. 66
44145 Dortmund
0231 952096 - 31

markschteder@ibb-d.de

http://goo.gl/forms/mj5AxuFQUPCfMxMz2