Vor 60 Jahren wanderte eine Gruppe von etwa 300 Personen um den Laienprediger Paul Schäfer von Deutschland nach Chile aus. Dort gründeten sie die berüchtigte Siedlung Colonia Dignidad, in der fast fünf Jahrzehnte lang schwere Menschenrechtsverletzungen begangen wurden.
Gruppenmitglieder wurden ihrer Freiheit beraubt, misshandelt und
missbraucht. Während der Pinochet-Diktatur (1973-90) wurden dort politische Gefangene gefoltert, viele von ihnen wurden ermordet und gelten bis heute als 'Verschwundene'. Auch nach der Diktatur endeten die Verbrechen nicht, chilenische Jungen aus der Umgebung erfuhren dort sexuelle Gewalt. Erst 2005 wurde Paul Schäfer festgenommen und es begann eine bis heute schwierige Aufarbeitung.
Seit 2014 arbeitet ein interdisziplinäres Team mit den verschiedenen Betroffenengruppen und bringt sie bei Dialogseminaren miteinander ins Gespräch. Dabei geht es insbesondere um die Frage, wie die Vergangenheit
am historischen Ort thematisiert werden sollte. 2016 stellte die
chilenische Regierung einen Teil der Siedlung unter Denkmalschutz. Im Jahr darauf gründete sich eine Gemischte Kommission aus Vertreter:innen der chilenischen und der deutschen Regierung. Sie beauftragte zwei chilenische und zwei deutsche Expert:innen mit der Entwicklung eines
Gedenkstättenkonzepts. Dieses Konzept soll bei der Online-Veranstaltung vorgestellt und diskutiert werden.
mit:
Elke Gryglewski, Politologin, Geschäftsführerin der Stiftung
Niedersächsische Gedenkstätten und Leiterin der Gedenkstätte
Bergen-Belsen. Bis 2020 war sie stellvertretende Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz.
Elizabeth Lira, Psychologin, Dekanin der Fakultät für Psychologie der Universidad Alberto Hurtado in Santiago de Chile. Sie hat an
verschiedenen Kommissionen zur Aufarbeitung der
Menschenrechtsverletzungen der Pinochet-Diktatur mitgewirkt. 2017 wurde sie mit dem chilenischen Preis für Geistes- und Sozialwissenschaften ausgezeichnet.
Diego Matte, Rechtsanwalt, Leiter des Zentrums für Kunst- und Kultur der Universidad de Chile.
Jens-Christian Wagner, Historiker, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und Professor für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der Universität Jena.
Moderation: Jenny Pérez, Journalistin.
Die Veranstaltung findet in spanischer Sprache mit
Simultanverdolmetschung ins Deutsche über die Plattform Zoom statt. Um Anmeldung wird gebeten an: event@bergen-belsen.de