Exzellenz, Brillanz, Genie. Historie und Aktualität erfolgreicher Wissensfiguren

Exzellenz, Brillanz, Genie. Historie und Aktualität erfolgreicher Wissensfiguren

Veranstalter
Institut für Kulturwissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin; Internationales und multidisziplinäres Symposium wird finanziert von der FONTE-Stiftung
Veranstaltungsort
Humboldt-Universität zu Berlin, Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Auditorium, Geschwister-Scholl-Straße 1-3, 10117 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.01.2017 - 14.01.2017
Von
Julia B. Köhne

Abstract:

In akademischen Kontexten zirkulieren heutzutage multiple Vorstellungen von geistiger Exzellenz und Begabtenförderungswürdigkeit, von Brillanz, Innovation und Herausragendem, die sich in der Rede von „Eliteuniversitäten“, „Exzellenzinitiativen“ sowie „Zukunftskonzepten“ und „Spitzen- und Höhenkammforschung“ spiegeln. Welche historischen Vorläufer haben diese Konzepte und welche Facetten des disziplinenübergreifenden Hochbegabten- und Geniediskurses um 1900 scheinen in ihnen wider?

Im Geniekult der europäischen Moderne Ende des 19. und frühen 20. Jahrhunderts avancierte die meist erst post mortem erforschbare Geniegestalt zu einer heftig umstrittenen Wissensfigur, die vielfältige wissenschaftspolitische, symbolische, quasi-religiöse und epistemologische Funktionen übernahm. Wie gelang es akademischen Disziplinen, Wissenschaftsautoren, Literaten und Kollektiven, sich mittels Rückbezug auf ausgewählte verstorbene „Genies“ – meist als männlich, weiß, europäisch und nicht-jüdisch imaginiert – ihrer eigenen intellektuellen und schöpferischen Potenzen zu versichern?

Wie unterscheidet sich diese historische Form der Selbstgenialisierung von Tendenzen der (Selbst-)Exzellenzierung in der heutigen Alma Mater? Welche Forschungsfelder gelten heute als Arenen für die Genese von „genialem“ oder „exzellentem“ Wissen bzw. die Reflexion über Geniekonzepte — die Begabtenpsychologie, Elitesoziologie, Biographie- und Kreativitätsforschung, Gen- und Reproduktionstechnologie oder die Neurowissenschaften?

Programm

FREITAG, 13.1.2017

10:00 Welcome und Einführung: Julia B. Köhne

Grußwort: Prof. Dr. Claudia Bruns (Institut für Kulturwissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin)

Grußwort: Prof. Dr. Renate Kroll (Institut für Romanistik, Humboldt-Universität zu Berlin)

10:30–11:30 Prof. Dr. Stefan Hornbostel (Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, Berlin; Wissenschaftsforschung, Humboldt-Universität zu Berlin):
Wissenschaft: zwischen Genie und Kollektiv

11:30–11:45 Kaffeepause

11:45–12:45 Prof. Dr. Thomas Macho (Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz, Wien):
Der Glaube an den Doppelgänger. Verborgene Wurzeln der Geniereligiosität

12:45–14:00 Mittag

14:00–15:00 Prof. Dr. Cornelius Borck (Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Universität zu Lübeck):
Neuronale Exzellenz: Wie sich die Suche nach der Genialität im Gehirn zur Inselbegabung verflüchtigte

15:00–16:00 Prof. Dr. Darrin McMahon (Dartmouth College, Hanover):
Genealogies of Genius: the Divine

16:00–16:15 Kaffeepause

16:15–17:15 Prof. Dr. Joyce Chaplin (Early American History, Harvard University):
Genealogies of Genius: Humans and Other Animals

17:15–18:15 Prof. Dr. Julia Barbara Köhne (Institut für Kulturwissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin):
Geniekult in Geisteswissenschaften und Literaturen um 1900

18:15–18:30 Pause

18:30–19:30 Dr. Monika Wulz (Wissenschaftsforschung, ETH Zürich):
Von Genies und wissenschaftlicher Massenarbeit: Begabtenförderung, Wissenschaftsorganisation und Ökonomie bei Wilhelm Ostwald

*

SAMSTAG, 14.1.2017

10:00–11:00 PD Dr. Gabriele Dietze (Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin):
„Heller Wahn“. Echoräume zwischen Genie- und Wahnsinn-Diskursen in Psychiatrie und künstlerischen Avantgarden der Moderne

11:00–12:00 Prof. Dr. Barbara Will (Dartmouth College, Hanover):
Can Women Have Genius? Lou-Andreas Salome, Gertrude Stein, Claude Cahun and Modernist Self-Recognition

12:00–12:15 Kaffeepause

12:15–13:15 Dr. des. Ann-Christin Bolay (Verlag Matthes & Seitz Berlin; ehem. Deutsches Seminar, Freiburger Sonderforschungsbereich „Helden – Heroisierungen – Heroismen“):
Geniekult in der Biographik des Stefan George-Kreises

13:15–14:30 Mittag

14:30–15:30 Prof. Dr. Bettina Gockel (Kunsthistorisches Institut, Universität Zürich,):
Mehr als Genie. Die Erfindung des fotografischen Genies und die Bedeutung der Zeitschrift ‚Camera Work‛

15:30–16:30 Prof. Dr. Dr. Ulrich Teichler (Universität Kassel, International Centre for Higher Education Research (INCHER-Kassel):
Blüht Exzellenz durch Konzentration? Das erhoffte Genie-Schöpfungspotential der Hochschuldifferenzierung

16:30–17:45 Pause

17:45–18:45 Dr. Hans Stauffacher (Institut für Religionswissenschaft, Freie Universität zu Berlin):
Postgeniales Denken

Kontakt

Prof. Dr. Julia B. Köhne

Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Kulturwissenschaft
Georgenstraße 47, D-10117 Berlin
030-2093-66277

julia.koehne@culture.hu-berlin.de

https://www.culture.hu-berlin.de/de/institut/kollegium/1688201/veranstaltungen