Der Zusammenbruch der UdSSR und des Ostblocks Anfang der 1990er rief bei den Politikern, Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit verschiedener Länder eine „demokratische Euphorie” hervor, die aus den heutigen Konstellationen eher skeptisch bewertet wird.
Der von den US-Präsidenten deklarierte Sieg des westlichen Blocks im Kalten Krieg erwies sich als eine schöne, rhetorische Figur und die Diskussionen über das „Ende der Geschichte” verhinderten eine tiefe wissenschaftliche Reflektion der bipolaren Auseinandersetzung und ihres formativen Charakters für die Entstehung einer globalen Kultur.
Eine erneute Abkühlung der internationalen Beziehungen, die als ein „zweiter Kalter Krieg” oder sogar ein „Ice War” gedeutet wird, provozierte ein lebendiges Forschungsinteresse für die verschiedenen Aspekte der Nachkriegsgeschichte u.a. für die mediale Dimension des Konflikts, die transnationalen Räume und Netzwerke, für die Lebenswelten der „kleinen Leute“.
Noch im Jahr 1979 verlieh die UNESCO dem Vernichtungslager Auschwitz den Weltkulturerbestatus und veränderte so nachhaltig die Wahrnehmungen der „Kultur” als einen Bestand von positiv konnotierten menschlichen Errungenschaften in der Kunst.
Diese konzeptionelle Wende veränderte die wissenschaftliche Perspektive und eröffnete die Möglichkeit, die Hinterlassenschaften von anderen militärischen Konflikten als Kulturerbe zu betrachten.
Vor allem im Fall des Kalten Krieges, der nicht nur die internationale Sphäre beeinflusste, sondern sich auch ins Leben der „schweigenden Mehrheit” drängte. Welches Forschungspotenzial verbirgt das moderne Erbe des Kalten Krieges in Form von monumentalen Einrichtungen, politischen Praktiken, rhetorischen Figuren, individuellen Erinnerungen und Familienarchiven?
Am Beispiel Jaroslawl‘ wird diese Forschungsperspektive sehr deutlich. Einerseits war Jaroslawl‘ wie alle Provinzstädte der UdSSR in jede ideologische Kampagne des Kalten Krieges involviert, was sich in Medien, Architektur bzw. individuellen Erinnerungen widerspiegelt. Andererseits wurde die Stadt mit all ihren Schätzen alter russischer Kultur als Teil des Goldenen Rings häufiger mit Ausländern sowie mit ausländischen Partnerstädten konfrontiert und so die Fremdenbilder sensibilisiert.
Während der Vorlesungen, interaktiven Übungen und Diskussionen erhalten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit ihre theoretischen Kenntnisse in den memory studies, der globalen und transnationalen Geschichte und der politischen Kommunikation zu erweitern.
Im Rahmen der Archivarbeit, Interviews mit den Zeitzeugen, Presseanalyse und Exkursionen bekommen die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, ausreichendes Material für die Projektarbeit innerhalb der Sommerschule bzw. für ihre weiteren Forschungen zu sammeln.
Zur Teilnahme an der Sommerschule sind Bachelorstudierende ab dem vierten Semester und Masterstudierende eingeladen. Die Besucher der Sommerschule stellen ihre Projekte vor und diskutieren diese mit den anderen TeilnehmerInnen und ProfessorInnen. Die Sommerschule besteht aus drei thematischen Modulen, in denen jeweils unterschiedliche Methoden der Wissensvermittlung und verschiedene Arbeitstechniken probiert werden.
Kursdauer in Präsenz 14 Tage (23. August – 5. September 2021)
Kursdauer im digitalen Format 7 Tage (30. August – 5. September 2021)
Veranstaltungssprachen: Deutsch, Englisch, Russisch
Wir werden Sie in der ersten Julihälfte über das Format der Sommerschule informieren.
Bewerbungsschluss 30. Mai 2021
Bewerbungsunterlagen für Teilnahme: ausführlicher Lebenslauf, Motivationsbrief, ggf. Exposé eines eigenen Forschungsprojekts, Kopie des Reisepasses
Kosten
- Teilnahmegebühr beläuft sich auf 610 Euro und deckt den Transfer vom Bahnhof, Sprachkurse, Vorlesungen, Seminare und Workshops wie auch ein umfangreiches Exkursionsprogramm (Stadtführungen, Museen, thematische Ausflüge). Diese Summe umfasst nicht die Kosten für die Anreise, Versicherung, Visabeschaffung und Verpflegung.
- Teilnahmegebühr bei der digitalen Alternative beläuft sich auf 310 Euro.
Bis zu 8 TeilnehmerInnen erhalten Stipendien vom DAAD (siehe http://daad.de/go/stipd50093992)
Die Bewerbung für das DAAD-Stipendium ist nur über das DAAD-Portal möglich. Das zweigleisige Bewerbungsverfahren sieht vor, dass Interessenten sich parallel bei der Sommerschule um eine Zulassung und beim DAAD um ein Stipendium bewerben.