Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, Heft 64: Frauen in den Naturschutz- und Umweltbewegungen vom 19.-21. Jahrhundert – eine Spurensuche

Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, Heft 64: Frauen in den Naturschutz- und Umweltbewegungen vom 19.-21. Jahrhundert – eine Spurensuche

Veranstalter
Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung
Veranstaltungsort
Ort
Kassel
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.12.2012 -
Deadline
03.12.2012
Von
Laura Schibbe

Frauen in den Naturschutz- und Umweltbewegungen vom 19.-21. Jahrhundert – eine Spurensuche

Seit dem Beginn des 20. Jahrhundert werden zunehmend die „Umweltkosten“ deutlich, die Urbanisierung und Industrialisierung verursachten: ausgelaugte Böden, dreckiges Wasser, schlechte Luft. Im Zuge dieses Prozesses gewann aber auch die Idee, dass Natur und Umwelt, Flora und Fauna zu schützen seien, immer weiter an Kontur. Das 20. Jahrhundert wird deswegen auch als „Umweltzeitalter“ bezeichnet, eine Charakterisierung, die allem Anschein nach auch für das 21. Jahrhundert gelten kann. [Vgl. Melanie Arndt (2012): Umweltgeschichte, in: http://docupedia.de/zg/Umweltgeschichte.]

Aufgrund der negativen (Umwelt-)Auswirkungen und ihrer zeitgenössischen Wahrnehmung, gründeten sich bereits im 19. Jahrhundert Naturschutzvereinigungen mit verschiedenen Schwerpunkten, bei denen Frauen jedoch wenig vertreten und die vorhandenen Frauen wiederum kaum in Leitungsfunktionen zu finden waren. Das hatte verschiedene Gründe, die mit ihrer gesellschaftlichen Situation und dem herrschenden Rollenverständnis, das Frauen auf ein Betätigungsfeld in Haus und Familie beschränkte, zu tun hatten. Trotz der schwierigen Voraussetzungen waren Naturschützerinnen auch in der Pionierphase überall zu finden. Zu denken ist hierbei beispielsweise an Margarete Ida Boie (1880-1946), Schriftstellerin und tätig für den heute sogenannten „Sanften Tourismus"; Theda Behme (1877-1961), Journalistin und Fotografin, engagiert gegen die „Verunstaltung der Landschaft“; Margot Büttner (1900-1987), Mitbegründerin des 1922 gegründeten Volksbundes Naturschutz oder die englischen Tierversuchsgegnerinnen Nina Douglas Hamilton (1878-1951) und Louise Lind-af-Hageby (1878-1963), um nur einige wenige zu nennen. Vielen Aktivistinnen gelang es langfristig gesellschaftliche Themen zu besetzen, das Profil ganzer Bewegungen zu prägen und hierbei auch ideenreich für die eigene Emanzipation zu streiten. Beispielsweise brachten die Tierschützerinnen die eigene Unterdrückung als Frau argumentativ mit der Unterdrückung und Ausbeutung von Tieren in Versuchslaboren zusammen. Sie sahen einen Zusammenhang zwischen der Gewaltherrschaft männlicher Wissenschaftler über Tiere und der Dominanz von Männern über Frauen in einer patriarchal strukturierten Gesellschaft. Die eigene (feministische) Emanzipation stand dabei in Analogie zur tieremanzipatorischen Bewegung und wurde auch in den Frauenbewegungen diskutiert.

Mit der ökologischen Wende der 1970er Jahre wurden deutlich mehr Frauen aktiv als in den Organisationen des klassischen Naturschutzes. Da sich der Umweltbereich aber nicht aus den übrigen gesellschaftlichen Strukturen herauslösen lässt, wird hier eine Entwicklung deutlich, die sich auch in anderen gesellschaftlichen Segmenten offenbarte: Frauen hatten weiterhin keine Führungs- und Sprecherinnenpositionen. So stellt sich die Frage, welche Impulse und Themen die Frauengruppen der neuen Frauenbewegung innerhalb der Ökologiebewegungen besetzten konnten? Dabei haben die Naturschutz- und Umweltbewegungen weltweit immer wieder Frauen als wichtige Impuls- und Ideengeberinnen hervorgebracht, die weit über die nationalen Grenzen hinaus bekannt wurden, wie die amerikanische Biologin Rachel Carson (1907-1964), deren Forschungen die beginnende Umweltbewegung der 1960er Jahre maßgeblich beeinflusste. In der jeweils nationalen Bewegung der 1980er Jahre prominent und als Ideengeberinnen bedeutend, waren auch die beiden deutschen Atomgegnerinnen und Friedensaktivistinnen Petra Kelly (1947-1992) und Bärbel Bohley (1945-2010) oder die Australierin Helen Caldicott (*1938). Ähnlich wie für ihre Vorgängerinnen am Anfang des Jahrhunderts ließ sich für viele Aktivistinnen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Streiten für Natur, Umwelt und Frieden nicht von ihrem politischen Engagement für eine geschlechtergerechte Gesellschaft trennen.

Für das kommende Themenheft der Ariadne – Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte suchen wir Beiträge, die sich mit dem Engagement von Frauen in den Natur- und Umweltbewegungen vom ausgehenden 19. bis zum 21. Jahrhundert beschäftigen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, für welche Ziele sie eintraten, unter welchen Bedingungen es für Frauen möglich war, aktiv zu werden, bzw. gegen welche Widerstände sie sich behaupteten. Wie wurde die Verbindung von Natur- und Umweltschutz und Feminismus in den Frauenbewegungen diskutiert? Über welche Wege engagierten sie sich für die Natur- und Umweltbewegungen? Wir sind an Artikeln interessiert, die weibliches Engagement in Deutschland, Europa und darüber hinaus abbilden und die sich mit folgenden Themen beschäftigen können.

- Frauen als Aktivistinnen, Vereinsgründerinnen, Ideengeberinnen, Wissenschaftlerinnen und ihre heterogenen Wege in den verschiedenen Bewegungen, wie in der Wandervogel-, Naturfreunde-, Reform-, Naturschutz-, Umwelt-, Tierschutz-, Antiatomkraftbewegung und die soziale Praxis des Engagements in den unterschiedlichen Organisationen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis heute.
- Frauen als Impulsgeberinnen innerhalb der Frauenbewegungen zum Thema „Natur und Umwelt“. Wie sahen die ökologischen Debatten in den historischen und neuen Frauenbewegungen aus? Welche Verschränkungen und Verbindungen gab es zwischen Frauen- und Umweltbewegungen?
- Ideengeschichtlicher Beitrag zu Begriffsvorstellungen von „Natur und Umwelt“. Welche Ideen gab es in den Frauenbewegungen, lässt sich gar ein Wandel in der Beurteilung von Schutzwürdigkeit und Ressourcenschonung der „Natur“ ablesen? Wie haben sich Wahrnehmungen und Bewertungen von „Natur und Umwelt“ im Laufe des 20. Jahrhunderts gewandelt?
- Naturschutz und Geschlechterfrage in der (pädagogischen) Umweltbildung damals und heute.

Die Ariadne – Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte ist die Zeitschrift der Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung und erscheint zwei Mal im Jahr. Im Zentrum der Hefte stehen immer die (historischen) Frauenbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts und die mit diesen Bewegungen verbundenen Ideen, Theorien und Praxen. (Siehe www.addf-kassel.de unter „Publikationen“)

Wir freuen uns auf entsprechende Artikelvorschläge. Die einzelnen Beiträge sollten einen Umfang von ca. 30.000 bis 35.000 Zeichen, d.h. ca. 10-12 Manuskriptseiten haben. In Ausnahmefällen (zum Beispiel für einen einleitenden Artikel) kann von dieser Maßgabe abgesehen werden. Redaktionsschluss wird der 31.5.2013 sein, das Heft erscheint im November 2013.

Wenn Sie Interesse an der Abfassung eines Artikels haben, reichen Sie uns bitte bis zum 03.12.2012 ein aussagekräftiges Exposé (1-1½ Seiten) ein. Da sich die genaue inhaltliche Gestaltung des Heftes nach den eingehenden Exposés richtet, reichen Sie bitte auch Aufsatzideen ein, die am Rande des Themas zu liegen scheinen.

Sie können sich auch gerne direkt mit uns in Verbindung setzen, wir stehen Ihnen für weitere Informationen jederzeit zur Verfügung.
Redaktionsteam:
Laura Schibbe / Astrid Mignon Kirchhof
Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung
0561 - 989 36 70
Bitte richten Sie ihre Anfragen sowie ihre Exposés bis zum 03.12.2012 an:
schibbe@addf-kassel.de
astrid.m.kirchhof@geschichte.hu-berlin.de

Programm

Kontakt

Laura Schibbe

Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung, Gottschalkstraße 57, 34127 Kassel

0561 - 9893670
0561 -9893672
schibbe@addf-kassel.de

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