Als Freiwillige gingen sie 1813 in den Krieg gegen Napoleons Herrschaft, wurden Berater des Staatskanzlers Karl August von Hardenberg und später Diplomaten im preußischen Dienst. Beide schrieben Denkwürdigkeiten, beide gaben skandalverdächtige Briefpublikationen und Biographien ihrer Zeitgenossen heraus. Vor allem waren sie beide Autographensammler, die Mitte der 1830er-Jahre bei der Herausgabe einer Heftreihe mit faksimilierten Briefen kooperierten.
Wilhelm Dorow (1790–1845), geboren in Königsberg, Neffe von Goethes Liedkomponisten Johann Friedrich Reichardt in Halle, Kenner der Antike und fachkundiger Archäologe, wurde 1820 Gründungsdirektor des „Museums vaterländischer Alterthümer“, Vorgänger des heutigen LVR-LandesMuseums Bonn. Auch die Berliner Königlichen Museen und das orientalische Institut in Halle, seinem letzten Wohnort, verdanken ihm viel. Sein Forscherinteresse erstreckte sich ebenso auf keltische Hinterlassenschaften, Hieroglyphen und außereuropäische Kunst.
Karl August Varnhagen von Ense (1785–1858), geboren in Düsseldorf, Sohn eines Mediziners, der mit der Französischen Revolution sympathisierte, wurde früh staatenlos. Zum Arztberuf bestimmt, gründete er mit Adelbert von Chamisso in Berlin einen Dichterbund und heiratete die Salonière und Brief-Philosophin Rahel Levin. Der hochgeachtete Biograph und Förderer junger Autoren (Heinrich Heine, Bettina von Arnim, Gottfried Keller) blieb über seinen Tod hinaus umstritten als Chronist der Revolution von 1848/49 und der Reaktionszeit.
Ihr gemeinsames Projekt, die "Facsimile von Handschriften berühmter Männer und Frauen" (1836–1838), sollte ursprünglich zum 230. Geburtstag von Wilhelm Dorow am 22. März 2020 im LVR-LandesMuseum Bonn (das seine Gründung auf Wilhelm Dorow zurückführt) vorgestellt werden. Dieser Termin musste corona-bedingt abgesagt werden. Anders als andere Museen hat das LVR-LandesMuseum noch nicht wieder eröffnet, da der Eingang corona-tauglich umgebaut wird.
Wilhelm Dorow hat jedoch noch ein weiteres Jubiläum in diesem Jahr, den 175. Todestag am 16. Dezember 2020. Wilhelm Dorow hat das sogenannte Cälius-Monument wiederentdeckt, den Grabstein eines Teilnehmers der Varusschlacht, heute das zentrale römische Exponat im LVR-Landesmuseum in Bonn. Lange galt es als einziges archäologisches Zeugnis der Varusschlacht, die nach neueren Erkenntnissen in Kalkriese bei Osnabrück stattfand. In Osnabrück und im Osnabrücker Land wird zugleich das Justus-Möser-Jahr eröffnet, der am 14. Dezember vor 300 Jahren geboren wurde. Der von Karl August Varnhagen und Wilhelm Dorow bewunderte Staatsrechtler ist ebenfalls mit einem Brief in den "Facsimile von Handschriften berühmter Männer und Frauen" (1838, Nr. 10) vertreten.
Der Ersatztermin des Colloquiums wird daher in Kalkriese bei Osnabrück stattfinden. Martin Siemsen, Vorsitzender der Justus-Möser-Gesellschaft, wird über die von Wilhelm Dorow und Karl August Varnhagen gesammelten Möser-Lebenszeugnisse sprechen. In einer Vitrinenausstellung werden zusätzlich zu den Vorträgen ausgewählte Erstausgaben und Autographen von Wilhelm Dorow und Karl August Varnhagen sowie ein Heft der "Facsimile" gezeigt.
Es stehen 25 Plätze für Teilnehmer zur Verfügung! Eine Anmeldung bis zum 21.9.2020 ist zwingend erforderlich.
https://www.justus-moeser-ausstellung.de/