Unter dem Titel SHOWCASE präsentiert die Bayerische Staatsbibliothek ausgewählte Exponate ihrer seit 1915 aufgebauten, heute international hochrangig ausgebauten Sammlung von Künstlerbüchern. Ein Vierteljahrhundert ist seit der Ausstellung „Papiergesänge. Buchkunst im zwanzigsten Jahrhundert“ vergangen, die Sammlung umfasst heute insgesamt etwa 13 000 Objekte.
SHOWCASE verweist auf die Vitrinen, in denen der Besucher die Exponate betrachtet, erinnert aber auch daran, dass diese zeitgenössischen Kunstobjekte als „Show“, also zum Zeigen, zum Präsentieren, zum Blättern, aber auch als „Case“ zum Wahrnehmen, zum Betrachten, exemplarisch und individuell gesammelt werden. SHOWCASE setzt sich zum Ziel, die Dynamik und vielfältige Aussagekraft dieser Bücher, die autonome Kunstwerke sind, wirkungsvoll zur Geltung zu bringen.
Von William Blake bis Pablo Picasso, von Louise Bourgeois bis Anselm Kiefer haben sich Künstler des Buchs als künstlerischer Ausdrucksform bedient. Sie haben sich so auch der Frage gestellt, was ein Buch sein und leisten kann. Sie illustrierten, schrieben, kolorierten, collagierten, fotografierten oder beschritten gänzlich experimentelle Wege. Ihre Ideen und oft ganz neuen Lösungen verfolgten mit ästhetischen Ansprüchen auch gelegentlich gesellschaftspolitische, ja politische Zielsetzungen. Sie wandten sich in neuer Sprache, neuen Darstellungsformen an eine neue Gesellschaft. Manche postulieren ein neues Menschenbild. Der Drang zum Ändern richtet sich nicht nur gegen Terror und Krieg oder Kolonialismus. Er drückt sich auch in der „Subkultur“ der Comics, Plattencover und Zines aus.
SHOWCASE zeigt eindrucksvoll, wie unterschiedlich Künstler mit dem Buch als Ausdrucksform umgehen, wie ganz verschieden Künstlerbücher aussehen, wie sie in Aufmachung und Preis differieren. Billigste Herstellung und Massenware können genauso ein Künstlerbuch sein wie kostspielige, bibliophil anmutende Bücher namhafter Künstler.