Israel, die PLO und die deutsche Linke 1967-2017. Oder: Wie der Sechstagekrieg Wahrnehmungen veränderte

Israel, die PLO und die deutsche Linke 1967-2017. Oder: Wie der Sechstagekrieg Wahrnehmungen veränderte

Veranstalter
Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Veranstaltungsort
Goethe-Universität, Max-Horkheimer-Straße, 60323 Frankfurt am Main, Seminarhaus, Raum SH 5.101
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
25.05.2017 - 26.05.2017
Website
Von
Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaft

Am 2. Juni 1967 wurde in Berlin der Student Benno Ohnesorg während einer Demonstration von einem Polizisten erschossen. Sein Tod mobilisierte und radikalisierte die studentische Protestbewegung, die sich seit Mitte der 1960er Jahre formierte. Drei Tage später, am 5. Juni 1967, begann der Sechstagekrieg, den Israel gegen Ägypten, Jordanien und Syrien führte. Nach sechs Tagen hatte Israel Jerusalem eingenommen und weitere große Geländegewinne erzielt, so dass die Gegner einem Waffenstillstand zustimmten. Der Krieg gilt als Wendepunkt in der Perzeption Israels durch Teile der westdeutschen Linken.
Hatten sich bereits 1967 erste „Palästina-Komitees“ gebildet, solidarisierte sich 1969 auch der Sozialistische Deutsche Studentenbund mit dem arabischen Kampf gegen Israel. Dies führte dazu, dass sich führende Intellektuelle wie Theodor W. Adorno von der Protestbewegung abwandten und ihr nun antisemitisches, faschistisches Denken vorwarfen. Gleichwohl wurde Israelkritik zu einem wichtigen Argument in linken Diskursmilieus. Die 1970 gegründete Ter-rorgruppe RAF rief zur Solidarität mit dem „Befreiungskampf des Palästinensischen Volkes“ auf.
Es ist die These aufgestellt worden, der militärische Erfolg Israels 1967 habe den Wandel in der Einstellung gegenüber Israel bewirkt, denn – so der Historiker Michael Brenner – „die Juden waren nicht mehr Opfer, sondern wurden plötzlich zu Tätern“. Auf den ersten Blick klingt das plausibel. Aber reicht es als Erklärung? Inwiefern vermischten sich womöglich Israelkritik und Antisemitismus? Wäre nicht stärker zu differenzieren zwischen den einzelnen Akteuren und Gruppen, ihren jeweiligen Einstelllungen und Handlungen? Und wäre nicht auch zu analysieren, wie sich antiisraelische Aktionen und Anschläge in der Bundesrepublik auf das deutsch-israelische Verhältnis auswirkten? Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt der Tagung. Die Tagung steht allen interessierten Kolleginnen und Kollegen, der Studierendenschaft sowie der interessierten Öffentlichkeit offen.

Programm

(Stand: 4.5.2017)

Do., 25. Mai 2017

10:00
Sektionsleitung: Ingrid Gilcher-Holtey
Steffen Bruendel, Frankfurt: Eröffnung
Ingrid Gilcher-Holtey, Bielefeld: Einführung
Amit Kravitz, Generalkonsulat des Staates Israel, München: Grußwort
10:30
Amit Kravitz, München: Die heutige Bedeutung des Sechstagekriegs für Israel
11:30
Kaffeepause
12:00
Jeffrey Herf, Washington: Der Sechstagekrieg und die deutsche Linke
13:00
Mittagessen
14:30
Sektionsleitung: Jeffrey Herf
Omar Kamil, Leipzig: Der Sechstagekrieg, die palästinensische Nationalcharta und die arabischen Israelis
Ofer Ashkenazi, Jerusalem: Der Sechstagekrieg im politischen Diskurs Israels 1967 bis 1979
Silja Behre, Jerusalem: Verhinderte der Sechstagekrieg ein israelisches „68“?
17:00
Kaffeepause
17:30
Sektionsleitung: Steffen Bruendel
Annette Wolf, Leipzig: Der 2. Juni 1967 aus der Perspektive der iranischen Studentenorganisation CISNU
Trond Kuster, Bielefeld: Noam Chomsky, der Sechstagekrieg und die Palästinenser – Analyse eines linken Intellektuellen
19:30
Transfer
20:00
Abendessen

Fr., 26.Mai 2017

09:30
Sektionsleitung: Silja Behre
Johannes Becke, Heidelberg: Der Kolonialismus der Nachbarn: Groß-Israel und Groß-Marokko im postkolonialen Zeitalter
Wolfgang Kraushaar, Hamburg: Auswirkungen des 2. Juni 1967 und des Sechstagekriegs auf den SDS und die 68er-Bewegung
11:30
Kaffeepause
12:00
Stefan Müller-Doohm, Oldenburg: Mit der Protestbewegung gegen sie denken: Das Verhältnis von T. W. Adorno und J. Habermas zur Neuen Linken
13:00
Mittagessen
14:30
Sektionsleitung: Steffen Bruendel
Claudia Korenke, Frankfurt: Die Deutsch-Israelische Gesellschaft und ihre Frankfurter Arbeitsgemeinschaft
15:30
Diskussionsrunde (Moderation: Ingrid Gilcher-Holtey)
Jeffrey Herf, Wolfgang Kraushaar, Omar Kamil,
17:00
Tagungsende

Kontakt

Janneke Rauscher

Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften
Goethe-Universität
Campus Westend
Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt am Main

j.rauscher@em.uni-frankfurt.de