Ringvorlesung: Europa im Fluss - Perspektiven auf Migration und kulturellen Wandel in Europa

Ringvorlesung: Europa im Fluss - Perspektiven auf Migration und kulturellen Wandel in Europa

Organizer
Zentrum für Integrationsstudien / TU Dresden
Venue
wechselnde Orte (siehe Programm)
Location
Dresden
Country
Germany
From - Until
25.10.2016 - 30.01.2016
By
Karoline Oehme-Jüngling

Mit der Ringvorlesung setzt sich das neu gegründete Zentrum für Integrationsstudien (ZfI) mit aktuellen Perspektiven der Migrations- und Integrationsforschung auseinander. Sie richtet sich an Studierende und Mitarbeitende akademischer sowie öffentlicher Einrichtungen und ist offen für alle am Thema Interessierte.

Programm

25.10.2016
„Institutionelle Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationsgeschichte im Bildungsbereich: Hintergründe, Forschungsstand und Praxisperspektiven zum Abbau institutioneller Barrieren“

Prof. Mechthild Gomolla, Universität der Bundeswehr Hamburg
Moderation: Prof. Antonia Kupfer
Ort: HSZ/405/U

Der Vortrag beleuchtet die Bedeutung von Diskriminierung im Kontext von Migration und Bildung. Einführend werden unter­schiedliche Ansätze zur theoretischen Bestimmung und empi­rischen Erforschung von Diskriminierung vorgestellt und histo­risch eingeordnet. Besonders akzentuiert wird die in Deutschland rechtlich und politisch zunehmend relevant gewordene Kategorie der institutionellen Diskriminierung. Hier geht es um dauerhafte Benachteiligungen sozialer Gruppen. Im Vortrag soll gezeigt wer­den, dass institutionelle Diskriminierung nicht nur ein nützliches Konzept ist, um bestehende Forschungslücken bei der Aufklä­rung der ursächlichen Mechanismen sozialer Ungleichheit im Bil­dungssystem und durch schulische Bildung zu schließen. Auch das Potential der Auseinandersetzung mit institutioneller Diskri­minierung für eine inklusions- und gerechtigkeitsorientierte Insti­tutionenentwicklung wird in den Blick gerückt.

1.11.2016
„Ökonomische Aspekte der Migrations- und Flüchtlingspolitik in der Europäischen Union“

Prof. Oliver Holtemöller, Institut für Wirtschaftsforschung Halle IWH
Moderation: Prof. Marcel Thum
Ort: Festsaal der Fakultät Wirtschaftswissenschaften

Veranstaltung in Kooperation mit dem Fakultätskolloquium der Wirtschaftswissenschaften

Im Vortrag wird die Migrations- und Flüchtlingspolitik in der Europäischen Union in den Kontext der europäischen Integration eingeordnet und aus ökonomischer Perspektive analysiert. Zunächst wird die Binnenmigration innerhalb der EU vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung und der europäischen Schulden- und Vertrauenskrise analysiert. Danach geht es um die aktuelle Flüchtlingsmigration. Es werden die ökonomischen Gründe dafür erörtert, dass die Flüchtlingspolitik auf der europäischen Ebene angesiedelt sein sollte. Ferner wird dargestellt, wie nationale Partikularinteressen die europäische Politik behindern, während eine wohl definierte nationale Identität im Sinne von sozialen Normen gleichzeitig eine wichtige Voraussetzung für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg und für die Integration von Migranten ist. Dieses Dilemma ließe sich durch eine Stärkung der europäischen Identität lindern.

3.11.2016
„Schutz des Persönlichkeitsrechts und kulturelle Identität“

Prof. Karl‐Nikolaus Peifer, Universität Köln
Moderation: Prof. Horst-Peter Götting
Ort: Vortragssaal SLUB

Das Verständnis davon, was eine Persönlichkeit ausmacht, ist kulturgebunden. Bei der Integration von Migranten, aber auch bei der Achtung vor ihren mitgebrachten Kulturregeln stellen sich besondere Herausforderungen. In Europa geht es traditionell um den Schutz von Ehre, Würde und die Achtung vor dem Privaten. Was die Ehre bestimmt, was privat und was öffentlich ist, wird allerdings interkulturell unterschiedlich gesehen. Wer das Persönlichkeitsrecht schützen möchte, begibt sich daher in einen Raum des Ungewissen und des Vagen. Toleranz, Meinungs-, Kunst- und Satirefreiheit sind Interessen, die mit zu gewichten sind, wenn man diesen Raum ausloten möchte. Sachverhalte, wie die Böhmermann-Satire über Erdogan gehören zum Problemfeld ebenso wie die Achtung der Würde von Angehörigen ethnisch, sexuell oder sozial definierter Gruppen sowie die Ausleuchtung des Privaten in sozialen Netzwerken. Der Vortrag wird die juristischen Regeln, die in Deutschland und in der Europäischen Union gelten anhand von Beispielen erläutern, aber auch alternative Konzepte des Schutzes von Individuen und Kollektiven vorstellen.

17.11.2016
„ARRIVING IN THE CITY: How Immigrants Change From Outsiders to Citizens and Neighbours”

Dough Saunders, britisch-kanadischer Journalist und Autor
Moderation: Kunsthaus Dresden
Ort: Kulturrathaus Dresden

Veranstaltung in Kooperation mit dem Kunsthaus Dresden

When immigrants from religious-minority backgrounds arrive in a new country, they are often viewed as incompatible, inassimilable and even threatening. The difficult ordeals of migration, flight and resettlement are often seen as failed integration and “parallel societies,” and this perception can become a self-fulfilling prophecy. We have seen this pattern, over the last century, with waves of Southern European Catholics and Eastern European Jews seeking asylum in Western Europe and North America. We are now seeing it repeated with smaller groups of Muslims from the Middle East and North America – and once again the political misunderstanding threatens their efforts to become European citizens. Doug Saunders draws on his books The Myth of the Muslim Tide (Mythos Überfremdung) and Arrival City, as well as new work with the World Bank and the German pavilion at the Venice Architecture Biennale, to examine how minority newcomers make their start in Western cities – and how the right policies and interventions can ease their transformation into full citizens and successful neighbours.

22.11.2016
"Migrationsgeschichte Deutschlands seit 1945"

Dr. Stephanie Zloch, Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig
Moderation Frau Prof. Dagmar Ellerbrock
Ort: Vortragssaal SLUB

Die Migrationsgeschichte Deutschlands seit 1945 in ihrer Vielfältigkeit zu skizzieren und zugleich systematische Zugänge und aktuelle Forschungsergebnisse zur Diskussion zu stellen, ist das Anliegen dieses Vortrags. In einem ersten Schritt wird die Heterogenität der Migrant/innen in den Blick gerückt. Für Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemals deutschen Ostgebieten, Überlebende der Shoah, „Gastarbeiter/innen“, politische Exilant/innen, Spätaussiedler/innen und Asylsuchende wird ein Vergleich ihrer Migrationserfahrungen unternommen. Dann werden zentrale Phasen, Begriffe und Debatten der Migrationsgeschichte vorgestellt und in ihrer Historizität analysiert, so dass auch vermeintlich selbstverständliche Begriffe wie z. B. Integration in ihrer diskursiven Veränderlichkeit sichtbar werden. Schließlich geht es um die Frage, welche Deutungsrahmen und Maßstabsebenen einer Migrationsgeschichte Deutschlands nach 1945 angemessen sind. Erörtert werden die Bedeutung sozialer Praktiken „vor Ort“, die Ausbildung transnationaler und transregionaler Diasporen und Netzwerke sowie der Einfluss internationaler Politik.

29.11.2016
"Gegen die Mythen: Migranten in Deutschland - Diskurse und Fakten"

Prof. Helena Flam, Universität Leipzig
Moderation Frau Prof. Antonia Kupfer
Ort: Vortragssaal SLUB

Der Vortrag beschäftigt sich mit der Frage, ob Deutschland ein Zuwanderungsland ist und als solches in der Welt wahrgenommen wird. Dabei wird die Beantwortung auf diese Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven heraus entwickelt. Einerseits wird Bezug auf die Zuwanderungsströme nach Deutschland innerhalb der letzten 140 Jahren genommen, andererseits wird die wirtschaftliche und arbeitsmarktliche Bedeutung von Zuwanderung und auch der Zuwanderungslücken im Zeitraum der Jahre 1990 bis 2015 thematisiert. Ergänzend wird auch der gesetzliche Rahmen betrachtet, der den Zugang von Zugewanderten zum deutschen Arbeitsmarkt begrenzt und hierdurch die Aufnahmefähigkeit des Zuwanderungslandes Deutschland definiert.

6.12.2016
„Fluchtmigration nach Deutschland“

Prof. Klaus F. Zimmermann, Universität Bonn (Wirtschaftswissenschaften)
Moderation: Herr Prof. Marcel Thum
Ort: Festsaal der Fakultät Wirtschaftswissenschaften

Veranstaltung in Kooperation mit dem Fakultätskolloquium der Wirtschaftswissenschaften

Als im Jahre 2015 die Fluchtwelle Deutschland erreichte war die Überraschung groß. Konnte dies nicht besser eingeschätzt werden? Was sind die Ursachen der gegenwärtigen Flucht und warum kommen die Flüchtlinge nach Deutschland? Sicheren Boden haben sie bereits im Süden Europas erreicht. Etnische Netzwerke, die Zusammenführung von Familien und ökonomische Motive spielen eine wichtige Rolle. Deutschland hat einen robusten Arbeitsmarkt, der langfristige Zukunftsperspektiven bietet. Trotz der relativ großen Zahlen ist Deutschland nicht wirklich überfordert, aber gefordert die wichtige Aufgabe der Krisenbewältigung zu organisieren. Bedrohen Flüchtlinge die Jobs der Einheimischen? Das wird man aufgrund vergangener Erfahrungen nicht befürchten müssen. Kann der Zustrom einfach durch Schließung der Grenzen beendet werden? Das ist angesichts der geographischen Situation kaum zu erwarten. Auch sind andere Maßnahmen wie eine aktive Nachbarschaftspolitik im Mittelmeeraum und Entwicklungspolitik wenn überhaupt erst langfristig effektiv. Der Vortrag analysiert auch diese Optionen.

13.12.2016
Integrationspolitik in Westeuropa: Trends und Debatten

Prof. Dr. Christian Joppke Universität Bern
Moderation: Herr Prof. Hans Vorländer
Ort: Kulturrathaus Dresden

Veranstaltung in Kooperation mit dem Kunsthaus Dresden

Seit den späten 90ern hat sich die „zivile Integration“ als dominantes Politikparadigma der Zuwandererintegration fast überall in Westeuropa durchgesetzt: obligatorische Sprach- und Integrationskurse und Tests als Bedingung für die Aufnahme oder Verstetigung des Aufenthalts, sowie für die Erlangung der Staatsbürgerschaft. Dieser Vortrag untersucht kontroverse Einschätzungen der neuen Politik: ob sie „nationale Modelle“ der Integration abgelöst haben, einen „Rückzug“ vom Multikulturalismus bedeuten, und im Kern ein illiberales Assimilierungsprojekt sind. Unstrittig ist, dass es der zivilen Integration um die Einbindung von Zuwanderern in die Institutionen der Mehrheitsgesellschaft geht, in einem neuen historischen Kontext der permanenten und nicht länger bloss episodischen, und als solcher von den politischen Eliten akzeptierten Zuwanderung.

12.01.2017
Schaffen wir das? Zur Integration von Flüchtlingen

Prof. Bauer, RWI Essen
Moderation: Herr Prof. Marcel Thum
Ort: Festsaal der Fakultät Wirtschaftswissenschaften

Veranstaltung in Kooperation mit dem Fakultätskolloquium der Wirtschaftswissenschaften

Im Rahmen ihrer alljährlichen Sommerpressekonferenz sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2015 zur Flüchtlingsfrage: „Das Motiv, mit dem wir an diese Dinge herangehen, muss sein: Wir haben so vieles geschafft, wir schaffen das. Wir schaffen das, und wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden.“ Angesichts des Umfangs des Flüchtlingszustroms in den Monaten nach dieser Pressekonferenz stellt sich jedoch die Frage, ob wir es wirklich schaffen können, die Flüchtlinge erfolgreich in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu integrieren. Wie erfolgreich waren wir in der Vergangenheit bei der Integration von Zuwanderern? Welche Fehler haben wir gemacht? Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um diese Herausforderung zu meistern? Welche langfristigen Effekte sind für den Arbeitsmarkt zu erwarten? Ist dieser Zustrom eine Lösung der aus dem demographischen Wandel entstehenden Probleme?

17.01.2017
„Kulturelle Globalisierung. Edouard Glissant und die All-Welt. Eine Provokation für Europa?“

Prof. Dorothee Röseberg, Martin Luther Universität Halle
Moderation: Christiane Mennicke-Schwarz (Leitung Kunsthaus Dresden)
Ort: Kulturrathaus Dresden

Veranstaltung in Kooperation mit dem Kunsthaus Dresden

Globalisierung wurde in Europa lange Zeit nur in ökonomischen Zusammenhängen gedacht und debattiert. Angesichts der Flüchtlings- und Migrationsbewegungen stellen sich nun vor allem auch kulturelle Fragen wie die nach Fremdheit, Identitäten und Grenzen. Edouard Glissant, einer der bedeutendsten Kulturtheoretiker und Schriftsteller aus der Karibik, hat schon früh sein Konzept von der All-Welt entwickelt, wurde in Europa aber nur in engen Fachkreisen bekannt. Ist sein Konzept Provokation, Anregung oder auf Europa nicht übertragbar? Diese Fragen leiten den Vortrag, mit dem versucht wird, das komplexe Werk Glissants zu beleuchten.

24.01.2017
„Die Konstruktion von Migration und Migrationsursachen durch die Medien und ihre Wirkung in der Gesellschaft“

Prof. Lutz Hagen, Dr. Anna – Maria Schielicke, TU Dresden
Moderation: Dr. Sara Hägi-Mead
Ort: Vortragssaal SLUB

Der Vortrag setzt sich mit der medialen Darstellung von Migration und Migranten, vor allem vor dem Hintergrund der Vermittlungs- und Integrationsfunktion der Massenmedien, auseinander. Drei Ebenen werden dabei näher beleuchtet. Auf der ersten Ebene wird geklärt, wie Berichterstattung zustande kommt. Der Fokus liegt dabei auf Selektionsentscheidungen seitens der Journalisten und Arbeitsroutinen der Medien. Auf der zweiten Ebene wird vor allem anhand empirischer Analysen die Berichterstattung über Migration und Migranten der letzten Jahre nachgezeichnet. Im Zentrum stehen hier Fragen der Thematisierung, Repräsentation und Stereotypisierung. Abschließend werden Wahrnehmungsphänomene medialer Inhalte diskutiert, die das Bild von Migration und Migranten in der öffentlichen Meinung mit formen.

30.01.2017
„Migration, Inter‐ und Transkulturalität, Ethnie und Geschlecht“

Dr. Naime Cakir, Universität Frankfurt
Moderation: Frau Prof. Maria Häusl
Ort: Kulturrathaus Dresden

Veranstaltung in Kooperation mit dem Kunsthaus Dresden

Im Zuge der Beschreibung der Lebenssituation emanzipatorisch-feministisch orientierter Musliminnen im von ihnen beanspruchten öffentlichen Raum wird deren kaum auflösbares Dilemma aufgezeigt. Demnach werden im Zuge ihrer Emanzipationsbestrebungen von unterschiedlicher Seite bestimmte Rollen zugewiesen, mit denen einerseits von einem von patriarchalen Mächten unterdrücktem Opfer, bzw. einer von fundamentalistisch-islamistischen Interessen geleiteten Aktivistin ausgegangen wird. Auf der anderen Seite wird aus der fundamentalistischen Glaubensperspektive tendenziell vermutet, es handele sich bei diesen selbstbewussten Frauen um vom rechten Glauben abgefallene Musliminnen, die von religionsfeindlichen westlichen Ideologien verführt wurden. Dr. Naime Cakir stellt Reaktion muslimischer Feministinnen und Aktivistinnen auf diesen Diskurs vor und gibt einen Überblick über unterschiedliche Organisationen von und für muslimische Frauen in Deutschland.

Contact (announcement)

Karoline Oehme-Jüngling

TU Dresden, Zentrum für Integrationsstudien, 01062 Dresden

++49(0)351 463 40628

karoline.oehme-juengling@tu-dresden.de

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