Exercising Modernity – We were/are the Future

Exercising Modernity – We were/are the Future

Veranstalter
Pilecki-Institut Warschau/Berlin
Veranstaltungsort
Berlin - Warschau - Tel Aviv
PLZ
10117
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.01.2021 - 30.06.2021
Deadline
31.12.2020
Von
Pilecki-Institut Berlin

Open Call für eine deutsch-polnisch-israelische Akademie, die sich mit architektonischen, ästhetischen, künstlerischen und politischen Fragen der Moderne des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Zentrales Thema 2021 ist der "neue Mensch" und Fragen nach vergangenen Zukunftserwartungen in der Stadtplanung und Architektur des 20. Jahrhunderts. Bewerbungsschluss ist der 31. Dezember 2020.

Exercising Modernity – We were/are the Future

Die dritte Edition der Akademie Exercising Modernity („Modernität üben“), einer polnisch-deutsch-israelischen Kooperation zur Förderung des intellektuellen und künstlerischen Austauschs, widmet sich der Art und Weise, wie sich die Moderne weltweit die Zukunft vorgestellt hat: mit einem neuen Menschen – neuen Männern wie neuen Frauen –, einer neuen Gesellschaft, neuen Lebensformen und einer neuen politischen Ordnung.

Die Last der Vergangenheit hinter sich lassen wollend, betonte die Moderne oft ihre Offenheit der Zukunft gegenüber. Man stellte sich das „Neue“ vor, das der Gesellschaft Frieden bringen wird, während die Idee des historischen Fortschritts die Hoffnung auf immer größeren Wohlstand für immer größere Teile der Menschheit nährte. Die Art und Weise, wie Gesellschaften neu organisiert werden könnten, galt als ein Thema, das für viele Modernisierungsstrategien und modernistische Projekte in ganz Europa von Interesse war. Zu den Schlüsselaspekten gehörten dabei die körperliche Gesundheit und Hygiene, Kindererziehung, Pädagogik und Bildung, Arbeitsteilung und Wirtschaft sowie Nation-Building. Diese Visionen wurden innerhalb diverser ideologischer Rahmen (wie etwa die zionistische Bewegung mit ihren Kibbuzim in Israel oder der Kommunismus in Ostmitteleuropa) in spezifische Strategien zur Organisation des kollektiven Lebens übersetzt, mit einer bestimmten Raumpolitik, aber auch mit Formen von Social Engineering. Die Kämpfe um neue Formen waren eng verbunden mit der Idee, die Kluft zwischen dem technischen Fortschritt und dem Privatleben zu überbrücken, ebenso mit dem Glauben an eine neue politische und soziale Ordnung. Wohnungsbau und Stadtplanung spielten in diesem Prozess eine Schlüsselrolle. Der Glaube an ihr emanzipatorisches Potenzial und ihre Rolle bei der Veränderung der Abläufe des Alltagslebens weckte ein steigendes Interesse an der Art und Weise, wie sich Objekte in Werkzeuge für den Aufbau einer staatlichen Identität umwandeln ließen sowie daran, wie die konstruierte und gestaltete Umwelt zum Ausdruck einer bestimmten Biopolitik wurde.

Dieser Prozess kann also als ein ambivalenter verstanden werden. Das Streben nach etwas radikal Neuem konnte einem bis dahin unbekannten Schrecken und Verfall weichen. Motoren des gesellschaftlichen und technischen Fortschritts wie Standardisierung, Normalisierung und Typisierung erwiesen sich dann als Grundlage für totalitäre Baupläne und räumliche Trennung – ersichtlich im stalinistischen Terror wie in der Schreckensgestalt des Nationalsozialismus, dem dunkelsten Kapitel in der Geschichte der Moderne.

Die dritte Edition der Akademie Exercising Modernity, veranstaltet inmitten einer Pandemie und im Kontext der Klimakrise sowie der Fragen nach möglichen Zukunftsszenarien, die im Zentrum der öffentlichen Debatte stehen, bildet einen Versuch, auf einige der Ideen zurückzublicken, die den Glauben an die Zukunft vor einem Jahrhundert beflügelten. Die Erfahrung der Krise des Ersten Weltkriegs wird oft als der eigentliche Beginn des 20. Jahrhunderts bezeichnet, und so wurde bereits spekuliert, das Jahr 2020 könne sich als ein vergleichbarer Auftakt zum 21. Jahrhundert erweisen.

Im Rahmen der Untersuchung der Schnittpunkte von Geisteswissenschaften, Architektur, Design, Kunstgeschichte sowie Sozial- und Politikwissenschaften möchten wir unsere ReferentInnen und TeilnehmerInnen zu einer Auseinandersetzung mit dem einladen, was die Moderne heute für uns bedeuten kann. Es soll dabei das heutige Leben als ein Bereich reflektiert werden, das neues Handeln erfordert. Welche neue Welt können uns Kunst, Design oder Architektur versprechen und wie können sie uns dabei helfen, diese zu erreichen? Was können wir aus den modernistischen Experimenten lernen? Kann eine kritische Auseinandersetzung mit ihren Ideen als Inspiration für Lösungen dienen, die gegenwärtig benötigt werden? Ist es möglich, aus ihren Fehlern zu lernen und das, was sie unvollendet gelassen haben, weiterzuentwickeln?

Unsere Akademie soll durch Vorträge, Seminare, Workshops und im zweiten Teil auch durch Reisen zum Nachdenken anregen. Die TeilnehmerInnen nehmen an Seminaren, Vorträgen und Workshops teil, die von ExpertInnen aus unterschiedlichen Disziplinen durchgeführt werden, u.a. von Zvi Efrat, Sharon Golan, Shira Levy-Binyamini, Marci Shore und Robert Jan van Pelt.

Der erste Teil, der für Januar und Februar 2021 geplant ist, soll drei thematische Hauptabschnitte umfassen:

Themenabschnitt I: New Ideas and Visions

Im ersten Themenabschnitt, New Ideas and Visions, möchten wir das philosophische und historiographische Konzept der Moderne in seiner Beziehung zum "Neuen" und zur Idee des Fortschritts hin zu einer besseren Zukunft untersuchen. Entscheidend für die Moderne ist eine Auseinandersetzung mit der Tradition, welche Lebensbereiche wie Technik und Wirtschaft (Aufstieg des Kapitalismus), Religion (Säkularisierung) sowie Politik (Entwicklung von Nationalstaaten) betrifft. Im Osten und im Westen manifestierte sich dieser Prozess auffallend unterschiedlich, seine Zeitlichkeit divergierte in der je konkreten Erscheinungsform. Die Vorstellung von Zukunft, Vergangenheit und ihrer historischen Beziehung zueinander unterschieden sich jeweils.
Ein weiterer Bereich, der von der Moderne berührt wurde, waren die Künste, die den Modernismus als Stilrichtung hervorbrachten. Es stellt sich dabei die Frage, wie sich die modernen futuristischen Ideen materialisierten. Dem möchten wir uns im zweiten thematischen Abschnitt widmen.

Themenabschnitt II: New Art for a New Life

Die transnationalen Versuche des frühen 20. Jahrhunderts, einen neuen Mann bzw. eine neue Frau zu schaffen und eine neue Gesellschaft zu formen, lassen sich auch in der Kunst, im Design und in der Architektur aufspüren. Von der Reformierung der Wohn- und der Küchenräume bis hin zu Stadtplanung und Design erforschten die modernistischen Visionen das Potenzial von Objekten, die als identitätsstiftende Instrumente dienen konnten, gleichzeitig wurde die Rolle von KünstlerInnen und ArchitektInnen in den neuen Gemeinschaften umdefiniert. Moderne Kunst- und Architekturstrategien verkörperten und spiegelten diverse Widersprüche der Moderne wider und brachten dabei das ambivalente Potenzial modernistischer Projekte zum Ausdruck. Der Themenabschnitt New Art for a New Life richtet das Augenmerk auf Kunst, Design und Architektur als wichtige Bereiche der Gestaltung des täglichen Lebens und Mittel zur Umsetzung neuer Ideen, aber auch zur Regulierung, zur Kontrolle und als Mittel der politischen Propaganda.

Themenabschnitt III: New State and Society

Neue Visionen von Sozialstruktur und Gesellschaftsordnung gingen mit neuen Institutionen und Formen des kollektiven Lebens einher. Der Themenabschnitt New State and Society untersucht die Manifestationen modernistischer Ideen in verschiedenen Teilen der Welt und konzentriert sich dabei auf ihre ideologischen und politischen Hintergründe sowie deren Folgen für das gesellschaftliche Leben. Im Rahmen der Akademie möchten wir uns sowohl mit den historischen und sozio-politischen Kontexten der Modernismen als auch mit deren Erbe in unserem heutigen Leben und unserer Kultur befassen. Ein Augenmerk soll dabei auch auf die Ambivalenz dieses Erbes und die Auswirkungen auf das Europa des 20. Jahrhunderts gerichtet werden. Durch eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Themen sollen unsere ReferentInnen und TeilnehmerInnen auch angeregt werden, über jene Aspekte der modernistischen Vision der Gesellschaft nachzudenken, die diejenigen, die nach Lösungen für die heutigen Herausforderungen suchen, immer noch inspirieren können.
Die Akademie Exercising Modernity wird 2021 in zwei Phasen unterteilt sein: eine Winterphase, online, und die Frühjahrsphase, die vor Ort in Israel, Polen und Deutschland stattfindet (abhängig von den aktuellen Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie).

Termine der ersten Phase (online):
29.01.2021–31.01.2021
05.02.2021–07.02.2021
12.02.2021–14.02.2021

Termine der zweiten Phase (abhängig von der Situation bezüglich der COVID-19-Pandemie):
spätes Frühjahr 2021 (Mai-Juni 2021)

Wir bieten:
- kostenlose Teilnahme an der Akademie
- im Falle des Stattfindens der zweiten, ortsgebundenen Phase partielle Übernahme der Reisekosten sowie Bereitstellung einer Unterkunft (Einzelheiten werden während der ersten Phase der Akademie bekannt gegeben)
- Vorträge und Workshops, die von anerkannten und erfahrenen WissenschaftlerInnen, KuratorInnen und KünstlerInnen gehalten werden,
- ein spannendes Begleitprogramm,
- für AbsolventInnen des Programms das Recht, ein während der Akademie konzipiertes oder entwickeltes Forschungs- bzw. künstlerisches Projekt für das Sonderstipendienprogramm des Pilecki-Instituts anzumelden, das sich den Fragen der Modernität des 20. Jahrhunderts widmet (Details werden Mitte 2021 bekanntgegeben).

Bewerbung:
Um die Teilnahme an der Akademie Exercising Modernity können sich ForscherInnen auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften bzw. KünstlerInnen bewerben, die aus Israel, Deutschland oder Polen kommen (bzw. in diesen Ländern ansässig sind).

Ihre Bewerbungen schicken Sie bitte bis zum 31.12.2020, 24:00 Uhr per E-Mail an apply@exercisingmodernity.com. Im Betreff geben Sie bitte als Zusatz „Academy 2021” an.

Eine Bewerbung sollte Folgendes enthalten:
1. unterzeichnete und als Scans übermittelte Formulare:
– Erklärung über den für die Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten Verantwortlichen (Anlage Nr. 1),
– Erklärung über Ihre Einwilligung zur Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten und Ihres Bildes (Anlage Nr. 2),
2. einen künstlerischen bzw. wissenschaftlichen Lebenslauf und/oder ein Portfolio,
3. Entwurf für ein sechsmonatiges Forschungs-/Kunstprojekt zum Thema der Akademie Exercising Modernity 2021 (bis zu 2500 Zeichen inkl. Leerzeichen).
4. Die Organisatoren behalten sich das Recht vor, die ausgewählten KandidatInnen für zusätzliche Online-Interviews zu kontaktieren.

Zusätzliche Informationen:
- Bewerbungsunterlagen werden nur in englischer Sprache akzeptiert.
- Die erfolgreichen KandidatInnen verpflichten sich, an allen Online-Sitzungen der ersten Phase der Akademie teilzunehmen und die ortsgebundene Phase im Frühjahr 2021 zu besuchen (abhängig von der Pandemie COVID-19; Einzelheiten werden während der ersten Phase der Akademie bekannt gegeben)
- Die Seminare und Workshops werden in englischer Sprache abgehalten.
- Weiterführende Informationen zur Akademie Exercising Modernity finden Sie auf der Webseite des Pilecki-Instituts (www.instytutpileckiego.pl) sowie unter www.exercisingmodernity.com.
- Bei Fragen schreiben Sie an contact@exercisingmodernity.com.
- Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt bis zum 05.01.2021, die Liste der ausgewählten BewerberInnen wird auf der Website des Pilecki-Instituts (www.instytutpileckiego.pl) sowie auf der Webseite des Projekts www.exercisingmodernity.com veröffentlicht.
- Die Veranstalter sind nicht dazu verpflichtet, die Entscheidung des Bewerbungsausschusses zu begründen. Ein Beschwerdeverfahren ist nicht vorgesehen.
- Wird ein/e Bewerber/in für das Projekt ausgewählt, stellt der Inhalt dieses Dokuments einen Anhang zum Vertrag zwischen dem Bewerber und dem Pilecki-Institut dar.

Kontakt

contact@exercisingmodernity.com

http://exercisingmodernity.com/