Martin Platt, Forschungsstelle Weimarer Republik, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Als ein Zeitalter der Sicherheit hat Stefan Zweig die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in seinen Memoiren rückblickend bezeichnet. Im Gegenteil dazu gilt die Weimarer Republik als alles andere als von Sicherheit gekennzeichnet.
Wie aber stellt ein Staat Sicherheit her? Welche Maßnahmen trifft er, welche Überlegungen leiten ihn, welche Akteure beschäftigen sich mit Sicherheit, welche Anforderungen und Erwartungen an Sicherheit trägt die Bevölkerung an den Staat heran? Was bleibt schließlich lediglich Bemühung und guter Wille, was erweist sich demgegenüber als funktionabel und effizient? Kann man Sicherheit überhaupt herstellen?
„Sicherheit“ verstehen wir im Rahmen dieses Workshops und geplanten Bandes nicht als etwas Absolutes. Man kann Sicherheit zwar etwa mit Kriminalitätsstatistiken operationalisieren. Sicherheit kann aber nicht objektiv oder absolut hergestellt werden, sondern ist immer an Fragen der (zeichen-)sprachlichen Vermittlung gebunden. Es geht bei unserer „Suche nach Sicherheit“ daher nicht zuletzt darum, die subjektive Auffassung von Sicherheit zu erkunden, also nach einem individuellen wie kollektiven Sicherheitsgefühl zu fragen.
Wir wünschen uns dafür in erster Linie Beiträge, die an einem klar umrissenen Quellenkorpus arbeiten und lokal- bzw. mikrogeschichtliche Facetten einbringen, die im Sammelband dann mosaikhaft zusammengetragen werden. Auch zeitgenössische Diskurse über den Begriff von Sicherheit oder einzelne Sicherheitsmaßnahmen sind willkommen. Theoriegeleitete Forschungsdiskurse ohne klaren zeitgenössischen Quellenbezug stellt der Band indessen ausdrücklich nicht aus.
„Sicherheit“ verstehen wir in diesem Sinne als weiten Begriff. Soziale Sicherheit, Rechtssicherheit, Sicherheit der Religion oder Weltanschauung, Versorgungssicherheit, Sicherheit von Karrierewegen und Sicherheit der Orientierung stehen gleichwertig neben Formen physischer Sicherheit. Wichtig ist uns lediglich, dass Sie ihre Überlegungen an zeitgenössische Auffassungen und möglichst konkrete Fälle rückbinden.
Die ausgeschriebene Tagung wird nicht im gewohnten Rahmen einer Vortrags-Tagung abgehalten werden. Sie müssen im Vorhinein keine Beiträge vorbereiten bzw. Thesen entwickeln und diese vortragen. Vielmehr setzt die Tagung auch in ihrem Format den Leittitel des Sammelbandes um. Wir wollen uns darin kooperativ im Sinne eines Workshops auf die Suche nach Sicherheit begeben, nicht bereits fertige Ergebnisse präsentieren. In verschiedenen Diskussionsgruppen werden wir anhand moderierter Impulse gemeinsam nach Sicherheitsbegriffen, Forschungsfragen und Perspektiven suchen und Leitlinien für den Sammelband entwickeln. Diese werden bereits in der Tagung auf die jeweiligen Quellen der Beitragenden rückgespielt, sodass ein dichter Band entsteht, der die verschiedenen lokalen und Mikro-Perspektiven miteinander verknüpft.
Die Tagung ist bewusst interdisziplinär ausgelegt und ist nicht fachgebunden. Gerade die Unterschiedlichkeit der Blickwinkel ist uns wichtig.
Senden Sie uns bei Interesse bitte bis zum 31.07.21 eine Mail mit einigen Informationen zu Ihnen selbst und Ihrer gegenwärtigen Forschung zu sowie eine kurze Skizze (ca. 1 Seite) darüber, womit Sie sich gern an Workshop und Sammelband beteiligen möchten. Reißen Sie hier bitte bereits die Quellen an, mit denen Sie arbeiten möchten!
Es liegt im Interesse der Herausgeber, v.a. Forschenden ein Forum zu geben, die am Beginn ihrer Laufbahn stehen. Hierin liegt aber kein Ausschlusskriterium.
Der Termin der Tagung hängt notgedrungen von der Entwicklung der Pandemie-Lage ab. Aufgrund der besonderen Gestaltungsform der Tagung favorisieren wir aber unbedingt einen Präsenz-Termin. Über die weiteren Planungen dazu informieren wir alle Interessenten nach Ablauf der Einreichungsfrist. Für Rückfragen stehen wir natürlich jederzeit zur Verfügung.