Die Tagung eröffnet unter der Überschrift 'Iconoscape (I) - Medien moderner Landschaftserfahrung' verschiedene historische Perspektiven auf die Frage, wie weitgehend in der Epoche der ubiquitären Zirkulation und Abrufbarkeit wachsender Bildbestände Umraumerfahrung durch jeweils eingetragene Bilder vor-/geprägt wird. Ausgangsthese ist dabei, dass spätestens mit der Moderne Landschaften, mithin unsere gesamten Lebensumwelten, verstärkt als ikonische Ensembles wahrgenommen – und auch bildgeleitet genutzt – werden. Der neu gefasste Begriff Iconoscape versucht, diesen Zugang zu Umraum in einem doppelten Sinn begrifflich zu bestimmen:
1. dahingehend, dass eine Vielfalt von Medien und deren Distribution ästhetisch wie technologisch einen zeichenhaft überschriebenen Bildraum haben entstehen lassen und fortwährend weiter konfigurieren.
2. dass diese Bildlichkeit des Raums komplex, zum Teil auch paradox mit physischem Raum und seiner Einrichtung zusammenwirkt.
Die Tagung verfolgt das Hauptziel, wesentliche und bis heute fortwirkende Rekursgründe für Raumauffassungen unter dem Aspekt ihrer Ikonizität zu betrachten. Das ikonische Konzept von Landschaft scheint dafür paradigmatisch und kann, entlang verschiedener Medien (Grafiken, Karten und Fotografien), rückgeführt werden auf den Etablierungs-zusammenhang einer bildlich-ästhetischen Auffassung von Landschaft und der Landschaftsmalerei besonders seit dem 17. Jahrhundert. Davon ausgehend soll ein Fokus auf Entwicklungen seit der beginnenden Moderne liegen und perspektivisch mit in den Blick nehmen, welche Raumnutzungen im Laufe des Wandels von Leitsystemen, aber auch Stoffkreisläufen un- bzw. sichtbar(er) geworden sind. Die damit verknüpfte Frage nach Be- und Umwertungsprozessen von – hier spartenübergreifend verstandenen – Landschaften als Nutzungsräumen bzw. Nutzungsräumen als Landschaften (etwa von absolutistischen Park- zu postmodernen Dienstleistungslandschaften, von ackerbäuerlichen zu spätindustriellen etc.) ruft regelmäßig kontrastierende Konzepte auf: In Gegenbegriffen wie Natur- und Kulturlandschaft residuieren bis heute nicht allein ästhetische Gleichsetzungen von Landschaft mit weitgehend unbebauten, klein-gekammerten, quasi-natürlichen Umweltausschnitten vor der Stadt. Zugehörige Bildvorräte werden wortwörtlich laufend abgerufen bzw. über unterschiedliche Medienformen distribuiert – und strahlen bis in die ästhetische Alltagspraxis (etwa in sog. Wohnlandschaften, auch das ein weiteres Landschaftskompositum) aus bzw. von dort zurück. Aktuelle Alltagspraxis der Raumvision wie -nutzung rückt damit ebenso in den Horizont des Diskurses um Landschaften auf dem modernen Weg zu mehrfach codierten Iconoscapes wie historische Marken auf diesem Weg. Eine Klammer ist die Frage nach jeweiligen Bildlichkeiten; Bildlichkeiten reichen dabei in einem transdisziplinären Verständnis von ästhetisch-künstlerischen Traditionen bis zu ökonomischen Motiven gegenwärtiger Sichtbarkeitspolitiken.
Interessierte Gäste sind willkommen; eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben, allerdings ist eine Anmeldung per Mail erwünscht.