Auf den Spuren des Nutztiers

Veranstalter
traverse - Zeitschrift für Geschichte / revue d'histoire
Veranstaltungsort
Ort
Zürich
Land
Switzerland
Vom - Bis
16.09.2019 -
Deadline
31.01.2020
Website
Von
Gisela Hürlimann, ETH Zürich

Auf den Spuren des Nutztiers - eine Schwerpunktnummer der Zeitschrift "traverse"

Die Brandspuren im Amazonas 2019 führen direkt zu unserem Fleischkonsum. Denn die Brandrodungen schaffen Platz für Rinderherden und den Anbau von Soja als Mastfutter, auch für Schweine und Hühner in Europa. In der historischen Forschung sind solche Spuren und Zusammenhänge erstaunlich unterbelichtet. Während agrar- und umwelthistorische Forschungen zeigen, wie die Viehwirtschaft Naturräume wie die Alpen oder das Mittelland geformt hat, wurden die nutztierlichen Spuren in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen jenseits des Fleisch-Milch-Nexus wenig beachtet. Hier hakt der geplante Heftschwerpunkt zu Nutztieren und ihrer historischen Bedeutung ein. Mit «Nutztieren» meinen wir Tiere, die von menschlichen Gesellschaften zu Nahrungs-, Arbeits- und Mobilitätszwecken gehalten, genutzt und verwendet wurden und deren Organe oder Produkte auch eine «Ressource» für Bekleidung, Handwerk, Haushaltsartikel, Medizin und Forschung oder die (Proto-)Industrie darstellten. Das trifft in Europa nebst den genannten Tiergattungen etwa auf Schafe, Ziegen, Pferde und Esel zu, aber auch auf Zuchtfische, Bienen oder Laborraten. Die bewusste Haltung, mitunter Fütterung, die gezielte Aufzucht (und Tötung) sowie die oft mehrseitige «Verwertung» durch Menschen unterscheidet die Nutztiere von Wildtieren und Heimtieren. Dabei sind die Grenzen fliessend, wie sich am Beispiel von Hof- und Jagdhunden zeigen liesse. Andererseits wurden Arbeitspferde oder Kühe von Menschen nicht nur als «sentient commodity» (Wilkie 2007) wahrgenommen, sondern auch als eine «companion species» (Haraway 2003).
Heftbeiträge könnten daher auch die Aushandlungszonen historisieren, die Spannungsfelder zwischen industrieller Tierproduktion und affektiver Bezugsnähe konzeptionell fassen und untersuchen, welche Kategorien, Ressourcen und Leistungen jeweils in Anschlag gebracht wurden. Über solche Perspektivierungen hinaus interessiert die empirisch fundierte Diskussion von Ansätzen aus der «animate history» (Krüger/Steinbrecher/Winkelmann 2014): die Frage nämlich, welche «agency» Nutztieren im Umgang mit Menschen, Strukturen und Apparaturen zukam/zukommt. Ein weiterer kritischer Referenzpunkt könnte die Auseinandersetzung mit den «animal sciences» sein. Interessierte Autorinnen und Autoren sind also eingeladen, die Geschichte von Nutztieren aus sozial-, wirtschafts-, agrar-, kultur-, alltags-, geschlechter-, aus umwelt-, technik-, wissens- oder medizingeschichtlicher Perspektive zu erkunden. Wir begrüssen Vorschläge in deutscher, französischer oder italienischer Sprache aus allen Epochen und auch über den schweizerischen und europäischen Raum hinaus.

Der geplante Heftschwerpunkt wird als traverse-Ausgabe 2/2021 erscheinen. Die Beiträge durchlaufen ein double blind peer review-Verfahren. Wir laden Interessierte ein, bis spätestens 31. Januar 2020 ein Abstract von ca. 400 Wörtern inkl. Literaturhinweisen und CV (kurz) zu senden an: Gisela Hürlimann (huerlimann@history.gess.ethz.ch), Isabelle Schürch (isabelle.schuerch@hist.unibe.ch), Sarah-Maria Schober (sarah.schober@uzh.ch) oder Alexandre Elsig (alexandre.elsig@unil.ch).

Programm

Kontakt

Gisela Hürlimann

Professur für Technikgeschichte der ETH Zürich

huerlimann@history.gess.ethz.ch


Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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