CFP: Die Zukunft der Inseln. Passagen zwischen Literatur und Wissenschaft (Tagung, 25.–27.2.2020)

Das DFG-Forschungsprojekt zu den „Entangled Island Times“ untersucht in einem literatur- und wissensgeschichtlichen Ansatz, wie sich vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart das Nachdenken über Inseln immer stärker mit einer Reflexion von Zeitlichkeit verbindet. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Prozess die Tiere, die zunächst als Zeugen einer geologischen Zeit, sodann immer stärker selbst als zeitlich verfasste Wesen verstanden werden. Die gegenwärtig auf einer Insel lebenden Tiere werden damit zu lesbaren Zeichen der biogeographischen Vergangenheit dieser Insel. Dies lässt sich sowohl in literarischen Texten als auch in Texten aus dem Bereich der Inselbiogeographie beobachten. An Komplexität gewinnt die Situation durch die ‚Colonial Animals’, die im Zuge von Imperialismus und Globalisierung auf Inseln anlanden und den biogeographischen zu einem kulturbiogeographischen Wirkungs- und Zeichenzusammenhang erweitern. Inseln sind aus dieser Perspektive nicht einfach die Bühne, auf der sich Geschichte abspielt; vielmehr haben sie selbst eine Geschichte.

Ausgehend von dieser – an den Tieren ablesbaren und von den Tieren mitgeformten – Historizität der Inseln widmet sich die Tagung nicht der Vergangenheit, sondern der Zukunft der Insel. Denn auch futurologisch gilt: Inseln sind nicht nur die Bühne zukünftiger Ereignisse, sie haben vielmehr selbst eine Zukunft. Wie prekär und gefährdet diese Zukunft ist, zeigt sich im Zeitalter des Anthropozäns (oder auch: Capitalocene, Chthulucne usw.) besonders drastisch; aber auch diese Zukunftsgefahr hat ihrerseits eine zu analysierende kulturbiogeographische Geschichte. Diese künftigen Inseln bzw. die Futurizität der Inseln sollen im Zentrum der Tagung stehen – nicht allein gegenwartsdiagnostisch, sondern auch mit Blick darauf, wie die Zukunft von Inseln in der Vergangenheit entworfen wurde.

Mögliche Fragefelder (die in einzelnen Beiträgen auch sehr gut miteinander verknüpft werden können) sind:

- Wissenschaftsgeschichte der Inselbiogeographie: Wann, wie, vom wem, mit welchen Argumenten und welchen Konsequenzen wird die Zukunft/Futurologie/Prognostik usw. in die inselbiogeographischen Modelle und Theorien integriert?
- Zukunft/Futurologie in der politischen Theorie der Insel (von Morus bis heute)
- Science Fiction Islands, Climate Fiction Islands (Literatur, Film, Theater)
- ‚Case Studies‘ zu einzelnen Inseln
- (Faktuale und fiktionale) Insel-Katastrophen
- Neue Insel-Modelle/Insel-Modelle der Zukunft (Great Pacific Garbage Patch, künstliche Inseln, Floating Island Project, usw.)
- Künstlerische Auseinandersetzungen mit Inseln

Wir bitten um Vortragsvorschläge mit einem einseitigen Exposé bis zum 1. Februar 2019 an borgards@lingua.uni-frankfurt.de, lena.kugler@snafu.de, shah@lingua.uni-frankfurt.de.