Die neue Mitte? Rechte Ideologien und Bewegungen in Europa

Die neue Mitte? Rechte Ideologien und Bewegungen in Europa

Veranstalter
Deutsches-Hygiene Museum Dresden; Bundeszentrale für politische Bildung; Mercator Forum Migration und Demokratie an der TU Dresden; Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden; TRAWOS-Institut der Hochschule Görlitz/Zittau; Kulturbüro Sachsen e.V.; Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen.
Veranstaltungsort
Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.09.2018 - 19.09.2018
Deadline
31.08.2018
Website
Von
Dr. Johannes Schütz, Deutsches Hygiene-Museum Dresden

Die Bedrohung von rechts ist deutlich vielfältiger und divergenter geworden. Nicht mehr nur gewaltbereite Neonazis arbeiten an einer Erneuerung des deutschen Reiches, auch nationalkonservative Rechtspopulisten und völkische Nationalisten, Identitäre und Reichsbürger agitieren gegen die Bundesrepublik Deutschland, jeweils mit ganz eigenen Konzepten, Zielen und Strategien.

Das Ziel der Tagung ist es, diese Vielfalt zu thematisieren und zugleich nach den verbindenden Elementen zu suchen: Welche Ideologien bilden die Versatzstücke für die unterschiedlichen Welterklärungsmodelle und welche gemeinsamen Ziele verbinden die verschiedenen Aktionsfelder am rechten Rand der Gesellschaft? Wie beeinflussen gesellschaftliche Transformationsprozesse die Zustimmung zu oder die Ablehnung von diesen Erklärungsmodellen und Bewegungen? Welche Wechselwirkungen gibt es über mediale Berichterstattung und mediale Vernetzung zwischen Gesellschaften und dem rechten Spektrum?

Mit einem breiten Angebot aus Vorträgen und Workshops richtet sich die Tagung vor allem an jene, die in ihren beruflichen und privaten Kontexten mit diesen Herausforderungen konfrontiert werden. Auf der Tagung erhalten sie Hintergrundinformationen zu den einzelnen Akteuren und Strukturen und lernen Strategien für ihre tägliche Arbeit kennen.

Programm

Montag, 17.09.2018

14:00 Uhr: Begrüßung und Einführung
Prof. Klaus Vogel, Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Thomas Krüger, Bundeszentrale für politische Bildung
Dr. Johannes Schütz, Deutsches Hygiene-Museum Dresden

Panel 1: Aktionsfelder
Zu Beginn der Tagung wird das gesamte Feld rechter Spieler in den Blick genommen. Es wird versucht, die Akteure und die Bewegungsformen anhand ihrer Weltbilder und Aktionsfelder zu differenzieren, zugleich aber auch die ideologischen Überschneidungen herauszuarbeiten und personale Netzwerke und Beziehungsmuster aufzudecken. Damit lassen sich die Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Querverbindungen rechter Akteure erfassen, um sie anschließend am Beispiel der Identitären Bewegung durchzugehen und konkret die Problematik der Vielfalt und Einheit rechter Akteure veranschaulichen zu können.

14:30 Uhr: Vielfalt und Einheit rechter Akteure
Alexander Häusler, Sozialwissenschaftler, Fachhochschule Düsseldorf

15:45 Uhr: Kaffeepause

16:00 Uhr: Herausforderungen durch neue Akteure: Das Beispiel der Identitären Bewegung
Natascha Strobl, Politikwissenschaftlerin, Universität Wien

17:15 Uhr: Workshopphase I
Themen:
Metapolitik und der Wunsch nach kultureller Hegemonie
Natascha Strobl, Universität Wien

Rechte Akteure in deutschen Parlamenten
Alexander Häusler, Fachhochschule Düsseldorf

„Bürgerproteste und Protestbürger“
Dr. Steven Schäller, Technische Universität Dresden

Die Bedeutung und Entwicklung der Reichsbürger Jan Rathje, Politikwissenschaftler
Amadeu-Antonio-Stiftung Berlin

Gewalt und Terrorismus von rechts: Entwicklungen seit dem öffentlichen Bekanntwerden des „NSU“
Dr. Matthias Quent, Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft Jena

Eine neue soziale Bewegung von rechts - Schulterschluss von Bürger/innen und Neonazis am Beispiel Sachsens
Michael Nattke, Kulturbüro Sachsen Dresden

Was machen Neonazis? Ihre Position und Rolle in der aktuellen Entwicklung
Andreas Speit, Hamburg

Dienstag, 18.09.2018

Panel II: Effekte sozialer Transformationen: Gesellschaft, Gemeinschaft, Individuum
Im zweiten Panel stehen die Ursachen für den aktuellen Auftrieb rechter Bewegungen und Ideologien im Mittelpunkt der Tagung. Was sind Faktoren, die die Entwicklung und Verbreitung von menschenfeindlichen Vorurteilen, exkludierenden Identitätsvorstellungen und Elitenverachtung stärken und die Bereitschaft zu symbolischer und physischer Gewalt steigern? Dabei soll ein Blick auf die Transformationsgesellschaften geworfen werden: Lässt sich der Zulauf zu rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien und Bewegungen in Europa und den USA durch die neoliberale Politik erklären? Welche Rolle spielt der Umbruch in den postkommunistischen Gesellschaften für das Erstarken des dortigen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus? Zugleich werden anhand von Detailstudien die individualpsychologischen Faktoren in den Blick genommen und spezifische Sozialisationserfahrungen und Vergemeinschaftungspraktiken als Möglichkeitsbedingungen für die Übernahme rechter Ideologien erörtert.

9:30 Uhr: Ökonomische Notwehr oder autoritäre Wende? Kontroversen um das Erstarken der neuen Rechten in Europa
Prof. Dr. Silke van Dyk, Soziologin, Universität Jena

10:45 Uhr: Postkommunistische Gesellschaften im Vergleich
Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Soziologe, Hochschule Görlitz/Zittau

12:00 Uhr Mittagspause

13:00 Uhr: Workshopphase II
Themen u.a.
Ökonomische und kulturelle Deprivation durch Umbrüche und Krisen
Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Hochschule Görlitz/Zittau

Die radikale Rechte in den postkommunistischen Gesellschaften – ein Ländervergleich
Dr. Tatiana Golova, Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien Berlin

Identität oder Klasse? Über eine falsche Alternative in Zeiten des Rechtspopulismus
Prof. Dr. Silke van Dyk, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Religion und Kirchen als Widersacher oder Komplizen des Rechtspopulismus?
PD Dr. Oliver Hidalgo, Universität Regensburg

14:30 Uhr:
„Leistungen unserer Vorfahren?“ Zur Kritik des Rechtsextremismus aus transgenerationeller Perspektive
Dr. Jan Lohl, Sozialpsychologe, Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt am Main
15:45 Uhr: Kaffeepause

16:00 Uhr: Workshopphase III
Themen:
Sozialisations(muster) im Vergleich: Radikalisierung vor dem Hintergrund der individuellen Erfahrung
Dr. Jan Lohl, Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt am Main

Neue Lebensfelder – Das Wirken der Völkischen Siedler
Marius Hellwig, Amadeu-Antonio-Stiftung Berlin

Probleme in der Praxis pädagogischer Institutionen der frühkindlichen Erziehung
Julia Schuster / Danilo Starosta, Kulturbüro Sachsen Dresden

Geschlechter- und Rollenbilder in der extremen Rechten
Prof. Dr. Michaela Köttig, Fachhochschule Frankfurt am Main

Die Rechte in christlichen Gemeinschaften Liane Bednarz, Hamburg
"Nicht einfach nur Musik!" - RechtsRock als Multi-Tool der Neonazi-Szene
Steffen Heerdegen, Mobit e.V. Erfurt

17:30 Uhr: Abendessen

19:00 Uhr: Öffentliche Abendveranstaltung:
Theorien zur Praxis: Theorien der Neuen Rechten
mit Prof. Dr. Philipp Felsch, Kultur- und Wissenschaftshistoriker, Humboldt-Universität zu Berlin und Danilo Scholz, Ideenhistoriker, École des hautes études en sciences sociales, Paris und Arne Vogelgesang, freier Autor, Regisseur und Gründer des Theaterlabels „internil“, Berlin

Mittwoch, 19.09.2018

Panel III: Der Link zur Gesellschaft: Die Rechte und die Medien
Im dritten Panel werden die Kommunikationsformen behandelt, mit denen rechte Akteure nach innen und außen kommunizieren, aber auch diese, in denen die rechten Ränder thematisiert werden. Das Internet ist der Katalysator der extremen Rechten: Es bietet ihnen neue Verbreitungsmöglichkeiten für ihre Ideologien und ermöglicht die umfangreiche Vernetzung vielfältiger Akteure. Zum einen wird darüber informiert werden, über welche Kanäle sich die unterschiedlichen rechten Akteure verbinden und wie rechtspopulistische Parteien und rechtsextreme Kameradschaften die digitalen Medien zur Vernetzung und Inszenierung nutzen. Zum anderen soll aufgezeigt werden, wie die medial produzierten Bilder von der extremen Rechten zur Wahrnehmung und Aushandlung des Phänomens in der deutschen Gesellschaft beitragen.

9:00 Uhr: Politische Kommunikation im digitalen Zeitalter
Prof. Dr. Gerhard Vowe, Kommunikationswissenschaftler, Heinrich-Heine Universität Düsseldorf

10:15 Uhr: Medienhandeln von rechts: Entwicklung und Ausrichtung der rechten Medienlandschaft heute
Prof. Dr. Fabian Virchow, Sozialwissenschaftler, Fachhochschule Düsseldorf

11:30 Uhr: Kaffeepause

11:45 Uhr: Workshopphase IV
Themen:
(A)soziale Medien : Hasskommentare im Internet als Radikalisierungsmoment
Dr. Cornelia Mothes, Technische Universität Dresden

Über die Funktionen des rechten Medienangebots (print / online),
Prof. Dr. Fabian Virchow, Fachhochschule Düsseldorf

Echokammern und Filterblasen: Vernetzung über social media
Simone Rafael, Amadeu-Antonio-Stiftung Berlin

Kampf um die Straßen und Kampf um die Deutung: Verknüpfung von Demonstrationen, Bürgerprotesten und Kommentarspalten
Dr. Sebastian Kurtenbach, Fachhochschule Münster

Fremd- und Selbstbilder rechter Akteure Arne Vogelgesang, Berlin
Zehn Regeln für erfolgreiche Kommunikation
Prof. Dr. Gerhard Vowe, Heinrich-Heine Universität Düsseldorf

13:15 Uhr: Mittagessen

14:30 Uhr: Podiumsdiskussion u.a. mit Prof. Dr. Hans Vorländer, Politikwissenschaftler, Technische Universität Dresden, Prof. Dr. Armin Nassehi, Soziologe, Ludwigs-Maximilian-Universität München (angefragt), Marco Wanderwitz, Mitglied des Deutschen Bundestages, Chemnitz/Berlin

16:00 Uhr: Führung durch die Ausstellung „Rassismus“

Kontakt

Johannes Schütz

Lingnerplatz 1, 01069 Dresden

johannes.schuetz@dhmd.de


Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung