Zufall und Wissenschaft

Veranstalter
Universitätsmuseen der Karl-Franzens-Universität Graz; ASIST - Archäologisch Soziale Initiative Steiermark
Veranstaltungsort
SZ 01.18, Hauptgebäude der Karl-Franzens-Universität Graz, 1. Obergeschoß, Universitätsplatz 3, A-8010 Graz
Ort
Graz
Land
Austria
Vom - Bis
08.11.2018 - 10.11.2018
Von
Christian Bachhiesl

Zufall, Kontingenz, Koinzidenz, Glück – diese Begriffe werden gerne synonym gebraucht, und dennoch können sie ganz Unterschiedliches bezeichnen. Gemeinsam ist ihnen die Unverfügbarkeit: Was sie benennen, ist dem Menschen nicht zuhanden, auch wenn er damit umgehen muss. Aber unverfügbar ist auch das Schicksal, ebenso wie die durch die ‚klassischen‘ Naturgesetze verkörperte Notwendigkeit vulgo Determination. Gibt es ihn nun, den Zufall, oder kommt alles so, wie es kommen muss? Gibt es Freiräume für Kontingenzen? Und wenn ja, ist alles, was kontingent zustande kommt, auch dem Zufall unterworfen? Und was bedeutet das für die Begriffe Kausalität und Korrelation? Im Rahmen dieses Kongresses stellen sich Wissenschafter unterschiedlicher fachlicher Herkunft diesen Fragen. Der Zufall gerät dabei als Objekt in den Blick – was hat die Wissenschaft über den Zufall zu sagen? –, aber auch als Subjekt, als agens sozusagen – wie treibt der Zufall die Wissenschaften voran, wenn er das denn tun sollte? Natur- und Geisteswissenschaften weisen hier epistemologische Schnittmengen auf und haben sich viel zu sagen. Historische, theoretische und praktische Perspektiven werden sich dabei überschneiden.

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Chance, contingency, coincidence, serendipity and luck – these terms often are used synonymously, but they can signify completely different things. They have intangibility in common: what they name is not at the disposal of man, even if he has to deal with it. But fate is intangible, too, as well as the necessity epitomised by the ‘classical’ laws of nature vulgo determination. So, does chance exist, or do things happen as they have to? Are there free spaces for contingency? And if so, is everything that turns up contingently subject to chance? And what does this mean for causality and correlation? The participants of this congress, coming from various scientific and scholarly disciplines, face up to these questions. Chance is considered as an object – what can science say about chance? – as well as a subject or agens – how does chance advance science, if it does so? Here, science and humanities show epistemological intersections and can tell each other a lot. Examining this matter, historical, theoretical and practical perspectives will overlap each other.

Programm

Donnerstag, 8. 11. 2018

8.30 – 9.00: Begrüßung und Einführung

9.00 – 10.30:
Gernot KRAPINGER, Mag. Dr. iur Dr. phil., Zentrum Antike, KFU Graz:
Zufall und Kontingenz: Zur antiken Begrifflichkeit
Caroline THIESZ, Stud. Mitarbeiterin am Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, KFU Graz:
Das Los entscheidet. Strategien des Zufalls in der Antike
Johann LEITNER, Mag. Dr. phil., Mitarbeiter an den Universitätsmuseen, KFU Graz:
Der Zufall als Vademecum der arabischen Geschichte

10.00 – 10.30: Diskussion

10.30 – 11.00: Pause

11.00 – 12.00:
Christian BACHHIESL, Priv.-Doz. Mag. Dr. iur. & phil., Universitätsmuseen, Lektor am Institut für Geschichte und am Institut für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie der KFU Graz:
Das glückliche Elend der Historiographie oder wie gemachte Geschichte geschieht
Alois KERNBAUER, Univ.-Prof. Mag. Dr. phil., Institut für Geschichte, Leiter des Universitätsarchivs, KFU Graz:
Serendipität und „(glücklicher) Zufall“. Eine Annäherung aus wissenschaftshistorischer und historischer Perspektive

11.40 – 12.00: Diskussion

12.00 – 13.30: Mittagspause

13.30 – 15.00: Keynote Lecture I: Geisteswissenschaften
Franziska REHLINGHAUS, Dr. phil., Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen:
Schicksal, Zufall und Rationalität. Ambivalenzen des Unverfügbaren in der Moderne

14.30 – 15.00: Diskussion

15.00 – 15.30: Pause

15.30 – 16.30:
Thomas KRIZA, Dr. phil., Mitarbeiter am Wissenschafts- und Kulturzentrum der Hochschule Coburg:
Die Fundamente und Grenzen der wissenschaftlichen Weltsicht: Kurt Hübners
Wissenschaftstheorie
Omid AMOUZADEH-GHADIKOLAI, Ass. Mag. phil. Dr. med., Lektor an der Universitätsklinik für medizinische Psychiatrie und Psychotherapie, Med-Uni Graz:
Evidenz als Definiens und als Kriterium der Wahrheit – Warum nicht?

16.10 – 16.30: Diskussion

16.30 – 17.00: Pause

17.00 – 18.00:
Werner FELBER, em.Univ.-Prof. Dr. med., Zentrum für Seelische Gesundheit / Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden:
Carl Gustav Carus und Ida von Lüttichau – eine kreative Partnerschaft bei der Erkenntnis der Seele
Rudolf BAUER, Univ.-Prof. Dr. rer.nat., Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, KFU Graz:
Die Rolle des Zufalls bei der Entdeckung von neuen Arzneistoffen

17.40 – 18.00: Diskussion

Freitag, 9. 11. 2018

9.00 – 10.30:
Maria CHRISTIDIS / Gabriele KOINER / Heinrike DOURDOUMAS, Dr. phil. / Mag. Dr. phil. / Mag. phil., Institut für Archäologie, KFU Graz:
Zufall – Glück – göttliches Geschick. Beobachtungen aus der griechischen Antike
Bernhard SCHRETTLE, Mag. Dr. phil., Archäologisch-Soziale Initiative Steiermark, Graz:
Der Zufall und das Unerwartete als zentrale Elemente einer archäologischen
Hermeneutik
Raimund KARL, Prof. PD Mag. Dr. phil., Athro mewn Archaeoleg a Threftadaeth / Professor of Archaeology and Heritage, Prifysgol Bangor University, UK:
Glückliche und weniger glückliche Zufälle im archäologischen Erkenntnisprozess

10.00 – 10.30: Diskussion

10.30 – 11.00: Pause

11.00 – 12.00:

Gunther LEOBACHER, Univ.-Prof. Dr. rer. nat., Institut für Mathematik und Wissenschaftliches Rechnen, KFU Graz:
Probleme lösen durch zufälliges Handeln
Raimund PILS, BA BA MA, Universitätsassistent (pre-doc) im Fachbereich Philosophie der Kultur- und Gesellschafts-wissenschaftlichen Fakultät, Universität Salzburg:
Ein deterministischer Kosmos? Von der Aristotelischen Physik zur Quantenmechanik

11.40 – 12.00: Diskussion

12.00 – 13.30: Mittagspause

13.30 – 15.00: Keynote Lecture II: Naturwissenschaften
Arnold HANSLMEIER, Univ.-Prof. Dr. phil., Leiter der Arbeitsgruppe Astrophysik, Institut für Physik, KFU Graz:
Zufall und Wissenschaft

14.30 – 15.00: Diskussion

15.00 – 15.30: Pause

15.30 – 16.30:
Ronald THENIUS, Mag. Dr. rer.nat., Institut für Biologie, KFU Graz:
Zufall in der Biologie
Sabine HARING-MOSBACHER, Assoz. Prof. Mag. Dr. rer.soc.oek., Institut für Soziologie, KFU Graz:
Die Rolle von Gesetzen und Zufällen bei den Klassikern der Soziologie um 1900

16.10 – 16.30: Diskussion

16.30 – 17.00: Pause

17.00 – 18.00:
Christian FEICHTINGER, Mag. theol. Dr. phil. & theol. MA MA, Institut für Katechetik und Religionspädagogik, KFU Graz:
Zufällig erlöst? Christliche Prädestinationslehren
Dietmar GRÜNWALD, Mag. theol., Pfarrprovisor in der Pfarre Graz–Mariatrost:
Non confundar in aeternum. Überlegungen zu Zufall, Schicksal und Sinn

17.40 – 18.00: Diskussion

Samstag, 10. 11. 2018

9.00 – 10.30:
Giuseppe MOTTA, Dr. phil., Institut für Philosophie, KFU Graz:
Alles ist zufällig / Nichts ist zufällig. Das Jahr 1766 und die Neubegründung der Philosophie nach Christian Garve und Immanuel Kant
Rudolf MEER, Mag. Dr. phil. BA BA MA MA, Institut für Philosophie, KFU Graz:
Natura non facit saltus. Kontinuität und Zweckmäßigkeit in Kants theoretischer Philosophie
Stefan KÖCHEL, Mag. Dr. phil., Universitätsmuseen der KFU Graz; Lektor am Institut für Philosophie der AAU Klagenfurt:
Zufall im Deutschen Idealismus

10.00 – 10.30: Diskussion

10.30 – 11.00: Pause

11.00 – 12.00:
Ernst STROUHAL, Ao. Univ.-Prof. Dr. phil., Universität für angewandte Kunst Wien:
Über das Blättern. Strategien des Zufalls in Poesie und Wissenschaft
Pia FIEDLER, Mag. phil. BA, Mitarbeiterin bei den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Graz:
„Am Ende findet sich alles wieder!“ Bibliothekarische Ordnung zwischen System und
Zufall

11.40 – 12.00: Diskussion

12.00 – 13.30: Mittagspause

13.30 – 14.30:
Lydia ELEK, MA, freischaffende Historikerin und Kunsthistorikerin, St. Veit an der Glan:
Landschaft, Spur und Zufall. Von Absichtlichkeiten und Zufälligkeiten am Tatort
Josef PLODER, Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr. phil., Institut für Kunstgeschichte, KFU Graz:
Zufall als Methode – Aspekte des Zufälligen in der künstlerischen Fotografie

14.10 – 14.30: Diskussion

14.30 – 15.00: Pause

15.00 – 16.00:
Sonja Maria BACHHIESL, Mag. iur. & phil. Dr. iur., freischaffende Philosophin und Juristin, Graz:
Zufällige Schuld? Literarische Streiflichter
Benjamin KOLLER, Mag. Dr. iur., Institut für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie, KFU Graz:
Zufall und Strafrecht

15.40 – 16.00: Diskussion

Kontakt

Christian Bachhiesl

Universitätsmuseen / Hans Gross Kriminalmuseum, Univ.-Pl. 3/KG, A-8010 Graz

+43 (0) 316 / 380-6514

christian.bachhiesl@uni-graz.at

https://kriminalmuseum.uni-graz.at/de/