Zwischen Verfolgung und 'Volksgemeinschaft': Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus

Zwischen Verfolgung und 'Volksgemeinschaft': Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus

Veranstalter
Stiftung niedersächsische Gedenkstätten in Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Veranstaltungsort
Gedenkstätte Bergen-Belsen / Hermannsburg
Ort
Lohheide / Celle
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.06.2018 - 02.06.2018
Deadline
15.05.2018
Von
Jens-Christian Wagner

Seit dem 15. April 2018 wird in der Gedenkstätte Bergen-Belsen die Ausstellung „Kinder im KZ Bergen-Belsen präsentiert – Anlass, über die engere Fragestellung der Ausstellung hinaus sich im Rahmen einer wissenschaftlichen Tagung übergreifend mit dem Thema Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus zu beschäftigen. Ziel der Tagung ist es, das Ausstellungsthema in die Gesellschaftsgeschichte von Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus einzubetten. Dabei soll es explizit nicht nur um Aspekte der Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung von Kindern und Jugendlichen gehen, sondern auch um Integrationsangebote, die dem Nachwuchs der propagierten „Volksgemeinschaft“ gemacht wurden.

Gerade das Wechselverhältnis zwischen Inklusion und Exklusion ist in Bezug auf Kinder und Jugendliche von der Forschung bislang kaum beleuchtet worden. Zwar gibt es einige Arbeiten zur Verfolgung spezifischer Gruppen von Minderjährigen und zu einzelnen Verfolgungsorten, etwa zu den sog. Jugendschutzlagern, und auch zur Jugendkultur, zum Jugend-Widerstand und zur Hitlerjugend liegen Forschungsarbeiten vor. Dennoch ist das Thema „Kindheit und Jugend im NS“ in der Forschung überraschend unterpräsentiert: Bislang gibt es dazu keine Gesamtdarstellung, und auch einige Teilthemen, zum Beispiel die Geschichte der Kinder in den Konzentrationslagern, wurden bisher nicht übergreifend bearbeitet.

Die Tagung wird nicht alle Lücken schließen können. Sie soll aber den Blick auf das Thema sowohl erweitern als auch schärfen, indem sie sich folgenden Fragen zuwendet:

- Wie gestaltete sich die Lebenswirklichkeit der als Teil der "Volksgemeinschaft" geltenden Kinder? Welche Rolle spielten Schule und Hitlerjugend?
- Wie veränderten sich der Alltag und die Lehrpläne in den Schulen (staatliche, private und konfessionelle Schulen)? Wie reagierten Schüler_innen auf Ausgrenzung?
- Welche Kontinuitäten und Brüche zeigte die Zwangserziehung in Heimen und Anstalten?
- Welche Rolle spielte widerständiges Verhalten bei Jugendlichen?
- Wie entwickelten sich jugendliche Subkulturen?
- Wie entwickelte sich die Beziehungsgeschichte zwischen ausgegrenzten und verfolgten Kindern (Juden, Sinti und Roma, Kranke, Nichtdeutsche etc.) und dem Nachwuchs der selbsternannten "Herrenmenschen"?
- Welche Kinder wurden mit welchen Mitteln verfolgt? Welche Überlebensbedingungen hatten verfolgte Kinder in Lagern und anderen Haftstätten, etwa Neugeborenen- und Kinderheimen für ausländische Kinder?
- Welche Spezifika, auch erfahrungsgeschichtlich, hatte die Verfolgung von Kindern und Jugendlichen gegenüber der von Erwachsenen?
- Welche psychischen, sozialen und politischen Folgen hatten Indoktrination und Militarisierung auf der einen und die Erfahrung von Ausgrenzung und Verfolgung auf der anderen Seite auf die Jugend in der Nachkriegszeit?
- Welche Gegenwartsbezüge bietet das Thema für aktuelle Bildungsprogramme in den Gedenkstätten und im Unterricht?

Anmeldung
Informationen zur Tagung sowie eine Anmeldung bitte bis zum 15. Mai 2018 sind entweder telefonisch unter +49 (0) 5051 – 4759 – 175, oder per Email unter tagung2018@stiftung-ng.de möglich. Auf Grundlage der Rechnung, die wir Ihnen direkt im Anschluss zusenden, entrichten Sie dann bitte die Tagungsgebühr i.H.v. 50 Euro p. P.; ermäßigt 30 Euro p.P. für Studierende und Arbeitssuchende. Darin enthalten ist, neben der Teilnahme an der Tagung, ein Abendessen am 01. Juni 2018 und ein Mittagsimbiss am 02. Juni 2018. Kosten für Unterkunft und Frühstück müssen selbst getragen werden.
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Über eine Zusage entscheidet die Reihenfolge der Anmeldungen.
Bitte buchen Sie Ihre Unterkunft selbst. Ein begrenztes Zimmerkontingent zum Preis von je 75 EUR für ein EZ und je 140 EUR für ein DZ inkl. Frühstück steht bis zum 15. Mai 2018 unter dem Buchungscode „Gedenkstätte Bergen-Belsen“ im Hotel Best Western Heidehof in Hermannsburg bereit (heidehof@plazahotels.de; Tel.: 05052 – 970514).

Programm

1. Juni 2018 (Gedenkstätte Bergen-Belsen)

13:30 Uhr Begrüßung und Einführung in die Tagung – Dr. Jens-Christian Wagner, Dr. Detlef Garbe

14:00 Uhr Impulse
- Zwischen Inklusion und Exklusion: Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus – Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Univ. Leipzig (angefragt)
- Verführerische Offerte - Machtfunktion und politische Psychologie der Hitler-Jugend - Prof. Dr. Gisela Miller-Kipp, Univ. Düsseldorf, Univ. Düsseldorf

15:00 Uhr Führung durch die Ausstellung „Kinder im KZ Bergen-Belsen“

16:00 Uhr Kinder als Verfolgte
- Kinder im Konzentrationslager Ravensbrück:(Über-)Lebenserinnerungen – Dr. Wiebke Hiemesch, Univ. Hildesheim
- Schwangerschaften und Geburten im KZ Bergen-Belsen – Diana Gring, Gedenkstätte Bergen-Belsen
- Kinderspiele im KZ Bergen-Belsen – Dr. Thomas Rahe, Gedenkstätte Bergen-Belsen
- Jüdische „Mischlinge“ im „Erziehungsheim“ Hadamar – Prof. Dr. Lutz Kaelber, University of Vermont

2. Juni 2018 (Evangelisches Bildungszentrum Hermannsburg)

9 Uhr Zwischenräume: Zwischen Inklusion und Exklusion
- Zwischen „Heimatfront“ und Lageralltag. Die Bedeutung von Geschwistern im Zweiten Weltkrieg – Kathrin Kiefer, Univ. Mainz
- „Als sehr brauchbar für unser Volkstum“ oder „als ungenügend zu gelten“ – Die „Germanisierung“ von Kindern aus dem Banat im Deutschen Reich zwischen Inklusion und Exklusion – Verena Meier, Hebrew University of Jerusalem
- Hamburger Kinder und Jugendliche aus dem Milieu politisch links orientierter Arbeiterschaft zwischen Anpassung und Widerstand 1933-1945 – Herbert Diercks, Gedenkstätte Neuengamme

10:45 Uhr Integration und Indoktrination: Nachwuchs für die 'Volksgemeinschaft'
- Im Dienst der Gemeinschaft. Die Etablierung der nationalsozialistischen Moral in der Hitler-Jugend 1935-1939 – Dr. Thomas Gloy, Leipzig
- Aufwachsen als Teil der ‚Volksgemeinschaft‘. Jugendliche Lebensrealitäten im Nationalsozialismus zwischen Hitler-Jugend, Schule und Freizeitvergnügen – Lisbeth Matzer, Univ. Köln
- Kriegseinsatz der deutschen Jugend am Beispiel der Stadt Worms 1939-1945 – Lisa Lüdke, Speyer, und Verena Schmehl, Univ. Bonn
- Reeducation – Oder: Die Suche nach einer neuen Jugend – Dr. Sebastian Engelmann, Univ. Tübingen

12:45 Uhr Fazit

13:15 Uhr Mittagsimbiss, anschließend Abreise

Kontakt

Martina König
Veranstaltungen, Gedenkstätte Bergen-Belsen
Anne-Frank-Platz, 29203 Lohheide
Tel. 05051-4759-175
Fax 05051-4759-118
Email: tagung2018@stiftung-ng.de

https://www.stiftung-ng.de/de/news/news-detailseite/news/detail/News/zwischen-verfolgung-und-volksgemeinschaft-kindheit-und-jugend-im-nationalsozialismus/