Female Regency and Other Figures of Representation (5th to 15th Centuries) / Weibliche Regentschaft und andere Stellvertreterfiguren (5. bis 15. Jahrhundert)

Female Regency and Other Figures of Representation (5th to 15th Centuries) / Weibliche Regentschaft und andere Stellvertreterfiguren (5. bis 15. Jahrhundert)

Veranstalter
Prof. Dr. Gabriela Signori (Konstanz), Prof. Dr. Claudia Zey (Zürich)
Veranstaltungsort
Ort
Konstanz
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.09.2020 - 26.09.2020
Deadline
01.07.2019
Website
Von
Johannes Luther, Historisches Seminar, Universität Zürich

(Deutsche Version unterhalb)
The medieval world knows an astonishing variety of legal figures through which women could represent their husbands, either formalised or qua common law, and irrespective of their social status, ranging from guardianship to regency and other forms of empowerment. Among this different legal figures two basic types may be distinguished: Figures of representation during a temporary absence of the husbands on the one hand and, on the other, figures of representation in which the women act in the stead of their late husbands until their common children or designated successors have reached their majority.
The regency is a political instrument which is not restricted to women, but in practice occupied foremost by women; guardianship is an instrument of private law, primarily conceived to protect the interests of underage children whereas mandate and empowerment are used as instruments of economic interest representation. In practice, the transition from one “instrument” to another is smooth and the areas politics, law, and economy cannot be distinguished sharply.
Regency contains two temporal dimensions, the temporary absence of the husband in vivo as well as his representation post mortem until the common child or designated successor attain full age (qua custom or law). As with guardianship, regency is primarily meant to protect the interests of the offspring. To what extent regency concerns “dynastic” interests, has to be settled for the early period. Unlike guardianship the instrument of regency goes far beyond the private sphere as it includes, like the empowerment, authority over decision making.
These different figures of representation are indispensable political, economic, and social instruments of interest protection, but temporarily limited; in this sense, they could be labelled ‘bridging institutions’ building upon the idea that women as spouses and mothers are more suited than any other relative to protect the interests of their husbands and their children.
In general, these different figures of representation are scholarly treated as separate institutions, and not all meet the same scientific interest; a circumstance that complicates their understanding substantially. Comparatively broad investigations have been carried out in Anglo-American research on the institute of guardianship; few studies, in contrast, exist on the institution of testamentary executors, and even less on empowerments issued in the name of women. Despite the pan-European relevance of regency, the lack of studies focusing on systematic issues surprises, too; particular studies about selected, almost always queen regents prevail and give the impression of regency being an exception rather than a permanent institution. However, it was employed everywhere where lordship was hereditary and not eligible.
On these figures of representation, the conference will focus by drawing special attention to the European borders. The conference is internationally orientated in order to take the diverging national research traditions into account.
Proposals must be sent to Gabriela Signori (gabriela.signori@uni-konstanz.de) and Claudia Zey (claudia.zey@hist.uzh.ch) by 1 July 2019. Please submit a title proposal, an abstract of 2,500 characters (in German or English) and a short bio-bibliographical note. The working languages of the conference are German and English.

Die mittelalterliche Welt kennt eine an sich bemerkenswerte Vielzahl von Rechtsfiguren, durch die Frauen standesunabhängig – formalisiert oder qua Gewohnheit – ihre Männer vertreten können. Das Spektrum reicht von der Vormundschaft über die Einrichtung des Testamentsvollziehers bis hin zur Regentschaft oder Generalvollmacht. In diesem breiten Spektrum unterschiedlicher Rechtsfiguren zeichnen sich zwei übergeordnete Grundtypen ab: 1. Stellvertreterfiguren bei temporärer Abwesenheit der Ehemänner und 2. Stellvertreterfiguren, die die Frauen an die Stelle ihrer verstorbenen Männer treten und an ihrer statt agieren lassen (mit oder ohne Beratergremium), bis die gemeinsamen Kinder oder der designierte Nachfolger ihre rechtliche Volljährigkeit erreicht haben. Die Regentschaft ist ein politisches Instrument, das nicht auf Frauen beschränkt ist, in der Praxis aber überwiegend von Frauen besetzt wird; Vormundschaft ist ein privatrechtliches Instrument, das primär die Interessen unmündiger Kinder schützen soll, während Mandant und Generalvollmacht (unter Ausklammerung des Prozessrechts) Instrumenten der ökonomischen Interessenvertretung sind. In der Praxis gestalten sich die Übergänge vom einen zum anderen „Instrument“ fließend und die Bereiche Politik, Recht und Wirtschaft lassen sich meist nicht in der gewünschten Schärfe auseinanderhalten.
Die politische Konstellation der Regentschaft beinhaltet zwei Zeit-Dimensionen, sowohl die temporäre Abwesenheit des Ehemanns in vivo, als auch seine Vertretung post mortem. Wie bei der Vormundschaft geht es bei der Regentschaft primär darum, die Interessen der Ehemänner sowie die Interessen der gemeinsamen Kinder zu wahren. Inwiefern über die Generationen der eigenen Kinder hinaus „dynastische“ Interessen hineinspielen, bleibt für die Frühzeit zu klären. Anders als bei der Vormundschaft greift die Einrichtung der Regentschaft aber weit über die Sphäre des Privaten hinaus, indem sie letztlich genauso wie die Generalvollmacht weitgehend uneingeschränkte Entscheidungsbefugnisse beinhaltet.
Die genannten Stellvertreterfiguren sind unverzichtbare politische, wirtschaftliche und soziale Instrumente der Interessenwahrnehmung, aber allesamt zeitlich begrenzt und in diesem Sinne Brückeninstitutionen. Sie bauen auf der Idee auf, dass Frauen als Ehefrauen und Mütter besser als alle anderen Verwandten dazu befähigt sind, die Interessen ihrer Ehemänner und Kinder zu wahren. In der Forschung werden die verschiedenen Stellvertreterfiguren meist getrennt behandelt; das erschwert unseres Erachtens das Verständnis der verschiedenen Einrichtungen wesentlich. Vergleichsweise breit erschlossen ist vor allem in der anglo-amerikanischen Forschung die Einrichtung der Vormundschaft (guardianship; wardship); wenig Studien liegen hingegen zur Institution des Testamentsvollstreckers vor, noch weniger zu den auf den Namen von Ehefrauen und Müttern ausgestellten Generalvollmachten. Trotz gesamteuropäischer Bedeutung überrascht bei der Regentschaft letztlich auch das weitgehende Fehlen von Studien, die auf systematische Fragen fokussieren; es überwiegend Partikular-studien zu ausgewählten, meist königlichen Regentinnen, die den Eindruck ent¬stehen lassen, es handle sich um eine Ausnahmeerscheinung und nicht um eine auf Dauer gestellte Institution. Zum Einsatz gelangte die Einrichtung überall da, wo Herrschaft erblich und nicht wählbar ist.
Auf diese Stellvertreterfiguren fokussiert die Tagung, deren besondere Aufmerksamkeit den Rändern des mittelalterlichen Europas gilt. Sie soll international ausgerichtet sein, um auf diese Art die unterschiedlichen nationalen Forschungstraditionen in den Blick zu bekommen.
Vorschläge sind bis zum 1. Juli 2019 an Gabriela Signori (gabriela.signori@uni-konstanz.de) und Claudia Zey (claudia.zey@hist.uzh.ch) zu richten. Bitte reichen Sie einen Titelvorschlag, eine Zusammenfassung von 2.500 Zeichen (in Deutsch oder Englisch) sowie eine kurz bio-bibliographische Notiz ein. Die Arbeitssprachen der Tagung sind Deutsch und Englisch.

Programm

Kontakt

Gabriela Signori

Universität Konstanz, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte
Postfach 2, D-78457 Konstanz

sekretariat.signori@uni-konstanz.de