Für die Einwahldaten wenden Sie sich bitte an: friedrich.cain[at]uni-erfurt.de
Eine neue Autorität der Wissenschaften? Expertise, Evidenz und der gesellschaftliche Status der Wissenschaften in der Covid-19-Pandemie
Bis vor Kurzem schien es, als ob die Autorität der Wissenschaften, die gesellschaftliche Anerkennung wissenschaftlicher Expertise immer hinfälliger werde. Vor dem Hintergrund zunehmender Ökonomisierung und Politisierung der akademischen Welt sowie der Digitalisierung, die mit dem Web 2.0 oder mit Facebook und Twitter Kommunikationskanäle hervorgebracht hat, die zu den klassischen Formen der Wissensvermittlung teilweise in Konkurrenz stehen, schien wissenschaftliche Rationalität (weiter) an Boden zu verlieren. Demgegenüber deuteten wiederum die frühen Reaktionen auf Expertenwissen zur Covid-19-Pandemie, wie es in den täglichen Briefings des RKI oder dem Podcast des Virologen Christian Drosten vermittelt wurde, auf eine erstaunlich hohe Akzeptanz wissenschaftlicher Expertise hin. Aktuell scheint sogar Verständnis für den Umstand zu bestehen, dass wissenschaftliches Wissen vorläufig und uneindeutig sein kann – wobei freilich auch eine parallele Radikalisierung antiakademischer Gegenpositionen zu beobachten ist.
Diese Beobachtungen wollen wir zum Anlass nehmen, die Frage nach der aktuellen Autorität und Überzeugungskraft wissenschaftlichen Wissens in Relation zu ihren historischen Konjunkturen mit Spezialist*innen für wissenschaftliche Evidenz und für Medien wissenschaftlicher Kommunikation zu diskutieren. Gegenstand soll insbesondere auch die Position, Funktion und Aufgabe der Wissenschafts-, Medizin- und Technikgeschichte im Kontext moderner Gesellschaften sein, in der Expertenfiguren zwar zentral, aber hochgradig heterogen und in ihrer Pluralität und spezifischen Autoritätsökonomie häufig eher Ambivalenz denn Klarheit zu schaffen scheinen. Die Diskussion schließt an das NTM-Forum „COVID-19: Geistes- und Sozialwissenschaftliche Perspektiven“ (28/2) an und setzt die Diskussionen fort, wobei sie ihren Schwerpunkt von medizinhistorischen auf medien- und gesellschaftshistorische Themenfelder hin verlagert. Es ist geplant, das Forum entsprechend fortzuführen und mit Beiträgen aus dem Plenum anzureichern.
Podiumsdiskussion mit Beiträgen von Mariacarla Gadebusch-Bondio (Medizinhistorikerin), Sascha Dickel (Mediensoziologe) und Christian Schwägerl (Wissenschaftsjournalist), moderiert von Bernhard Kleeberg (Wissenschaftshistoriker).
Zeit und Ablauf: 25.9., 14.00–17.00. Die Diskussion erfolgt online über Zoom. Zwischen 14.00 und 14.30 besteht Zeit zum Einloggen und zur Klärung technischer Details. Ab 15.30 werden Fragen aus dem Plenum in die Diskussion aufgenommen. Ende ca. 16.30. Für die Einwahldaten wenden Sie sich bitte an friedrich.cain[at]uni-erfurt.de