Capital in Classical Antiquity

Capital in Classical Antiquity

Veranstalter
Prof. Neville Morley, University of Exeter; Prof. Christian Wendt, Freie Universität Berlin
Veranstaltungsort
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
09.04.2018 - 10.04.2018
Deadline
01.12.2017
Website
Von
Hans Kopp

Thomas Pikettys "Capital in the Twenty-First Century" galt bereits kurz nach seiner Veröffentlichung im Jahr 2014 als das wichtigste Werk der politischen Ökonomie seit langem. Pikettys Buch ist ein wichtiger Beitrag zum Verständnis von Reichtum und Ungleichheit in der Moderne, der sich auf Datenanalysen der letzten Jahrhunderte stützt. Zudem entwickelt das Werk einen neuen Zugriff auf ökonomische Abläufe, da es klassisch historische Quellenbestände ebenso einbezieht wie Romane des 19. Jahrhunderts oder abstrakte Theoreme, um so systeminhärente Tendenzen aufzuzeigen, die Ungleichheit und Instabilität befördern.

Piketty geht auf vormoderne Gesellschaften nur am Rande ein (so auch auf die Antike), und er betont deren Mangel an Entwicklung im Vergleich zur Neuzeit als zentrales Charakteristikum. Dennoch bietet sein Werk wichtige Anstöße für die wirtschaftshistorische Forschung im allgemeinen, für die Antike wie für die Neuzeit, und es stellt im mindesten einen anregenden Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung dar, die überkommene Differenzierungen zwischen Modernismus ("Zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind die Unterschiede eher quantitativ als qualitativ") und Primitivismus ("die Vergangenheit war völlig verschieden und absolut unterentwickelt") überwinden will.

In der historischen Zunft herrscht überwiegend Einigkeit darüber, dass auch in der Antike, speziell im Imperium Romanum, ein gewisses ökonomisches Wachstum stattfand (wenn auch in wesentlich kleinerer Größenordnung als in neuzeitlichen Konstellationen), doch wurden die Triebkräfte einer derartigen Entwicklung kaum in den Blick genommen. Pikettys Untersuchung unterstreicht die Notwendigkeit, öffentlichen und privaten Wohlstand getrennt zu betrachten und zudem die Kapitalanhäufungsraten mit den Produktivitätssteigerungsraten zu vergleichen, um die realen sozialen Konsequenzen einer sich entwickelnden Wirtschaft verstehen zu können. Darüber hinaus bietet sein Ansatz ein Instrumentarium, Ursache und Wirkung der Kontinuität gewaltiger Ungleichheiten in antiken Gesellschaften zu hinterfragen, indem ökonomische Strukturen mit demographischen Gegebenheiten sowie den Ungewissheiten der mediterranen Umwelt in Bezug gesetzt werden. Auf diesem Weg könnte sich die Möglichkeit ergeben, die besonderen Dynamiken antiker Wirtschaftssysteme besser zu ergründen und auch die Bedeutung theoretischer Ansätze für die antike Wirtschaftsgeschichte zu eruieren.

Der Workshop zielt darauf ab, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit verschiedenen Perspektiven auf in unserem Zusammenhang relevante Themen innerhalb der Alten Geschichte zu versammeln, um die Bedeutung von Pikettys Einsichten und verwandter Ansätze für die klassische Antike zu diskutieren. Dies kann helfen, einige bekannte Fragestellungen neu zu formulieren, um die Überlieferung unter modifizierter Perspektive zu interpretieren. Leitfragen können etwa sein: Wie ist wirtschaftliche Entwicklung im antiken Mittelmeerraum zu beschreiben, wenn sie im Zusammenhang mit der Rolle des ‘Kapitals’ und der vorherrschenden Ungleichheit gedacht wird? Wie wurde Reichtum, sowohl öffentlicher als auch privater, bewertet und verwaltet? Inwieweit bietet Pikettys Werk ein Modell für die antike Wirtschaftsgeschichte, sowohl in methodischer wie auch in politischer Hinsicht?

Die Anzahl an Plätzen für diese Veranstaltung ist sehr begrenzt. Interessenten, entweder als Referenten (30 Minuten) oder als Diskutanten, senden bitte ein kurzes Motivationsschreiben mit ihren Forschungsschwerpunkten. Diejenigen, die einen Vortrag halten möchten, senden darüber hinaus bitte ein Abstract von 300 Wörtern, beides bis zum 1.12.2017. Für alle ausgewählten Beiträgerinnen/Beiträger werden Hotelübernachtungen organisiert sowie ein (substantieller) Zuschuss zu den Reisekosten gewährt. Eine Konferenzgebühr wird auch für weitere Interessierte nicht erhoben.

Programm

Kontakt

Christian Wendt

Freie Universität Berlin, Friedrich-Meinecke-Institut, Koserstr. 20, 14195 Berlin

christian.wendt@fu-berlin.de


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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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