Zwischen Kronen und Nationen: Die zentraleuropäischen Priesterkollegien in Rom vom Risorgimento bis zum Zweiten Weltkrieg

Zwischen Kronen und Nationen: Die zentraleuropäischen Priesterkollegien in Rom vom Risorgimento bis zum Zweiten Weltkrieg

Veranstalter
Tamara Scheer (Wien), Stefan Heid (Rom), Florian Kührer-Wielach (München), Franz Xaver Brandmayr (Rom)
Veranstaltungsort
Campo Santo Teutonico / Santa Maria dell'Anima
Ort
Rom
Land
Italy
Vom - Bis
22.01.2020 - 24.01.2020
Von
Römisches Institut der Görres-Gesellschaft

Die kontinuierliche Neuordnung der europäischen Staaten nach nationalen Grundsätzen im Verlauf des 19. Jahrhunderts, der Zerfall jahrhundertealter Reiche nach dem Ersten Weltkrieg sowie die Entstehung neuer angeblicher National-, aber dennoch multiethnischer Staaten nach 1918 und der damit einhergehende gesellschaftliche Wandel in Zentral- und Südosteuropa betraf auch die administrativen und seelsorglichen Strukturen der römisch-katholischen Kirche. So wurden Geistliche und ihre kirchlichen Institutionen nicht nur zu Rezipienten, sondern zu Akteuren dieses umfassenden Trans-formationsprozesses, der das Entstehen von Mas-senparteien, ideologische Ausdifferenzierung und die Suche nach (ethno-) nationalen Identifikationen mit sich brachte. Supranationale, durch konfessionelle Demarkationslinien definierte Merkmale der Zusammengehörigkeit, wie sie insbesondere im Wesen der römisch-katholischen Kirche angelegt sind, wurden zunehmend von partikularen nationalen Verpflichtungen überlagert.
Der erste Teil der Tagung widmet sich den betreffenden Institutionen und dem Wandel, dem sie im Untersuchungszeitraum unterlagen und den sie selbst mitgestalteten. Der zweite Teil widmet sich exemplarisch den Geistlichen als kirchlichen und politischen Akteuren. Viele von ihnen haben ihre theologische Ausbildung mitunter in Rom absolviert, wo sie in der Regel Gäste eines der zahlreichen Kollegien waren. Nach dem Ersten Weltkrieg fanden sich römisch/griechisch-katholische Geistliche unversehens auf verschiedenen Seiten einer Grenze wieder und wurden unabhängig von seelsorglichen Fragen in lokale Ausprägungen eines globalen Konflikts hineingezogen. Insbesondere der aufkeimende Nationalsozialismus stellte dann eine ganze Generation erneut vor die Frage ihrer Positionierung innerhalb der Kirche und darüber hinaus.

Programm

Mittwoch, 22. Januar 2020 (am Campo Santo Teutonico)
15.00 Uhr:
Stefan Heid / Tamara Scheer: Begrüßung
15.15 Uhr:
Florian Kührer-Wielach (München): Confessio-Natio-Patria. (Post)imperialer Wandel zwischen Reaktion und Adaption
16.00 Uhr:
Stefan Heid (Rom): Deutsch ohne Grenzen. Die Nationenfrage am Priesterkolleg beim Campo Santo Teutonico
16.45 Uhr:
Kaffeepause
17.00 Uhr:
Andreas Gottsmann (Wien/Rom): Der Konflikt zwischen dem Priesterkolleg Santa Maria dell‘ Anima und der österreichisch-ungarischen Botschaft um die Aufgaben der Agentie
17.45 Uhr:
Markus Pillat (Rom): „daß die Kinder meiner katholischen Unterthanen der Erziehung und dem Unterrichte dieser ausländischen Anstalten nicht anvertraut werden mögen“: Das Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum in Rom zwischen internationalem Anspruch und nationalen Interessen im 19. und 20. Jahrhundert
18.30 Uhr:
Tamara Scheer (Rom/Wien): Patria - Natio - Religio: Die habsburgische Nationalitätenfrage am Collegium Teutonicum di Santa Maria dell' Anima (1859-1915)
20.00 Uhr:
gemeinsames Abendessen der Referenten

Donnerstag, 23. Januar 2020 (Campo Santo Teutonico / Anima)
9.30 Uhr:
Franz-Josef Kos (Kerpen): Das Deutsche Reich und die katholischen Institutionen in Rom, Campo Santo und Anima, vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1933
10.15 Uhr:
Jitka Jonova (Olomouc): Mons. František Zapletal und das böhmische und spätere tschechoslowakische Kolleg in Rom
11.00 Uhr:
Kaffeepause
11.30 Uhr:
Tomislav Mrkonjić (Rom): Das kroatische Priesterkolleg in Rom und seine Bedeutung für die kroatische Nation in der Zeit der Habsburgermonarchie
12.15 Uhr:
Ulyana Uska (Lwiw): Ukrainische Kollegiaten in Rom: Biographien als Spiegelbilder einer Epoche
13.00 Uhr:
Mittagspause
15.00 Uhr:
Urban Fink (Oberdorf-Solothurn): Schweizer Germaniker und weitere Schweizer Romstudenten und ihr Wirken in der Kirche in der Schweiz des 19. und 20. Jahrhundert. Eine biographische und strukturelle Spurensuche.
15.45 Uhr:
Hartmut Benz (Ruppichteroth): Der Campo Santo Teutonico und die Nord-Amerikanische Mission
16.30 Uhr:
Kaffeepause
16.45 Uhr:
Stefan Samerski (München): Das Salvatorianer-Kolleg in Rom. Internationalität versus deutsches Regulativ
17.30 Uhr:
András Fejérdy (Budapest): „Ich bin ein Römischer Theologe" - Die Rolle der Römischen Studienjahre im Leben und theologischen Wirken des späteren Bischofs von Székesfehérvár, Ottokár Prohászka (1858-1927)

19.00 Uhr:
Podiumsdiskussion am Päpstlichen Institut Santa Maria dell'Anima
"Zwischen Kronen und Nationen: Religion und Nationalismen in Geschichte und Gegenwart"
Begrüßung: Franz Xaver Brandmayr (Rom)
Moderation: Florian Kührer-Wielach (München)
Podium: Pieter M. Judson (Florenz), Dominik Markl (Rom), Olof Heilo (Lund/Istanbul), Franz Xaver Brandmayr (Rom)
Im Anschluss Besichtigung des Archivs der Anima und Buffet

Freitag, 24. Januar 2020 (Campo Santo Teutonico):
9.30 Uhr:
Katrin Boeckh (Regensburg/München): Russlanddeutsche am Germanicum: Alexander Frison (1875-1937)
10.15 Uhr:
Rok Stergar (Ljubljana): Ignac Žitnik: Ein Politiker zwischen Nationalismus, politischem Pragmatismus und Kaisertreue
11.00 Uhr:
Kaffeepause
11.30 Uhr:
Marija Wakounig (Wien): Lambert Ehrlich: Ein Wanderer zwischen Welten
12.15 Uhr:
Tobias Weger (München): Von Oberschlesien und Böhmen über Rom in die rumänische Dobrudscha: Exemplarische Priesterbiographien
13.00 Uhr:
Karl-Josef Hummel (Erfurt): Ecclesiae et Nationi - Zu Theorie und Praxis der gespaltenen Seelsorgepolitik von Bischof Alois Hudal
13.45 Uhr:
Tamara Scheer: Schlusswort

Kontakt

Stefan Heid
Römisches Institut der Görres-Gesellschaft
00390669892672
rigg.direktor@gmail.com

https://www.goerres-gesellschaft-rom.de/
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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