Von Pionieren und Piraten: Der DEFA-Kinderfilm in seinen kulturhistorischen, filmästhetischen und ideologischen Dimensionen

Von Pionieren und Piraten: Der DEFA-Kinderfilm in seinen kulturhistorischen, filmästhetischen und ideologischen Dimensionen

Veranstalter
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Musik, Medien- und Sprechwissenschaften, Abt. Medien- und Kommunikationswissenschaften
Veranstaltungsort
Universität Halle
Ort
Halle an der Saale
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.02.2019 - 08.02.2019
Deadline
30.04.2018
Website
Von
Steffi Ebert

Der Kinderfilm spielte in der DDR eine bedeutende Rolle, was auch daran ersichtlich ist, dass im Zeitraum von 1949 bis 1991 von der DEFA mehr als 180 Filme für Kinder produziert wurden. Diese Kinderfilme sind historische, ästhetische und sozialgeschichtliche Zeugnisse einer bis in die heutige Gesellschaft nachwirkenden Zeit. Deren Bedeutsamkeit ist aber, trotz einiger bereits vorliegender Veröffentlichungen (etwa: Richter 2016; König, Wiedemann, und Wolf 1996; Felsmann und Sahling 2010; Blessing 2014), in vielen Facetten und Dimensionen noch nicht erfasst worden. Die dem DEFA-Kinderfilm inhärente Auseinandersetzung mit filmästhetischen, narratologischen und politischen Aspekten bietet jedoch gleichzeitig interessante Anknüpfungspunkte an aktuelle Diskurse. Dabei sind Diskussionen um den Wandel von Kindheit und ihren medialen Repräsentationen im Zuge gesellschaftlicher, ideologischer und wirtschaftlicher Veränderungen genauso zentrale Bestandteile der gegenwärtigen Diskurse wie Debatten um das Verhältnis zwischen Literaturadaptionen und sogenannten Originalstoffen.
In ihrer Entstehungszeit waren die DEFA-Kinderfilme in nicht minder spannungsreichen gesellschaftlichen Umständen situiert. Denn die Filmproduktionen waren als kulturelle Erziehungsmedien instrumentalisiert und zugleich waren sie ästhetische Deutungen der vorgegebenen gesellschaftlichen und bildungspolitischen Rahmenbedingungen. Als künstlerische Auseinandersetzungen mit dem gelebten Alltag entstanden die Filme in einem Aushandlungsprozess zu diesen Normativen. Dieses Wechselverhältnis thematisieren bereits einige Publikationen zum DDR-Kinderfilm. Immer wieder wird von den Autor/innen aber auf weitere zu leistende Analysen verwiesen, in denen herausgearbeitet werden soll, wie das Wechselverhältnis zwischen „pädagogischem Auftrag und künstlerischem Anliegen“ ausgesehen hat (König, Wiedemann, und Wolf 1996, 21; oder auch: Ullrich, Kaufmann, und Schröter 2015; Schäfer und Wegener 2009; Nelke 2010; Blessing 2015; Giera 1986; Häntzsche 1980).
Die geplante Tagung möchte diese Forschungslücken schließen und zwar aus fächerübergreifender Perspektive. Dabei soll es einerseits um historisch orientierte Analysen gehen. Andererseits besteht das Ziel der Tagung darin, die dargelegten Potentiale des DDR-Kinderfilms für die aktuelle Diskussion um Filme für Kinder genauer zu befragen: hinsichtlich seiner Ästhetik und seiner Narrative sowie Themen und zugleich auch hinsichtlich seiner Produktions- und Distributionsbedingungen. Wünschenswert sind Beiträge, die sich dem DEFA-Kinderfilm aus film- bzw. medienwissenschaftlicher, literaturwissenschaftlicher, kulturhistorischer, medienpädagogischer und soziologischer Perspektive annähern, um auf diese Weise differenzierte Zugänge zu diesem vielfältigen und noch in vielen Aspekten unerforschten Kinderfilmkorpus zu erlangen.

Mögliche Aspekte sind dabei:
- Bedeutung von Genres im DEFA-Kinderfilm
- Zur Signifikanz des Märchens im DEFA-Kinderfilm
- Genderkonstruktionen im DEFA-Kinderfilm
- Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus im DEFA-Kinderfilm
- Drehbuchvorlagen: Literaturadaption versus Originalstoff
- Wechselwirkung filmästhetischer und pädagogischer Preliminarien im DEFA-Kinderfilm
- Einfluss des Kinderfilmschaffens anderer Länder auf den DEFA-Kinderfilm
- Der DEFA-Kinderfilm im schulischen und medienpädagogischen Kontext
- Vom Drehbuch zum Film: Produktionsbedingungen und institutionelle Einflüsse
- Verbotene und zensierte DEFA-Kinderfilme
- Das Kinderbild im DEFA-Kinderfilm
- DEFA-Kinderfilme und ihre Festivalauswertung
- Humor, Fantasie und Utopie im DEFA-Kinderfilm
- Spiegelung aktueller gesellschaftlicher Diskurse im DEFA-Kinderfilm
- Rezeption des DEFA-Kinderfilms in der DDR und nach der Wende
- (De-)Kanonisierungsprozesse: der Umgang mit dem filmischen Erbe

Die Vortragsdauer beträgt 30Minuten. Eine Publikation der Beiträge ist geplant.
Organisation: Dr. Steffi Ebert, Dr. Werner Barg (Universität Halle) und Prof. Dr. Bettina Kümmerling-Meibauer (Universität Tübingen)
Bitte schicken Sie ein Abstract mit ausgewählter Fachliteratur (3-5 Titel) im Umfang von 300 Wörtern und einen kurzen Lebenslauf (200 Wörter) an: defa-tagung@medienkomm.uni-halle.de

Programm

Kontakt

Steffi Ebert

Mansfelder Str. 56
06108 Halle
0345-5523589

defa-tagung@medienkomm.uni-halle.de


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Deutsch
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