Dumme Dinge – schlaue Sachen? Die materiale Seite von Pflege und Care

Dumme Dinge – schlaue Sachen? Die materiale Seite von Pflege und Care

Veranstalter
Forschungsverbund "Pflegedinge", Institut für Gerontologie (Universität Heidelberg); Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité; Institut für Sozial- und Organisationspädagogik (Universität Hildesheim); Fachgebiet Pflegewissenschaft (Universität Osnabrück)
Veranstaltungsort
Prinz Carl Palais, Kornmarkt 1, 69117 Heidelberg
Ort
Heidelberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
18.01.2017 - 20.01.2017
Deadline
09.01.2017
Von
Carolin Kollewe, Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg

Pflege und Care stellen komplexe zwischenmenschliche Beziehungen dar, in deren Ausgestaltung verschiedenste Gegenstände involviert sind. Bislang ist jedoch ungeklärt wie Dinge – die uns weder als einfache und beliebig einsetzbare Mittel zum Zweck („dumme Dinge“), noch als raffinierte problembehebende Alleskönner („schlaue Sachen“) gegenüberstehen – an der Herstellung von Pflege mitwirken. Die Tagung „Dumme Dinge – schlaue Sachen?“ nimmt diese Frage und die Dinge der Pflege in den Blick. Die Veranstaltung bildet den Abschluss des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten interdisziplinären Forschungsprojekts „Die Pflege der Dinge – Die Bedeutung von Objekten in Geschichte und gegenwärtiger Praxis der Pflege“ (kurz: Pflegedinge). Neben der Vorstellung und Diskussion der zentralen Ergebnisse des Forschungsprojekts, will die Tagung Wissenschaftler*innen über Fach- und Landesgrenzen hinweg für einen intensiven Gedankenaustausch zusammenbringen.

Programmablauf
Mittwoch, 18.01.2017
Eröffnet wird die Konferenz mit einer Keynote des Projekts „Pflegedinge“ über „Materialitäten in Pflege und Care“. In dem daran anschließenden Panel „Pflegetechnik – Technikpflege“ steht die Frage im Mittelpunkt, wie Menschen gemeinsam mit verschiedenen Technologien Pflege und Care herstellen. Den ersten Konferenztag beschließt der Abendvortrag „About techno-nurses and empathetic machines. Shifting relations in shaping ‘good care’” von Jeanette Pols, Socrates Professorin am Department of Sociology and Anthropology, Faculty of Behavioral & Social Sciences, der Universiteit van Amsterdam.

Donnerstag, 19.01.2017
Am zweiten Konferenztag wird mit der Keynote „Objects of Care: The complex and changing nature of nursing’s relationship with tools and technologies, 1880-1918” von Christine Hallet, Professor of Nursing History der University of Manchester, die pflegehistorische Dingforschung in den Blick genommen. Daran schließt das Panel „Historische Pflegedinge“ an, in dem die materialen Hinterlassenschaften der Pflege und ihr Einfluss auf die vergangenen pflegerischen Konzeptionen und Konstellationen im Zentrum stehen. Mit dem Panel „Soziale Ordnung der Pflege/Dinge“ wird der Fokus auf die objektbasierte Herstellung von Normalität bzw. dem ‚gewöhnlichen Alltag‘ in gegenwärtigen Pflegesettings und die Ausgestaltung sozialer Beziehungen gelegt. Das darauffolgende Panel „Materialität und Agency in der Pflegepraxis“ fragt nach der Handlungsträgerschaft (Agency) von Dingen und ihrem (möglichen) Einfluss auf die Menschen in verschiedenen Pflegesettings. Den zweiten Konferenztag beschließt eine Performance des Künstlers BBB Johannes Deimling als Kommentierung der Komplexitäten von Pflege und Dingen.

Freitag, 20.01.2017
Der dritte Konferenztag vertieft den Aspekt der Alltäglichkeit in der Pflege, beginnend mit der Keynote „Der Alltag der Dinge“ von Gudrun König, Professorin am Institut für Kunst und Materielle Kultur der Universität Dortmund. Diesen Blick greift dann auch das Panel „Zur (Un-)Sichtbarkeit von (Pflege-)Dingen“ auf, das sich mit latenten materialen Objekten befasst. Untersucht wird hier, wie auch in scheinbar marginalen Dingen pflegerische Konzepte, gesellschaftliche Diskurse und Alter(n)sbilder materialisiert sein können.

Anmeldung
Interessierte können sich bis 9.1.2017 bei Ferenc Kántor zur Tagungsteilnahme anmelden (ferenc.kantor@gero.uni-heidelberg.de). Bitte geben Sie dabei auch an, ob Sie an der Abendveranstaltung am Donnerstag, den 19.1.2017 teilnehmen möchten.

Programm

Mittwoch, 18.01.2017
14.00 – 14.30 Uhr: Begrüßung
Andreas Kruse, Heidelberg

14.30 – 16.00 Uhr: Keynote „Pflegedinge: Materialitäten in Pflege und Care“
Lucia Artner, Hildesheim / Isabel Atzl, Berlin / Anamaria Depner, Heidelberg / André Heitmann, Osnabrück / Carolin Kollewe, Heidelberg

16.00 – 16.30 Uhr: Kaffeepause

16.30 – 18.30 Uhr: Panel I Pflegetechnik – Technikpflege
Moderation: Manfred Hülsken-Giesler, Vallendar
Carolin Kollewe (Heidelberg): „Ansonsten sind wir von den Sensoren bisher nicht belästigt worden.“ – Die Organisation von Care unter Beteiligung assistiver Technologien
Cordula Endter (Hamburg): Fürsorgende Technologien – Zur Ko-Produktion von Alter und Care in der Entwicklung von Ambient Assisted Living
Michaela Pfadenhauer (Wien) & Christoph Dukat (Karlsruhe): Verwendung und Wirkung sozial assistiver Robotik in der Demenzbetreuung
Annekatrin Skeide (Bremen): Technisches Bezeugen in der Hebammenarbeit

20.00 Uhr: Abendvortrag “About techno-nurses and empathetic machines. Shifting relations in shaping ‘good care’”
Jeanette Pols, Amsterdam
Moderation: Hartmut Remmers, Osnabrück

Donnerstag, 19.01.2017
9.00 – 10.00 Uhr: Keynote „Objects of Care: The complex and changing nature of nursing’s relationship with tools and technologies, 1880-1918”
Christine Hallet, Manchester
Moderation: Thomas Schnalke, Berlin

10.00 – 10.30 Uhr: Kaffeepause

10.30 – 12.30 Uhr: Panel II Historische Pflegedinge
Moderation: Thomas Schnalke, Berlin
Isabel Atzl (Berlin): „Unappetitliche Arbeiten, wie das Reinigen von Geschirren, dürfen niemals im Krankenzimmer vorgenommen werden.“ Das umfangreiche Potential objektbasierter Forschung für die Pflegegeschichte
Karen Nolte (Würzburg): „Chloroformkappe“ und Tropfflasche. Zur Geschichte der Spezialisierung und Deprofessionalisierung der Narkoseschwester in Deutschland
Maria Keil (Berlin): Von Kopf bis Fuß. Pflegewissen in der Produktgestaltung am Beispiel des Bettes
Sabine Kienitz (Hamburg): Mit den Dingen leben lernen: Zur Aneignung von Pflegedingen in der Prothetik

12.30 – 14.00 Uhr: Mittagspause

14.00 – 16.00 Uhr: Panel III Soziale Ordnung der Pflege/Dinge
Moderation: Daniela Böhringer, Hildesheim/Osnabrück
Lucia Artner (Hildesheim): Über die Herstellung sozialer Ordnung in der Pflege durch Dinge
Stefan Dreßke (Kassel): Identität und moralischer Status im Handlungsnetzwerk von Rollstuhl und Nutzer
Michael Schillmeier (Exeter): What is at Hand? Affective Relations, Precarious Materiality and Situated Care
Doris Lydahl (Gothenburg): Care, tinkering and technologies: a study of person-centered care in practice

16.00 – 16.30 Uhr: Kaffeepause

16.30 – 18.30 Uhr: Panel IV Materialität und Agency in der Pflegepraxis
Moderation: Hartmut Remmers, Osnabrück
André Heitmann (Osnabrück): Latour meets Pflegebett
Jessica MacLaren & Pam Ramsay (Edinburgh): ‘The chair is my legs, the ventilator is my lungs’.
Sara Marquard (Osnabrück): Das Pflegebett als Lebensraum für Palliativpatienten
Grit Höppner (Münster): Praktiken von Pflegebedürftigkeit und ihre Materialitäten

Abendprogramm: Performance des Künstlers BBB Johannes Deimling
Moderation: Andreas Kruse, Heidelberg

Freitag, 20.01.2017
9.00 – 10.00 Uhr: Keynote „Der Alltag der Dinge“
Gudrun König, Dortmund
Moderation: Wolfgang Schröer, Hildesheim

10.00 – 10.30 Uhr: Kaffeepause

11.30 -12.30 Uhr: Panel V Zur (Un-)Sichtbarkeit von (Pflege-)Dingen
Moderation: Andreas Kruse, Heidelberg
Anamaria Depner (Heidelberg): Wenn die Erinnerung schwindet und die Handtasche bleibt. Von Alltagsdingen und ihrer Rolle in der stationären Pflege von Menschen mit Demenz
Anders Møller (Kopenhagen): Materializing care within the old age home
Lydia-Maria Ouart (Berlin): Neue Dinge in der Pflege? Der Einfluss ökonomischer Instrumente auf Praktiken der ambulanten Altenpflege
Peter Müller (Hamburg): Die ständige Präsenz von Schmutz und Dreck. Über die soziale Ordnung der Sauberkeit

12.30 – 13.00 Uhr: Abschlussdiskussion

Kontakt

Ferenc Kántor

Institut für Gerontologie
Universität Heidelberg

ferenc.kantor@gero.uni-heidelberg.de

http://www.pflegederdinge.de
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung