Mars, Jupiter, Jena. Zur politischen Poetik des Zukunftsromans

Mars, Jupiter, Jena. Zur politischen Poetik des Zukunftsromans

Veranstalter
Dr. Kristin Platt (Institut für Diaspora- und Genozidforschung/RUB); Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft/RUB)
Veranstaltungsort
Ruhr-Universität Bochum, Beckmannshof, Raum: Shanghai, Universitätsstraße 150, 44801 Bochum
Ort
Bochum
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.04.2018 - 13.04.2018
Deadline
05.04.2018
Von
Dr. Kristin Platt

Der Begriff der Zukunft deutet in der Gestalt der Frage nach der Zukunft der Generationen und der Zukunft des Wissens auf gesellschaftspolitische Schlüsselfragen der Zwischenkriegszeit.

Der Workshop, der zur Vertiefung der Untersuchungsfragen des von der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Forschungsprojekts "Der verdichtete Raum. Sprache, Text und weltanschauliches Wissen in deutschsprachigen Zukunftsromanen der 1920er und 1930er Jahre" dient, stellt ein wichtiges literarisches Genre dieser Zeit vor: den Zukunftsroman. Der deutsche Zukunftsroman der 1920er und 1930er Jahre konfrontiert den Leser mit der Reichweite von Radiowellen und Reisen zum Mars, aber auch mit der Drohung des Untergangs deutscher Kultur- und Politikmächtigkeit.

Mars, Jupiter, Jena: Mit „Heil Terra!“ wird Erik Holm, der Protagonist aus Stanislaus Bialkowskis Zukunftsroman Krieg im All (1935), bei seiner Rückkehr auf die Erde begrüßt. Der Soldat der deutschen Raumflotte tritt nach einem zweijährigen Aufenthalt auf dem Mond seinen Erholungsurlaub in Jena an, wo er die schöne Ingeborg kennenlernt. Das junge Glück wird jäh gestört, als sich Holm zurück zum Dienst melden muss. Angesichts der drohenden Zerstörung des Mars nähern sich Marsbewohner der Erde – die kriegerische Rasse der Ertaner versucht, die Erde zu erobern. Bietet die Besiedlung der Jupitermonde eine Alternative für die extraterrestrische Population?

Mit der an die Romane herangetragenen Hypothese der politischen Poetik wird im Workshop nach dem Beziehungsverhältnis zwischen ästhetischen Figuren, literarischen Verfahren und kulturellem Wissen gefragt.
Die Vorträge folgen den Erzählungen über Kriege und Katastrophen, über die Möglichkeiten und Grenzen von Technik, die Suche nach den Fundamenten von Identität. Diese Erzählungen beanspruchten in der Zwischenkriegszeit, nicht nur Zukunftsvision, sondern Gesellschaftsutopie zu sein.
Sehr herzlich laden wir zu den Vorträgen und Diskussionen ein, die der Reise aus den 1920er Jahren zu Mars und Jupiter folgen und damit einen gezielten Beitrag leisten zur Erforschung einer Werkfamilie, die im literarischen Schaffen der Zwischenkriegszeit die Reflexion politischer, sozialer und technischer Entwicklungen bezeugt – sie vielleicht aber auch mitgestaltet.

Programm

Donnerstag 12. April 2018

14:00 Uhr
Kennenlernen und Kaffee

15:00 Uhr
Begrüßung und Einführung

Sektion: Zukunft im Text

15:30 Uhr
Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans: Themen und Tendenzen des europäischen Zukunftsromans seit dem späten 19. Jahrhundert. Skizze eines Rahmens

17:00 Uhr
PD Dr. Robert Leucht: Umkämpftes Morgen. Zukunftsdiskurse und utopisches Ideenfieber nach dem Ersten Weltkrieg

Sektion: Der Zukunftsroman als Genre

18:15 Uhr
Dr. Andy Hahnemann: Geopolitical Fiction. Ein vergessenes Genre?

Freitag 13. April 2018

Sektion: Entgrenzte Machbarkeit

09:30 Uhr
Dr. Kristin Platt: Die Zeit der Katastrophe

10:45 Uhr
Prof. Dr. Hans Esselborn: Fiktionalisierung und Narrativierung technischer und politischer Diskurse in Hans Dominiks Romanen

Sektion: Handlungsräume echter Männer und Menschen

13:30 Uhr
Dr. Dina Brandt: „Unnützes Weiberfleisch können die Motoren nicht tragen“ – Geschlechter in den Zukunftsromanen

Sektion: Die Eroberung der Zukunft

15:00 Uhr
Prof. Dr. Lucian Hölscher: Zeitstrukturen in Zukunftsromanen der Zwischenkriegszeit

16:00 Uhr
Dr. Lasse Wichert: Resümee und Ausblick

Kontakt

Dr. Lasse Wichert
Institut für Diaspora- und Genozidforschung/Historicum
Ruhr-Universität Bochum
44801 Bochum
Tel.: 0234/3229702
Fax: 0234/3214770
idg@rub.de

http://www.idg.rub.de