Soziale Zeit im Altertum: Forschungsthemen und -perspektiven. Auftaktveranstaltung des DFG-Netzwerks "CHRONOS. Soziale Zeit in den Kulturen des Altertums"

Soziale Zeit im Altertum: Forschungsthemen und -perspektiven. Auftaktveranstaltung des DFG-Netzwerks "CHRONOS. Soziale Zeit in den Kulturen des Altertums"

Veranstalter
Roland Färber (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Sofie Remijsen (Universität von Amsterdam)
Veranstaltungsort
Uni-Campus Westend, IG-Farben-Haus, Raum 1.314 (Do.) bzw. Casino, Raum 1.802 (Fr.)
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
02.03.2017 - 03.03.2017
Website
Von
Färber, Roland

Ein buntes Nebeneinander unterschiedlicher Zeitrechnungen und Kalender kennzeichnete die Antike: Jahresangaben folgten gesellschaftsspezifischen Ären oder standen unter den Namen lokaler Herrscher, Priester oder Amtsträger; auch die meist lunisolaren Kalender, die die Zyklen des Mondes mit dem Lauf der Sonne in Einklang bringen sollten, variierten erheblich von Ort zu Ort. Diese Vielfalt birgt weitreichendes Erkenntnispotential, doch blieben Untersuchungen meist auf die mathematisch-technischen Aspekte fokussiert. Das DFG-Netzwerk "CHRONOS. Soziale Zeit in den Kulturen des Altertums" widmet sich der Thematik nun aus einer neuen Perspektive: Unter Anwendung des soziologischen Konzepts der "sozialen Zeit" versteht es Zeit nicht als physikalische Gegebenheit, sondern als ein soziales Konstrukt. So können chronologische Systeme wie Jahreszählung oder Kalender weit mehr als bloße Mittel zur Etablierung historischer Ereignisketten oder zur Datierung von Artefakten sein. Sie reflektieren nicht nur die Abläufe und Rhythmen des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens, sondern bestimmen diese auch maßgeblich. Dadurch gewähren sie Einblicke in das Selbstverständnis und die Funktionsweise von Gesellschaften. Ganz besonders gilt das für das Altertum, dessen hohe Diversität und Parallelität zeitlicher Ordnungen sowohl innergesellschaftliche Dynamiken als auch kulturelle Interdependenzen offenlegen kann.

Im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung in Frankfurt stehen das Konzept der "sozialen Zeit" und aktuelle Ansätze in der Forschung zu antiken Zeitordnungen. Die am Netzwerk beteiligten Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus der Altorientalistik, der Ägyptologie, der Judaistik, Alten Geschichte, Klassischen Philologie und Klassischen Archäologie werden ihre Projekte präsentieren und zusammen mit den Gastreferenten das Potential des soziologischen Zugriffs ausloten.

Auswärtige Gäste sind herzlich willkommen. Wir bitten aber um vorherige Anmeldung (faerber@em.uni-frankfurt.de).

Programm

Donnerstag, 2. März 2017
15.00-15.30 Roland Färber (Frankfurt am Main): Einführung und Vorstellung des Netzwerks
15.30-16.30 Barbara Adam (Cardiff): Social Time Re-visited
17.00-18.00 Jörg Rüpke (Erfurt): Neue Tendenzen in der Forschung zu antiken Zeitordnungen

Freitag, 3. März 2017
9.00-9.40 Christian Badura (Berlin): Die Geschichte der Kalenderkonstitution bei Ovid und seinen Quellen
9.40-10.05 Anke Walter (Rostock): Die Festa Stultorum: soziale Zeit in Ovids Fasti
10.05-10.30 Ilaria Bultrighini (London): The Hemerologia: Towards a Re-Examination in the Light of Recent Discoveries and Research
11.00-11.25 Victoria Altmann-Wendling (Mainz): Der Mondmonat – Idealisierte Zeitzyklen und die Relevanz der korrekten (Welt-)Ordnung
11.25-12.05 Tim Brandes (Mainz): "Zwölf sind die Monate des Jahres, 360 sind seine Tage" – Der ideale Verlauf der Zeit als Beispiel babylonisch-assyrischer Zeitvorstellungen
12.05-12.45 Helen R. Jacobus (London): The 19-Year Cycle in the Dead Sea Scrolls
14.00-14.40 Rita Gautschy (Basel): Astronomische Zeit versus Soziale Zeit – Ausgewählte Beispiele aus sechs Jahrtausenden
14.40-15.20 Marco Stockhusen (Leipzig): Soziale Zeit: Beispiele aus dem Umfeld der ägyptischen und mesopotamischen Astralwissenschaften
15.20-15.45 Daliah Bawanypeck (Frankfurt am Main): Hethitische Reiserituale
16.15-16.55 Jérôme Bonnin (Paris): L’horloge dans les représentations figurées gréco-romaines: forme, fréquence et symbolique
16.55-17.35 Mario Baumann (Gießen): Wie man vom Fortschritt erzählt. Temporalität und Narrativität in der ersten Pentade von Diodors Bibliotheke
17.35-18.00 Sofie Remijsen (Amsterdam): Converting Calendars into Databases: Towards a General Converter for Ancient Dates

Kontakt

Dr. Roland Färber
Goethe-Universität
Historisches Seminar, Abt. f. Alte Geschichte
Norbert-Wollheim-Platz 1
60629 Frankfurt am Main

Tel.: 069-798-32464
E-Mail: faerber@em.uni-frankfurt.de