Industrialisierung in Oberschlesien im ‚Zeitalter der Extreme‘. Eine Kulturgeschichte der Wirtschaft am Beispiel des Ballestrem-Konzerns ca. 1890-1950

Industrialisierung in Oberschlesien im ‚Zeitalter der Extreme‘. Eine Kulturgeschichte der Wirtschaft am Beispiel des Ballestrem-Konzerns ca. 1890-1950

Veranstalter
Zentrum Mittleres und Östliches Europa (TU Dresden); Museum für Kohlebergbau in Zabrze
Veranstaltungsort
Digital; Zabrze; Dresden
Gefördert durch
Bundesbeauftragten für Kultur und Medien
PLZ
01069
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.10.2021 - 15.10.2021
Deadline
31.07.2021
Von
Steffen Heidrich, Institut für Geschichte/ Zentrum Mittleres und Östliches Europa, Technische Universität Dresden

Industrialisierung in Oberschlesien im ‚Zeitalter der Extreme‘. Eine Kulturgeschichte der Wirtschaft am Beispiel des Ballestrem-Konzerns ca. 1890-1950

Das Zentrum Mittleres und Östliches Europa an der Technischen Universität Dresden und das Museum für Kohlebergbau in Zabrze laden ein zur Mitarbeit an dem von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) geförderten Forschungsprojekt „Industrialisierung in Oberschlesien im ‚Zeitalter der Extreme‘. Eine Kulturgeschichte der Wirtschaft am Beispiel des Ballestrem-Konzerns ca. 1890-1950“.

CFA: Industrialization in Upper Silesia in the 'Age of Extremes' A Cultural History of Business Using the Example of the Ballestrem Corporation, ca. 1890-1950

The Center for the Study of Central and Eastern Europe at Technische Universität Dresden and the Coal Mining Museum in Zabrze invite you to participate in the research project "Industrialization in Upper Silesia in the 'Age of Extremes' A Cultural History of Business Using the Example of the Ballestrem Corporation, ca. 1890-1950." funded by the Federal Commissioner for Culture and the Media (BKM).

Industrialisierung in Oberschlesien im ‚Zeitalter der Extreme‘. Eine Kulturgeschichte der Wirtschaft am Beispiel des Ballestrem-Konzerns ca. 1890-1950

Das Zentrum Mittleres und Östliches Europa an der Technischen Universität Dresden und das Museum für Kohlebergbau in Zabrze laden ein zur Mitarbeit an dem von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) geförderten Forschungsprojekt „Industrialisierung in Oberschlesien im ‚Zeitalter der Extreme‘. Eine Kulturgeschichte der Wirtschaft am Beispiel des Ballestrem-Konzerns ca. 1890-1950“.

Kein Prozess prägte die „Verwandlung der Welt“ im 19. Jahrhundert stärker als die Industrialisierung Europas, die sich zunächst nur in einzelnen Regionen der Textil- oder Schwerindustrie vollzog. Oberschlesien war eine Pionierregion der Industrialisierung, in der die rapide wachsende industrielle Produktion die zuvor überwiegend agrarisch genutzte Landschaft durch die Errichtung von Gruben- und Hüttenanlagen, Arbeitersiedlungen und ihre Verbindung mit Eisenbahnlinien transformierte. Der Grenzraum der deutschen, russischen und österreich-ungarischen Kaiserreiche prägte die ethnische Zusammensetzung der Arbeiterschaft ebenso wie die ökonomischen Praktiken der oberschlesischen Unternehmerdynastien, die aus dem großgrundbesitzenden Adel hervorgingen.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert war die Region entscheidend für die Schwerindustrie- und Rüstungsproduktion. Mit der 1922 wirksam gewordenen Teilung infolge des Ersten Weltkriegs wurde Oberschlesien zum Streitobjekt zwischen Deutschland und Polen. Nach dem Überfall auf Polen 1939 annektierte das nationalsozialistische Deutschland den Ostteil und verwandelte ihn in einen weiteren Schauplatz seiner Bevölkerungspolitik und gleichzeitig in eine „Waffenschmiede“ des Reiches. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Region Teil des staatssozialistischen Volkspolen, das die Industriekonzerne verstaatlichte. Ein großer Teil der deutschsprachigen Bevölkerung wurde vertrieben oder ausgewiesen, somit auch die meisten Personen, die bis dahin zum Kreis der Besitzenden und der Führungskräfte der Montanindustrie gehörten.

Das Projekt verschränkt wirtschaftsgeschichtliche mit kulturhistorischen Perspektiven und Methoden, um die Geschichte der industriellen Prägung Oberschlesiens im deutsch-polnischen Grenzraum zu rekonstruieren und die Wirtschaftsgeschichte in eine allgemeine Kulturgeschichte zu integrieren. Am Fallbeispiel des Ballestrem-Konzerns lassen sich Fragestellungen der Unternehmensgeschichte als Mikrohistorie der oberschlesischen Schwerindustrie mit der materiellen und immateriellen Ausprägung von Industriekultur über die Brüche des 20. Jahrhunderts hinweg verbinden. In den Blick genommen werden die kommunikativen, repräsentativen, erzieherischen und traditionsstiftenden Dimensionen der Arbeiterwohlfahrt, der Kirchen-, Siedlungs- und Firmensitzarchitektur, Sammlungstätigkeiten und Mäzenatentum ebenso wie die Erschließung von Rohstoffen und Absatzmärkten, technische Innovationen, die Nutzung von Zwangsarbeit oder der Umgang mit Umweltzerstörung. Die Untersuchung von ökonomischer Resilienz und Krisenrobustheit, internationaler Netzwerkbildung, politischem Engagement und Anpassung in sich verändernden politischen und wirtschaftlichen Kontexten sollen Wandel und Kontinuitäten adligen Führungsanspruchs im „Zeitalter der Extreme“ anschaulich werden lassen.

Das Forschungsprojekt läuft beginnend mit einem Auftaktworkshop, der vom 13. bis 15. Oktober 2021 online stattfindet, bis Oktober 2023. Am Ende steht eine interdisziplinäre Publikation bestehend aus Beiträgen zu unterschiedlichen Aspekten der oberschlesischen Industriegeschichte. Durch stetigen Austausch, Projekttreffen und einen beratenden Kreis von Expert:innen verschiedener Disziplinen sollen Kohärenz und eine interdisziplinäre Perspektive der Forschungsergebnisse erhöht werden. Den Bearbeiter:innen steht der Zugang und Beratung im Ballestremschen Familienarchiv in Berlin und in den Staatsarchiven der Woiwodschaft Schlesien zur Verfügung.
Wir bitten um Beitragsvorschläge zur methodisch reflektierten Untersuchung sämtlicher ökonomischer, sozialer, religiöser, politischer, baulicher, philanthropischer und mäzenatischer Betätigungen der Familie Ballestrem und deren Auswirkungen im genannten Untersuchungszeitraum oder zu vergleichenden Perspektiven auf die oberschlesische Industriegeschichte bzw. die adligen Industriemagnaten, die das Wirken der Ballestrems in Oberschlesien in ihren internationalen Bezügen verständlich werden lassen.

Bitte schicken Sie eine Skizze (max. 3000 Zeichen) welche Gegenstand und Forschungsperspektive erläutert, und einem kurzen Lebenslauf mit Publikationsliste bis zum 31. Juli 2021 an oberschl@tu-dresden.de.

Mit den Autorinnen und Autoren, die zur Mitwirkung ausgewählt werden, wird ein Werkvertrag über den geplanten Forschungsbeitrag geschlossen. Vorgesehen ist ein Autorenhonorar in Höhe von 1500,- Euro sowie die Möglichkeit zur Erstattung von anfallenden Reisekosten für Bibliotheks- und Archivrecherchen, Zeitzeugen-Interviews oder Ähnliches. Das Honorar wird bei Vertragsabschluss zu einem Drittel ausgezahlt, die restlichen zwei Drittel werden bei Textabgabe zum 31. März 2023 fällig.

Beiträgerinnen und Beiträger verpflichten sich außerdem zur Teilnahme an Projekttreffen, die für März 2022 in Zabrze und Oktober 2022 in Dresden anvisiert sind.
Workshops und Konferenz werden in deutscher und englischer Sprache durchgeführt. Spätestens zwei Wochen nach Anmeldeschluss ergehen Einladungen zu einem digitalen Workshop zum Projektstart im Oktober. Wir freuen uns auf Ihre aktive Teilnahme!

Anmeldung und Rückfragen
Steffen Heidrich
E-Mail: oberschl@tu-dresden.de
Telefon: 0351 463-37865 (Sekretariat)

Industrialization in Upper Silesia in the 'Age of Extremes' A Cultural History of Business Using the Example of the Ballestrem Corporation, ca. 1890-1950

The Center for the Study of Central and Eastern Europe at Technische Universität Dresden and the Coal Mining Museum in Zabrze invite you to participate in the research project "Industrialization in Upper Silesia in the 'Age of Extremes' A Cultural History of Business Using the Example of the Ballestrem Corporation, ca. 1890-1950." funded by the Federal Commissioner for Culture and the Media (BKM).

No process shaped the “Transformation of the World" in the 19th century more than the industrialization of Europe, which initially only took place in individual regions of textile or heavy industry. Upper Silesia was a pioneer region of industrialization, where rapidly growing industrial production transformed the previously predominantly agricultural landscape through the construction of mines and smelters, workers' settlements and their connection with railroad lines. The borderlands of the German, Russian, and Austro-Hungarian empires shaped the ethnic composition of the workforce as well as the economic practices of the Upper Silesian entrepreneurial dynasties that emerged from the large landowning aristocracy.

In the first half of the 20th century, the region was pivotal for heavy industry and arms production. With the partition that became effective in 1922 as a result of the First World War, Upper Silesia became a subject of dispute between Germany and Poland. After the invasion of Poland in 1939, National Socialist Germany annexed the eastern part and turned it into another site of its population policy and, at the same time, into an "armory" of the German Reich. After the Second World War, the entire region became part of the socialist Polish People’s Republic, which nationalized the industrial companies. A large part of the German-speaking population was expelled or deported, including most of the people who until then had belonged to the circle of the owners and managers of the coal and steel industry.

The project merges economic-historical with cultural-historical perspectives and methods to reconstruct the history of the industrial character of Upper Silesia in the German-Polish border region and to integrate economic history into general cultural history. Using the Ballestrem corporation as a case study, the company history as a microhistory of Upper Silesian heavy industry can be combined with the material and immaterial shaping of industrial culture across the disruptions of the 20th century. The communicative, representative, educational, and tradition-forming dimensions of workers' welfare, church, settlement, and company headquarters architecture, collection activities, and patronage will be examined, as will the development of raw materials and sales markets, technical innovations, the use of forced labor, and the handling of environmental destruction. The study of economic resilience and the ability to withstand crises, the formation of international networks, political commitment and adaptation in changing political and economic contexts are intended to illustrate the changes and continuities of aristocratic leadership in the "Age of Extremes”.

The research project is scheduled to run until October 2023, beginning with a kick-off workshop that will take place online from October 13 to 15, 2021. The outcome of the project will be an interdisciplinary publication consisting of contributions on different aspects of Upper Silesian industrial history. The aim is to increase coherence and an interdisciplinary perspective of the research results through a constant exchange, project meetings and an advisory circle of experts from different disciplines. The editors have access to and advice from the Ballestrem Family Archives in Berlin and the state archives of the Silesian Voivodeship.

We call for you to submit proposals for a methodically reflected investigation of all economic, social, religious, political, architectural, philanthropic and patronage activities of the Ballestrem family and their effects in the above-mentioned period of investigation or for comparative perspectives on Upper Silesian industrial history or the aristocratic industrial magnates, which allow the activities of the Ballestrems in Upper Silesia to be understood in the context of their international relations.

Please send an outline (max. 3000 characters) explaining the subject and research perspective, and a short CV with a list of relevant publications no later than July 31, 2021 to oberschl@tu-dresden.de.

A contract for work [German: Werkvertrag] will be signed with the persons who will be selected to participate in the project. An author's fee of 1,500 euros is envisaged, as well as the possibility of reimbursement of travel expenses incurred for library and archive research, eyewitness interviews or similar. One third of the fee will be paid upon conclusion of the contract, the remaining two thirds will be due upon submission of the text by March 31, 2023.

Project members will also agree to participate in project meetings scheduled for March 2022 in Zabrze and October 2022 in Dresden.
Workshops and conference will be in both English and German. Invitations to a digital workshop will be sent out no later than two weeks after the registration deadline for the project launch in October. We look forward to welcoming you!

Registration and inquiries
Steffen Heidrich
e-mail: oberschl@tu-dresden.de
phone: 0351 463-37865 (Sekretariat)

Kontakt

Steffen Heidrich
E-Mail: oberschl@tu-dresden.de