Juristische Zeugenschaft von NS-Verfolgten. Quellen, Kontexte, Deutungen

Juristische Zeugenschaft von NS-Verfolgten. Quellen, Kontexte, Deutungen

Veranstalter
Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur
Veranstaltungsort
Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur, Goldschmidtstr. 28, 04103 Leipzig
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.06.2017 - 26.06.2017
Deadline
12.06.2017
Website
Von
Elisabeth Gallas

Zahlreiche jüdische wie nichtjüdische Verfolgte sahen in der juristischen Ahndung der nationalsozialistischen Verbrechen eine Möglichkeit, Taten und Verantwortliche öffentlich zu benennen, von ihren Erfahrungen zu sprechen und der Opfer zu gedenken. Die in Europa und Israel durchgeführten Ermittlungen und Strafverfahren haben daher eine kaum überschaubare Anzahl von Aussagen und Berichten von Überlebenden hervorgebracht. Status und Wert dieses Materials werden seit Langem unterschiedlich eingeschätzt.

Mit dem interdisziplinären Workshop soll überprüft werden, inwieweit die Aussagen solcher »Opferzeugen« unser Wissen über den Nationalsozialismus und über die Formen des Sprechens und Erinnerns von Verfolgten in den verschiedenen Nachkriegsjahrzehnten und Erinnerungsgemeinschaften erweitern können. Dafür ist eine Diskussion methodischer Zugänge und Fragestellungen notwendig.

Wichtig erscheint erstens, die Strafverfahren als Entstehungsraum der Zeugnisse ernst zu nehmen und damit auch das juristische Setting als Ort einer gemeinsamen Sprachfindung von Zeugen und Juristen über den Holocaust zu untersuchen. Zweitens soll gefragt werden, welcher Gebrauch von diesen Zeugnissen aktuell gemacht wird, welche Interpretationsansätze es gibt und inwieweit sie uns helfen können, Fragen zur Verfolgungs- und Nachkriegsgeschichte zu beantworten. Drittens geht es um Verbindungen zwischen den Zeugnissen aus dem juristischen Kontext und anderen Formen der Zeugenschaft des Holocaust. Dazu gehört auch die Frage, ob die spezifischen Anforderungen der juristischen Zeugenschaft Spuren in anderen Formen des Sprechens über den Holocaust hinterlassen haben.

Programm

Juristische Zeugenschaft von NS-Verfolgten. Quellen, Kontexte, Deutungen

Montag, 26. Juni 2017, Seminarraum Simon-Dubnow-Institut

Programm

09:15 Begrüßung und Einführung
Dagi Knellessen (Leipzig) & Katharina Stengel (Leipzig/Frankfurt a. M.)

09:30 Diskussion I
Moderation: Jan Gerber (Leipzig)

Laura Jockusch (Waltham, Mass.)
Opfer, Überlebende und Angeklagte: Der Prozess gegen Stella Goldschlag 1956

Sara Berger (Rom)
Der Beitrag der Opferzeugenschaft zur historischen Forschung am Beispiel der Sobibor- und Treblinka-Verfahren

11:00 Kaffeepause

11:30 Diskussion II
Moderation: Ralf Oberndörfer (Berlin)

Katrin Stoll (Warschau)
»Kann ich von der Februar-Aktion erzählen?« Der Zeuge Dr. Aron Bejlin im sogenannten Bielefelder Białystok-Prozess (1965–1967)

Katharina Stengel (Leipzig/Frankfurt a. M.)
Gescheiterte Sprachwerdung. Die Vernehmung des Zeugen Dawid Szmidt im Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963–1965)

13:00 Mittagspause

14:00 Diskussion III
Moderation: Elisabeth Gallas (Leipzig)

Aurélia Kalisky (Berlin)
An(Klagen) und (be)richten: Vieldeutigkeit der Zeugenschaft von Mitgliedern der Sonderkommandos

Dagi Knellessen (Leipzig)
Entpersonalisierte Aussagen. Jüdische Zeugen vor der bundesdeutschen Justiz 1949/50

15:30 Kaffeepause

15:45 Diskussion IV
Moderation: Nicolas Berg (Leipzig)

Kristin Platt (Bochum)
Mögliche und nicht-mögliche Figuren des autobiografischen Erzählens

Éva Kovács (Wien)
Verblassende Erinnerungen an die Zwangsarbeit. Frühe Nachkriegsaussagen ungarischer Jüdinnen und spätere Oral-History-Interviews

17:15 Abschlussdiskussion
Moderation: Ralf Oberndörfer (Berlin)

Kontakt

Dagi Knellessen

Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur
Goldschmidtstr. 28, 04103 Leipzig
+49.341.21735-50
+49.341.21735-55
knellessen@dubnow.de

www.dubnow.de