[Achtung: Terminänderung. Der Vortrag von Frau Dr. Justine Hunter verschiebt sich auf den 06.12.2017]
Vortrag von Frau Dr. Justine Hunter (Frankfurt am Main):
„Die Politik der Erinnerung und des Vergessens in Namibia: Umgang mit schweren Menschenrechtsverletzungen der Ära des bewaffneten Befreiungskampfes 1966-1989“
Seit dem Übergang vom südafrikanischen Besatzungsregime zur Demokratie bleibt in Namibia die Frage, wie mit dem gewaltsamen Erbe des Apartheidregimes und des antikolonialen Widerstandes umgegangen werden soll, unbeantwortet.
In Namibia wurden schwere Menschenrechtsverletzungen nicht nur seitens des international geächteten Apartheidregimes verübt. In Angola und Sambia zeigte sich die Exil-Führung der Befreiungsbewegung SWAPO für schwere Menschenrechtsvergehen verantwortlich, die nicht nur auf Spionageangst sondern auch auf interne Machtkämpfe zurückzuführen sind. Die bedingungslose Generalamnestie für Kriegsverbrecher beider Seiten und die von der heutigen Regierungspartei SWAPO proklamierte nationale Versöhnungspolitik entsprachen dem Geist des paktierten Übergangs, der die Umsetzung des internationalen Friedensplans bestimmte.
Aus politikwissenschaftlicher Perspektive behandelt der Vortrag Namibias Umgang mit dem gewaltsamen Erbe, die offizielle Erinnerungskultur zwischen Wahrheit und Mythos und die Gegenerinnerung im Niemandsland der Zeit. Exemplarisch wird das Augenmerk auf zwei Themenfelder gelenkt: Zum einen den vom ehemaligen Wuppertaler Flüchtlingsseelsorger Siegfried Groth angestoßenen Diskurs zu den Menschenrechtsvergehen der namibischen Befreiungsbewegung und den Fallstricken internationaler Solidarität. Zum anderen auf die in Südafrika geführte Debatte um den ehemaligen Kopf des chemisch-biologischen Waffenprogramms des südafrikanischen Apartheidregimes Wouter Basson, dem die namibische Generalamnestie Straffreiheit für seine Kriegsverbrechen garantierte. Wouter Basson praktiziert heute unter Protest der südafrikanischen Ärztekammer als Kardiologe in Kapstadt.
Datum: 12.07.2017
Referent: Dr. Justine Hunter (Frankfurt am Main)
Thema: „Die Politik der Erinnerung und des Vergessens in Namibia. Umgang mit schweren Menschenrechtsverletzungen der Ära des bewaffneten Befreiungskampfes, 1966-1989.“
Ort: Besucherbereich Foyer (Haus 31 EG)
Zeit: 18:15 Uhr