Höfische Biopolitik? Tiere und Fürstenjagd (ca. 1300–1800) - Courtly Biopolitics? Princely Hunts and Animal Lives, c. 1300–1800

Höfische Biopolitik? Tiere und Fürstenjagd (ca. 1300–1800) - Courtly Biopolitics? Princely Hunts and Animal Lives, c. 1300–1800

Veranstalter
SNF Ambizione-Projekt "Falken in der Höfischen Gesellschaft", Historisches Institut, Universität Bern
Veranstaltungsort
Ort
Bern
Land
Switzerland
Vom - Bis
05.06.2020 - 06.06.2020
Deadline
03.11.2019
Website
Von
Nadir Weber

Die verschiedenen Formen vormoderner Fürstenjagd sind in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der Forschung gerückt worden. Während die extrem ressourcenintensive Aktivität mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Fürsten in der älteren Historiographie meist bloß als Resultat einer persönlichen "Jagdleidenschaft" abgetan wurde, haben neuere Studien auf die zentrale Rolle der Jagd bei Prozessen der Territorialisierung, der Anbindung von Eliten an den Hof und der symbolischen Kommunikation von Souveränität hingewiesen. Zudem lässt sich ein wachsendes umwelt- und tiergeschichtliches Interesse an der Thematik feststellen, etwa bezüglich der Landschaftsgestaltung, der Auswirkungen der Jagd auf die Biodiversität oder der Präsenz von tierlichen Jagdhelfern an Fürstenhöfen.

Der Workshop ist darauf angelegt, die tiergeschichtlichen und soziopolitischen Aspekte der Fürstenjagd stärker zueinander in Bezug zu setzen. Zum einen sollen die verschiedenen praktischen und symbolischen Rollen von Hunden, Falken und anderen nichtmenschlichen Jagdhelfern diskutiert werden: Wie gelangten diese Tiere an den Hof? Wie wurden sie dort untergebracht, versorgt und trainiert? Und welche Rolle spielte ihre massive Präsenz am Hof für die Selbstbeschreibung der höfischen Gesellschaft? Zum anderen soll auch ein besonderer Fokus auf vormoderne Praktiken des "Wildmanagements" gelegt werden: Welche Formen des Schutzes und der Regulation respektive der Hege und Pflege kamen zum Einsatz, um die Präsenz hinreichend großer Populationen von Hirschen, Reihern oder Fasanen zu gewährleisten? Kann teilweise gar von einer partiellen Domestizierung von Wildtieren gesprochen werden? Und in welchem Wechselverhältnis standen solche Praktiken zu Populationsdiskursen, die Michel Foucault als Vorläufer der modernen "Biopolitik" identifizierte?

Der zweitägige Workshop, der vom 5. bis 6. Juni 2020 an der Universität Bern stattfinden wird, soll vornehmlich der Diskussion vorgängig zirkulierender Papers der Teilnehmenden dienen. Willkommen sind Beiträge in deutscher, englischer oder französischer Sprache, die sich einer Fallstudie oder einer vergleichenden Betrachtung zu einem der genannten Themen widmen. Eine Publikation ausgewählter Beiträge wird angestrebt. Die Reise- und Unterkunftskosten der Teilnehmenden sind durch einen Beitrag des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung gedeckt. Interessierte sind gebeten, bis zum 3. November 2019 via E-Mail ein Abstract (300-500 Wörter) des geplanten Beitrags sowie ggf. weitere Angaben zur Person und zum aktuellen Forschungsprojekt an den Organisator zu senden. Bei Rückfragen steht dieser gerne zur Verfügung.

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In the last years, the various forms of premodern princely hunt have attained more and more interest in historical research. Recent studies have shown that this time-consuming and costly activity of medieval and early modern rulers was linked to important political functions such as territorialisation, the attraction of noble elites to the court, and the symbolic representation of sovereignty. Furthermore, researchers in environmental and animal history have discovered the subject for its important role in the developments of regional landscapes and biodiversity, and human-animal relations in premodern courts.

The workshop aims at discussing the connections between the socio-political and animal-related dimensions of the subject. We will analyse the various practical and symbolic roles of hunting dogs, falcons, and other non-human hunting assistants. Through which ways these animals came to the princely courts? How were they hosted and trained? And which role did their presence at court play in the self-representation of rulers and courtiers? Furthermore, a special interest will be paid to the premodern practices of game management. Which forms of protection and regulation were put into effort to ensure a sufficient presence of deer, pheasants, and other game populations? Can we even observe sort of domestication of wild animals? And which are the relations between such practices and the early modern discourses on human populations that, according to Michel Foucault, led the way to modern 'biopolitics'?

The workshop will be held at the University of Bern, Switzerland, from 5-6 June 2020. We will discuss papers written by the participants that will circulate in advance. A publication of selected papers is planned. Papers in written in German, English or French that discuss a case study or present comparative perspectives on one of the subjects discussed above are especially welcome. The costs for travel and accommodation of the invited participants will be fully covered by subsidies of the Swiss National Science Foundation. Researchers who are interested to participate in the workshop are invited to send an abstract of 300-500 words and a short cv with some information about their current research project via e-mail to the organizer who will also be glad to answer your questions.

Programm

Kontakt

Dr. Nadir Weber

Universität Bern
Historisches Institut
Länggassstr. 49
CH-3012 Bern

nadir.weber@hist.unibe.ch


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