Mittwoch 12.02.2020, 19.00 Uhr
Vortrag von Anja Prölß-Kammerer
Die Tapisserie wurde im Nationalsozialismus als besonders prestigeträchtiges Kunsthandwerk ideologisch vereinnahmt. Im Gobelin sah man die angemessene Dekoration, die das Repräsentationsbedürfnis der NS-Machthaber befriedigte. NS-Repräsentationsbauten waren mit einer Vielzahl von historischen Gobelins ausgestattet, und es wurden zahlreiche Tapisserien in unterschiedlichen Manufakturen neu gefertigt. Einige bestehende Manufakturen, wie jene in München und später in Wien, wurden für ideologische Zwecke vereinnahmt, einige neu gegründet, wie 1941 die Nürnberger Gobelin-Manufaktur. In Berlin sollte eine eigene Manufaktur für die Ausstattung der Berliner Repräsentationsbauten sorgen. Anja Prölß-Kammerer gibt einen Überblick über die Ideologisierung der Tapisserie im Nationalsozialismus und geht dann speziell auf die Geschichte der Nürnberger Gobelin-Manufaktur zur Ausstattung der Bauten auf dem dortigen Reichsparteitagsgelände ein.
Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung „Die Fäden der Moderne. Matisse, Picasso, Miró ... und die französischen Gobelins“ der Kunsthalle München statt. Anja Prölß-Kammerer ist Kunsthistorikerin und leitet die Einrichtung „Pädagogik rund um das Dokumentationszentrum“ beim Kreisjugendring Nürnberg-Stadt.