Vertriebene in der DDR – Zum Umgang mit einem Tabu

Vertriebene in der DDR – Zum Umgang mit einem Tabu

Veranstalter
Deutsche Gesellschaft e.V.
Veranstaltungsort
Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Grimmaische Str. 6, 04109 Leipzig
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.11.2019 -
Deadline
10.11.2019
Von
Deutsche Gesellschaft e.V.

Das Thema „Flucht und Vertreibung“ der Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches und den anderen Siedlungsgebieten wurde in der DDR aus politischen Gründen totgeschwiegen. Bestenfalls wurden die Vertriebenen als „Umsiedler“ postuliert. Es entstand so der Eindruck, dass die Menschen ihre alte Heimat freiwillig verlassen hätten.

Die Umsiedlungen galten als Wiederherstellung eines alten beispielsweise „polnischen Rechts“ oder als notwendige Wiedergutmachung für erlittenes Unrecht. Aus Sicht der DDR-Staatsführung und im Einklang mit ihrer Einordnung des Zweiten Weltkrieges hätten die „imperialistisch-faschistischen“ Eliten Deutschlands die Ostgebiete verspielt. Offiziell regelte der Görlitzer Vertrag vom 6. Juli 1950 die von Moskau gewünschten Vorgaben in den Beziehungen etwa zwischen der DDR und Polen. Im Vertrag erkannte Ostberlin die Oder-Neiße-Linie als „Friedensgrenze“ an.

Gleichwohl beschäftigte das Thema Staat und Gesellschaft. Die Tagung beschäftigt sich mit der Frage, wie der Vertriebenendiskurs („Umsiedler“) in der DDR geführt wurde. Die Rolle der staatlichen Institutionen, von der SED bis hin zur Staatssicherheit, soll dabei ebenso beleuchtet werden wie die Rolle gesellschaftlicher Organe, etwa der Kirchen. Auch Unterschiede zwischen den früheren Ländern – Mecklenburg war Hauptaufnahmegebiet – sollen herausgearbeitet und mit Zahlen unterlegt werden.

Die kulturellen Aspekte einer privat organisierten Erinnerungsarbeit von Heimatvertriebenen werden ebenfalls beleuchtet, die Graubereiche der Behandlung in Kunst, Film und Literatur aufgezeigt. Die Friedliche Revolution und die Wiedervereinigung eröffneten den Vertriebenen in der DDR neue Perspektiven. Dazu zählten auch Entschädigungsregelungen und der ideologiefreie Aufbau von Beziehungen der Vertriebenen mit Menschen aus den Vertreibungsgebieten. Die Konferenz wird die neuesten Forschungserkenntnisse präsentieren und zur Diskussion einladen.

Ziel der Tagung ist es, 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Anfang vom Ende der deutschen Teilung in Partnerschaft mit dem Bund der Vertriebenen einen eher wenig beachteten Aspekt der Vertreibungsgeschichte öffentlich zu diskutieren. Die Ergebnisse der Tagung werden in einem Tagungsbericht auf der Webseite präsentiert.

Die wissenschaftliche Tagung wird durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sowie das Nordost-Institut (IKGN e. V.) gefördert. Sie findet in Kooperation mit dem Bund der Vertriebenen (BdV) und dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig statt.

Programm

ab 10:00 Uhr: Registrierung

10:30 Uhr: Begrüßung
Hartmut Koschyk - Parlamentarischer Staatssekretär a. D., stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft e.V.

10:35 Uhr: Begrüßung und Ansprache
Dr. Bernd Fabritius - Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten

Themenblock I: Flucht und Vertreibung – die SBZ/DDR als Aufnahmegebiet

11:00 Uhr: Impulsvortrag
Dr. Gundula Bavendamm - Direktorin der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung

11:20 Uhr: Podiumsdiskussion mit
Dr. Gundula Bavendamm
Renate Holznagel - Vizepräsidentin des Bundes der Vertriebenen
Gunter Dehnert - Wissenschaftlicher Kurator am Pommerschen Landesmuseum Greifswald
Moderation: Prof. Dr. Joachim Tauber - Direktor des Nordost-Instituts (IKGN e. V.)

12:30 Uhr: Mittagspause

Themenblock II: Der »Umsiedler«-Diskurs in der DDR in Staat, Kultur und Gesellschaft

13:20 Uhr: Impulsvortrag
Dr. Heike Amos - Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte München/Berlin

13:40 Uhr: Podiumsdiskussion mit
Dr. Heike Amos
Dr. Markus Bauer - Direktor des Schlesischen Museums zu Görlitz
Volker Koepp - Dokumentarfilm-Regisseur, Träger vielfacher Auszeichnungen
Dr. Alina Laura Just - Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HafenCity Universität Hamburg (HCU) im Bereich »Kulturerbe und Museumswissenschaften«
Moderation: Steffen Neumann - Chefredakteur LandesEcho

15:00 Uhr: Kaffeepause

Themenblock III: Die Rolle der Vertriebenen am Beispiel der deutsch-polnischen Verständigung

15:30 Uhr: Impulsvortrag
Bernard Gaida - Vorsitzender des VDG – Verband der deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaften in Polen, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der FUEN (AGDM)

15:50 Uhr: Podiumsdiskussion mit
Bernard Gaida
Hartmut Koschyk
Dr. Jens Baumann - Beauftragter für Vertriebene und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen
Julita Izabela Zaprucka - ehemalige Direktorin des Gerhart-Hauptmann-Museums in Hirschberg (Jelenia Góra)/Polen, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung der Vertriebenen im Freistaat Sachsen
Moderation: Steffen Neumann - Chefredakteur LandesEcho

17:00 Uhr: Schlusswort und Ende der Tagung

Kontakt

Jan Roessel

Deutsche Gesellschaft e.V, Voßstraße 22, 10117 Berlin

+49 (0)30 88412-251
+49 (0)30 88412-223
jan.roessel@deutsche-gesellschaft-ev.de

https://www.deutsche-gesellschaft-ev.de/veranstaltungen/konferenzen-tagungen/1068-2019-vertriebene-ddr.html