Der Zauber der Theorie – Die Geschichte der Ideen in der Neuen Linken 1945 bis heute

Der Zauber der Theorie – Die Geschichte der Ideen in der Neuen Linken 1945 bis heute

Veranstalter
Promotionskolleg Geschichte linker Politik in Deutschland jenseits von Sozialdemokratie und Parteikommunismus der Rosa-Luxemburg-Stiftung / Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam / Institut für soziale Bewegungen Ruhr-Universität Bochum
Veranstaltungsort
Zentrum für Zeithistorische Forschung
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.07.2017 - 04.07.2017
Deadline
21.06.2017
Von
David Bebnowski

Die Geschichte der „Neuen Linken“ in Westeuropa und der Bundesrepublik lässt sich nicht nur als Geschichte politischer und sozialer Bewegungen, sondern auch als eine Geschichte der ihr zugrundeliegenden Theorien verstehen. Gerade in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts rangen die zwei Generationen der „56er“ und „68er“ mit der „alten Linken“ der Arbeiterbewegung in ihrer gesellschaftstheoretischen Analyse. Sie entdeckten marxistische Theorien aus der Ära vor Faschismus und Weltkrieg neu und entwickelten sie für ihre Zeit weiter.
Nachdem in den letzten Jahren einige viel beachtete Publikationen erschienen sind, die die Historisierung von Theorie für die Zeit nach 1945 als Forschungsfeld eröffnet haben, setzt die Tagung „Der Zauber der Theorie“ die begonnenen Debatten fort. Die Tagung hat das Ziel, in einem interdisziplinären Austausch neue Perspektiven insbesondere auf die bundesdeutsche Linke zu eröffnen. Jenseits der BRD als Schwerpunkt werden punktuell Transfers aus Westeuropa, aber auch anderen Regionen wie etwa Algerien und dem „Trikont“ in den Blick genommen. Auf der Suche nach dem „Zauber der Theorie“ als Faszinosum stellen sich u.a. Fragen nach Theorie als Weltanschauung und Handlungsanleitung für die Neue Linke, nach ihrer Rolle im akademischen Diskurs und in der politischen Praxis, nach ihrer Auswirkung auf die Selbst-Verortung von Akteuren, nach Krisen und Abgrenzungsversuchen, nach dem Ort der Ästhetik in der Theorie. Eine wichtige Rolle spielen auch geschlechtergeschichtliche Reflexionen sowie die Frage nach dem Einfluss Intellektueller und Netzwerker auf die Verbreitung von Theorie
Ausgewählte Tagungsbeiträge sollen im Rahmen eines Schwerpunktheftes der historischen Fachzeitschrift „Arbeit – Bewegung – Geschichte“ (www.arbeit-bewegung-geschichte.de) veröffentlicht werden.

Programm

Programm
Montag, 3. Juli 2017
9.30-10.00 Uhr
Eröffnung und Begrüßung

10.00-11.30 Uhr
Panel I: Die Neue Linke im akademischen und politischen Diskurs
Monika Boll (Düsseldorf): Zwischen skeptischer Affirmation und linker Gesellschaftskritik –
Ortsbestimmungen der Soziologie Ende der 1950er Jahre

Anna Pollmann (Leipzig/Jerusalem): Günther Anders’ „Die Antiquiertheit des Menschen“ – Zur Überführung einer post-marxistischen Zeitdiagnose in die politische Praxis des frühen Kalten Krieges

12.00-13.30 Uhr
Panel II: Ursprünge eines linken Biotops? Die Politikwissenschaft in West-Berlin
David Bebnowski (ZZF Potsdam/IPB Berlin): Die Frankfurter Schule in West-Berlin: Franz L. Neumann und amerikanisch-deutsche Netzwerke

Michael Hewener (FU Berlin): Die Transformation der Demokratie – Johannes Agnoli und seine Parlamentarismuskritik

13.30-14.30 Uhr Mittagspause

14.30-16.00 Uhr
Panel III: Reflexion und Realität – Praxeologische Perspektiven auf die Theorie
Benedikt Sepp (Konstanz): Theorie in der West-Berliner Studierendenbewegung 1960-1972

Katharina Kreuzpaintner (HU Berlin): Theorieproduktion zwischen Virtuosität und Fleißarbeit. Zu Klaus Theweleits „Männerphantasien“

16.30-18.00 Uhr
Panel IV: Die Linke in der Krise – Theorien in der Debatte
Anina Falasca (FU Berlin): „Spaßige Spontis“ und „fröhliche Freaks“. Zur theoretischen Neuorientierung der Neuen Linken um 1978

Jana König (Berlin): Die Bedeutung von Theorie in Zeiten linker Krisen. Die (west-)deutsche Linke im Kontext von „Deutschem Herbst“ und „Wiedervereinigung“
Philipp Kufferath (DSHS Köln/Berlin): Selbstverortung und Distinktion. Theoriedebatten innerhalb der SPD 1965-1980

18.00-19.00 Uhr Abendessen

Dienstag, 4. Juli 2017
10.00-11.30 Uhr
Panel V: Kommunikationsmedien: Zeitschriften der Neuen Linken als Plattformen und Katalysatoren theoretischer Reflexion
Moritz Neuffer (ZfL Berlin): Theorie-Journalismus. Die Zeitschrift „alternative“ im Kontext intellektueller Publizistik (1958-1982)

Kristof Niese (Bonn): Vademekum oder „Ideen-Bombe“ für die Protestbewegung? Transnationale Theorie-Impulse für die Neue Linke durch das „Kursbuch“ 1965-1975
Felix Kollritsch (ISB Bochum): Das Konzept der Neuen Linken im SDS –Traditionslinien, Kontinuitäten und Brüche im Spiegel der Zeitschriften „Unser Standpunkt“, „links“ und „neue kritik“.

12.00-13.30 Uhr
Panel VI: Herkunft und Aufbruch: Theorie und praktische Entfesselung
Onur Erdur (HU Berlin): Theorie in der Postkolonie –
Algerien, die Neue Linke und die kolonialen Wurzeln des Poststrukturalismus

Robert Wolff (Frankfurt a.M.): Das Konzept Stadtguerilla: „Entzauberung“ kommunistischer
Ideen, Theorien und Konzepte

13.30-14.00 Uhr
Abschlussstatements

14.00 Uhr
Gemeinsames Mittagessen und Schluss

http://isb.rub.de/forschung/graduiertenkollegs/parteikommunismus.html.de
Redaktion
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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