Maracanã, Estadio Santiago Bernabéu, Camp Nou, Wembley... Stadien, die in der ganzen (Fußball-)Welt bekannt, die zum Mythos geworden sind, die viel mehr sind als einfach nur „Betonschüsseln“. Doch nicht nur die ‚großen‘ Fußball-Stadien sind Kristallisationspunkte herrschender Verhältnisse sowie sozio-kultureller Aushandlungsprozesse über öffentliche Meinungsführerschaft, über dominante Konventionen, Werte und Normen oder über soziale Integration und Exklusion bestimmter Gruppen. Auch kleinere Stadien sind emotional aufgeladene Bedeutungs- und Inszenierungsräume. Fußball-Arenen als Medien einer „Choreographie der Massen“ standen und stehen mithin für Kontrolle, Regeln, Ordnung, „Zivilisation“ kaum weniger freilich für Kontrollverlust, Normbruch, Gewalt, Zweckentfremdung. Schließlich sind Fußball-Stadien auch zunehmend Orte der Professionalisierung, Medialisierung und Kommerzialisierung des Spitzensports.
Der geplante deutsch-französische Workshop möchte diese Eigenschaften von Fußball-Stadien in primär deutsch-französischer, aber auch in europäischer Perspektive näher beleuchten. Ziel ist es, die Entwicklung von Fußball-Arenen im „langen“ 20. Jahrhundert, deren Multifunktionalität und Bedeutungsaufladung zu analysieren. Dabei wird es auch darum gehen müssen, auf welche Art und Weise Sport-Welten wie Sport-Kulturen in der Sport-Arena verhandelt werden und inwiefern von den Stadien (Mikro-Räume) auf die regionale bzw. nationale Ebene (Meso-Raum) sowie auf die globale bzw. transnationale Ebene (Makro-Raum) geschlossen werden kann.
Ganz ausdrücklich richtet sich die Einladung an Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus den Geschichts-, Sozial-, Kultur- und Sportwissenschaften, die sich in laufenden oder bereits abgeschlossenen Qualifikationsarbeiten mit verschiedenen Aspekten des „Kulturraums“ Stadion beschäftigen oder beschäftigt haben. Da der Workshop einen starken Fokus auf deutsch-französisch-europäische Vergleichs- und Transferperspektiven legt, sind transnational dimensionierte Themen, die die Geschichte von zwei oder mehreren Stadien in verschiedenen Ländern behandeln, besonders willkommen. Überdies wäre es wünschenswert, dass die Teilnehmer*innen über passive Kenntnisse des Französischen verfügen. Die Beitragsskizzen können in deutscher oder französischer Sprache eingereicht werden. Die Reisekosten sowie die Hotelkosten in Saarbrücken werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) übernommen.