Die „68er-Bewegung“ feiert im kommenden Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Der Prozess der Historisierung ihrer Entstehung, Ereignisse und Akteur/innen wird in den Geschichtswissenschaften zunehmend in den Fokus der zeitgeschichtlichen Forschung gerückt. Die Geschichte der nach ihrer Hochphase benannten Studentenbewegung lässt sich nicht nur als politischer Umbruch, soziale Bewegung und Disput zweier Generationen verstehen, sondern kann auch als Geschichte heterogener Einzelpersonen, die sich durch „kritische Momente“ zu einer kurzfristig gemeinsam agierenden, homogenen Masse zusammenschlossen, verstanden werden.
Auf die rasch aufgetretene Homogenisierung der 68er-Bewegung folgte ein noch schnellerer Bruch zwischen den Strömungen innerhalb dieser sozialen Bewegung. Im Zentrum der wissenschaftlichen Forschung lag der Fokus bislang stärker auf den Gründen, Aspekten, Differenzen und Brüchen, die zur Entwicklung und zum Scheitern der 68er geführt haben, als auf der Analyse der Hoffnungen und Ziele einzelner Akteur/innen, die im Anschluss an die Studentenbewegungen die unterschiedlichsten Lebenswege einschlugen. Die Tagung soll sich der Annäherung an die verschiedenen Lebensentwürfe der Beteiligten nach dem Zusammenbruch der 68er-Bewegung widmen. Weiterhin soll anhand von Einzelpersonen deren In-oder Exklusion in die aus ihrer Sicht zu reformierende oder durch eine Revolution zu transformierende neue Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland, in anderen westeuropäischen sowie transatlantischen Staaten thematisiert werden.
Mögliche Leitfragen, die im Zentrum der Tagung stehen sollen, lauten:
1. Welche nationalen/transnationalen Netzwerke entstanden innerhalb der 68er-Bewegung und wie wurden diese nach Auflösung der Studentenbewegung weiter genutzt?
2. Wie veränderte sich der Blick der beteiligten Akteur/innen auf die Politik, die Justiz und die Medien?
3. Welche bisher wenig beachteten Alternativ-Lebenswege gab es neben dem „Marsch durch die Institutionen“ oder der Radikalisierung der Akteur/innen?
4. Inwiefern spielen biografische Zugänge und Zeitzeug/innen eine wesentliche Rolle bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Studentenbewegung und ihrer Folgen?
Interessierte Nachwuchwissenschaftler/innen aus den Geschichtswissenschaften sowie aus angrenzenden Gebieten, die zu diesen Themengebiet forschen, sind herzlich eingeladen, einen Vorschlag von max. 300 Wörtern für einen rund zwanzigminütigen Vortrag sowie einen kurzen Lebenslauf bis zum 15. November 2017 an Robert Wolff (robert.wolff91@googlemail.com) zu senden. Eine Übernahme der Reise- und Unterbringungskosten wird angestrebt, kann aber derzeit nicht zugesichert werden.