Der Prager Frühling als Laboratorium einer neuen Gesellschaft

Der Prager Frühling als Laboratorium einer neuen Gesellschaft

Veranstalter
Collegium Carolinum - Forschungsinstitut für die Geschichte Tschechiens und der Slowakei, München, in Kooperation mit der Graduiertenschule Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien München-Regensburg und dem Ústav pro soudobé dějiny AV ČR, Praha
Veranstaltungsort
Wiesseer Hof, Bad Wiessee
Ort
Bad Wiessee
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.10.2017 - 29.10.2017
Deadline
31.05.2017
Von
Collegium Carolinum

Jahreskonferenz des Collegium Carolinum,
in Kooperation mit der Graduiertenschule Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien München-Regensburg und dem Ústav pro soudobé dějiny AV ČR, Praha
Konzeption: Martin Schulze Wessel (München)

Der Prager Frühling steht in einer Reihe von Reformbewegungen oder Aufständen gegen die sowjetische bzw. postsowjetische Ordnung in Europa. Ein Bekenntnis zu europäischen Traditionen und die Abwehr sowjetischer respektive russischer Dominanz verbinden Bewegungen und Aufstände, die sich hinter den Chiffren „Ungarischer Volksaufstand von 1956“, „Solidarność“ oder „Euromaidan“ verbergen. Auch den Prager Frühling kann man als eine Etappe der kolonialen bzw. postkolonialen Geschichte des östlichen Europa erzählen.
Aus der Rückschau erscheint der Prager Frühling als ein kohärenter und letztlich erfolgloser Versuch, zu einer Synthese von westlicher Demokratie und Sozialismus zu gelangen. Doch wird dabei übersehen, dass in der Tschechoslowakei im Prager Frühling verschiedene Gruppen und Individuen mit durchaus unterschiedlichen professionellen, generationenspezifischen, nationalen oder gender-bezogenen Erfahrungen in die Entwicklung einbezogen wurden und diese mitprägten. Was aus der Rückschau als eine zielgerichtete Reformbewegung oder als „interrupted revolution“ erscheint, war aus der zeitgenössischen Perspektive eher mit der Situation eines Labors zu vergleichen, in dem mit ungewissen Ergebnissen an neuen Synthesen gearbeitet wurde. Mit dem Begriff des Prager Frühlings sind dabei nicht nur die wenigen dramatischen Monate im Frühjahr und Sommer 1968 gemeint, sondern ein gestreckter Zeitraum seit der Mitte der sechziger Jahre, der mit der Invasion der Warschauer-Pakt-Staaten keineswegs abrupt vollständig abbricht.
Im Zentrum der Konferenz steht die Frage, wie der Wandel des Prager Frühlings von den Akteuren gedeutet, betrieben oder konterkariert wurde. Von welchen Erfahrungen und welchen Erwartungshorizonten wurden die verschiedenen politischen, gewerkschaftlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen, studentischen etc. Akteure geleitet? Wie entstanden aus dem Spannungsverhältnis von Erfahrungen und Erwartungen individuelle oder kollektive Handlungsprogramme? Im Rahmen welcher Narrative wurde das Geschehen gedeutet? Welcher Rhetorik bedienten sich die Akteure des Prager Frühlings? Welche Bedeutung hatten Emotionen im politischen und gesellschaftlichen Wandel?
Ein wesentlicher Aspekt der Fragestellung betrifft die Verortung der Akteure des Prager Frühlings im Verhältnis zu Westeuropa bzw. den USA und zur Sowjetunion. In welchem Maße wurde der Reformprozess von der Vorstellung einer Konvergenz von West und Ost geprägt? Welche blocküberschreitenden Transfers und Verflechtungen lassen sich feststellen? Welche neuen Raumsemiotiken entstanden im Prager Frühling?
Die Konferenz fragt nach den Politik- und Gesellschaftsvorstellungen und Reformplänen der Akteure, insbesondere soll es um die Frage gehen, wie das Zusammenwirken von Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kunst in der Tschechoslowakei neu gedacht wurde. Dabei sind auch auf die verschiedenen Entwicklungsdynamiken in Tschechien und der Slowakei zu achten.

Die Vorträge mit einer Länge von 20 Minuten können in deutscher, tschechischer, slowakischer oder englischer Sprache gehalten werden. Reise- und Unterbringungskosten werden übernommen. Die Herausgabe eines Tagungsbandes in englischer Sprache ist beabsichtigt. Die Konferenzbeiträge müssen in den Konferenzsprachen bis zum 30.11.2017 eingereicht werden, deren Übersetzung in Englische wird übernommen.
Bitte reichen Sie eine Skizze Ihres geplanten Vortrags (ca. 1 Seite) in deutscher, tschechischer, slowakischer oder englischer Sprache bis zum 31.5.2017 ein bei:

Collegium Carolinum
z. Hd. Pavla Šimková
Hochstraße 8
81669 München
pavla.simkova@collegium-carolinum.de

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The Prague Spring as a Laboratory
Bad Wiessee, 26.-29.10.2017
Organised by Collegium Carolinum (Munich) in cooperation with the Graduate School for East and Southeast European Studies (Munich-Regensburg) and the Institute for Contemporary History of the Czech Academy of Sciences (Prague)
Conceptual design: Martin Schulze Wessel (Munich)

The Prague Spring is one of several reform movements and uprisings against the Soviet or post-Soviet regimes in Europe. Movements and uprisings that hide behind the ciphers “Hungarian Revolution of 1956,” “Solidarność,” and “Euromaidan” are linked by a commitment to European traditions and the defense of Soviet and later Russian predominance. Similarly, the Prague Spring can be described as a stage within the colonial or post-colonial history of Eastern Europe.
Retrospectively, the Prague Spring appears to have been a coherent but unsuccessful experiment in finding a synthesis of Western democracy and socialism. However, this perspective ignores that different groups and individuals participated in these developments and shaped the Prague Spring in Czechoslovakia with their completely varying professional, generational, national, and gender-specific experiences. What appears retrospectively as a goal-oriented reform movement or as an “interrupted revolution” looked in the eyes of the protagonists rather like the situation in a laboratory, where they worked on new syntheses with uncertain results. The term Prague Spring does, thereby, not only designate the dramatic spring and summer months of 1968 but refers to a longer period, beginning in the mid-sixties and that was by no means immediately and completely interrupted by the invasion of the Warsaw Pact troops.
The central question of the conference is how various actors perceived, promoted and resisted change. Therefore, the conference will ask which experiences and which expectations directed the different political, union, artistic, scientific, student etc. actors and how these different experiences and expectations generated individual or collective agendas. Which narrative frameworks were used to interpret the events? What kind of rhetoric did the protagonists of the Prague Spring use? Which relevance had emotions within the political and social changes?
An important aspect of the problem is the spatial dimension of the perceived change. How did the Prague Spring protagonists position their project in relation to Western Europe, the USA and the Soviet Union? To what extent did the idea of convergence between West and East shape the reform process? Which cross-block transfers and interlacements can be traced? Which new semiotics of space emerged from the Prague Spring?
The conference focuses on the protagonists’ ideas of politics, society, and their reform plans. Of particular interest is the question which new thoughts about the interrelation of politics, science, economics, and arts were developed in Czechoslovakia. In doing so, the different development dynamics in the Czech and the Slovak parts of the country should be taken into consideration as well.

The 20-minute presentations may be given in German, Czech, Slovak, or English. Travel and accommodation costs will be covered. It is intended to publish a volume of the conference proceedings in English. The proceedings have to be submitted in the conference languages until 30/11/2017, their translation will be covered.
Please submit a short outline of your intended presentation (approx. 1 page) in German, Czech, Slovak, or English by 31/05/2017 to:

Collegium Carolinum
z. Hd. Pavla Šimková
Hochstraße 8
81669 München
pavla.simkova@collegium-carolinum.de

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