Zwischen Himmel und Alltag. Wissen und Gemeinschaft vom Hochmittelalter bis in die Frühe Neuzeit

Zwischen Himmel und Alltag. Wissen und Gemeinschaft vom Hochmittelalter bis in die Frühe Neuzeit

Veranstalter
Ass.-Prof. Dr. Angelika Kemper, Institut für Germanistik, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Veranstaltungsort
Universität Klagenfurt
Ort
Klagenfurt
Land
Austria
Vom - Bis
31.10.2017 -
Deadline
31.10.2017
Website
Von
Christian Domenig

Das Leben in einer Gemeinschaft prägt kulturelle Äußerungen des Mittelalters in vieler Hinsicht, sei es in der Literatur und Kunst, im religiösen Kontext oder auch der Wissenschaft. Berufungen auf Wissen und Aktualisierungen von Wissenshorizonten spielen dabei eine bedeutsame Rolle, sie können gemeinschaftsstiftend wirken oder auch von existenzieller Bedeutung sein, wenn es um das Seelenheil geht. Gemeinschaften berufen sich daher auf kohärente Wissensbestände, auf Autoritäten und bewährte Deutungsmodelle. Sie neigen zu einer didaktisch gelenkten Kontrolle und Tradierung ihres Wissens im hochabstrakten Bereich theoretischen Wissens ebenso wie in Fällen anwendungsbezogenen Wissens.
Die Tagung zielt darauf, die vielfältigen mittelalterlichen Gemeinschaften – die städtischen, politischen, sozialen, religiösen – und ihr Wissensmanagement zu beleuchten, ihre Modi des Wissenstransfers ebenso wie ihre Bildungsideale und ihre systematisierenden Diskurse.
In den Blick treten 1) die Künste und Wissenschaften, 2) die sozialen und kulturellen Aspekte des Wissens (z.B. Ordensgemeinschaften, Eliten), 3) die zeitgenössische Methodik und die Verfahren der Wissensorganisation, 4) die Wissensreflexion, 5) Transferaktivitäten.
Ansatzpunkte für eine Annäherung sind im Einzelnen folgende:
- (Aus-)Bildung in Schulen, Universitäten und Ordenshäusern
- Gelehrtenstand, Expertentum, Laienstand
- Heilswissen, Tugendwissen, Ordowissen
- Kanon und Normierung, Thesaurierung und Kritik
- Techniken, z.B. die Kunst der Mnemotechnik – welche Rolle spielt sie etwa als Teil von Rhetorik und Katechese für das Gemeinschaftsleben? Wie gestaltet sich die Dialektik von Geheimhaltung und Verbreitung der Lehre? –
- literarische bzw. theatrale Wissensverhandlungen und ihre poetischen Verfahrensweisen (Allegorik, Metaphorik)
- wissensvermittelnde Textsorten (Traktate, Chroniken, Predigten, Universitätsschriften, Didaktische Literatur)
- künstlerische Verfahrensweisen (Visualität)
- Artefakte als Wissensträger
Nachdem in den letzten Jahren eine beachtliche Zahl an Sammelbänden und Monographien erschienen ist, die sich mit Lernen und Wissen speziell im Frühmittelalter bzw. in der klösterlichen Kultur befassen (ROLF H. BREMMER/KEES DEKKER [Hg.]: Foundations of Learning, 2007; ROLF H. BREMMER/KEES DEKKER [Hg.]: Practice in Learning, 2010; SITA STECKEL: Kulturen des Lehrens im Früh- und Hochmittelalter, 2011; CONCETTA GILIBERTO/LOREDANA TERESI [Hg.]: Limits to Learning, 2013; JULIA BECKER/TINO LICHT/STEFAN WEINFURTER [Hg.]: Karolingische Klöster. Wissenstransfer und kulturelle Innovation, 2015), soll nun das hohe und späte Mittelalter in das Blickfeld einer disziplinübergreifenden Forschung rücken. Somit kann die mediävistische Beschäftigung mit den Phänomenen des Wissenstransfers und der Wissenskultur, die vor allem in philologischen/historischen Disziplinen und in kulturwissenschaftlichem Kontext Beachtung finden (‚La trasmissione dei saperi nel Medioevo‘, Centro Italiano di Studi di Storia e d’Arte Pistoia, 2005; Transfert des savoirs au Moyen Âge – Wissenstransfer im Mittelalter. Hrsg. von STEPHEN DÖRR und RAYMUND WILHELM, 2008), für eine spätere Phase sowie den Übergang zwischen Spätmittelalter und beginnender Neuzeit fruchtbar gemacht werden.
Eingeladen sind Wissenschaftler/innen aus verschiedenen mediävistischen Disziplinen (u.a. Germanistik, Romanistik, Anglistik, Geschichte, Kunstgeschichte, Mittel-/Neulatein, Theologie, Philosophie) sowie aus angrenzenden Bereichen der Frühneuzeitforschung, sich mit einem der genannten Themenaspekte auseinanderzusetzen. Willkommen sind partikulare Untersuchungen und Fallstudien ebenso wie grundlegende Überlegungen zu vormodernen Gemeinschaften und ihrer Wissenskultur.

Vorschläge für Vorträge (20 Min.) sind bis 31.10.2017 an folgende Adresse zu senden:
Angelika.Kemper@aau.at

Vorschläge können in deutscher oder englischer Sprache eingereicht werden (max. 1 Seite Umfang). Es wird darum gebeten, neben dem Vortragsvorschlag einen kurzen CV inkl. einer Auswahl der Publikationen einzusenden (max. 1 Seite Umfang).
Die Publikation der Tagungsbeiträge ist geplant.

Die Tagung wird am 7. und 8. Juni 2018 im Stiftungssaal der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt stattfinden (Universitätsstraße 65–67; Raum K.0.01). Nach Maßgabe der Förderungsmöglichkeiten können Übernachtungs- und Reisekosten übernommen werden.

Organisationsteam: Angelika Kemper, Christian Domenig

Programm

Kontakt

Angelika Kemper

Institut für Germanistik
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Angelika.Kemper@aau.at