Zweite Generation

Zweite Generation

Veranstalter
Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V. (Geschäftsführer: Dr. Jost Rebentisch)
Veranstaltungsort
Jugendgästehaus Hauptbahnhof, Lehrter Straße 68, 10557 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.06.2015 - 16.06.2015
Deadline
01.05.2015
Von
Thorsten Fehlberg; Anke Wolf

Der Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V. plant für 2015 eine Konferenz zum Thema „Zweite Generation“. Die Kinder von Verfolgten des Nationalsozialismus haben sich bislang hauptsächlich um die Sorgen und Nöte ihrer Eltern gekümmert. In den letzten Jahren haben sie sich allerdings zunehmend ihren eigenen Bedürfnissen zugewendet. Dass es nicht ausschließlich um die Kinder der NS-Verfolgten gehen kann, ist naheliegend, weil auch diese bereits wieder Kinder haben.
Die Konferenz soll einerseits dazu beitragen, die Bedürfnisse der Folgegenerationen zu formulieren und andererseits, den Erfahrungsschatz, den sie im Umgang mit der Elterngeneration gewonnen hat, zu erhalten. Ziel der Konferenz ist auch die Vernetzung von Expertinnen und Experten, die sich mit Belangen der Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialismus auseinandersetzen.

SOZIALE ARBEIT
Im Fokus dieses Panels steht die soziale Situation der Nachkommen. Die Frage, ob Projekte, die für die Elterngeneration entwickelt wurden, auch für die „Zweite Generation“ angewendet werden können, wird in diesem Panel beleuchtet. Dazu werden Projekte vorgestellt, die bereits für die „Zweite Generation“ umgesetzt werden. Welche Unterschiede in der Umsetzung von Projekten wie den Erzähl- und Begegnungscafés sowie dem Zeitzeugen-Theater zu berücksichtigen sind, wenn diese für die Nachkommen der NS-Verfolgten Anwendung finden, soll dabei Berücksichtigung finden. Bezogen auf die Nachkommen der NS-Verfolgten müssen auch die Forschungsdefizite in der Sozialen Arbeit und Möglichkeiten diese zu überwinden aufgezeigt werden.

PSYCHISCHE GESUNDHEIT

Der zweite Themenblock dient dem Austausch aktueller Forschungsergebnisse, die sich mit der psychischen Gesundheit der „Zweiten Generation“ befassen. Zu berücksichtigen ist dabei, inwieweit das Thema Übertragung von Trauma in Fachkreisen, in der Medizin und an Hochschulen präsent ist. Dabei werden auch Berichte aus der Beratungspraxis eine Rolle spielen.
Die Kinder der Überlebenden waren durch das Verhalten ihrer Eltern unmittelbar von deren Traumatisierung betroffen. Die Vergangenheit der Eltern beeinflusste deren Erziehung und somit das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. Auch die Beziehung zur Enkelgeneration ist von diesem Verhältnis beeinflusst. Zudem legen Forschungsergebnisse der Epigenetik nahe, dass eine Vererbung von Traumata auch ohne Veränderung der DNA möglich ist.

GESELLSCHAFTSPOLITISCHE TEILHABE

Der dritte Bereich zielt auf die Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe der „Zweiten Generation“. Beleuchtet wird, wie Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialismus an öffentlicher Gedenkstättenpolitik mitwirken können.
Viele Nachkommen erleben heute Anfeindungen, die ihnen aufgrund rassistischer Zuschreibungen widerfahren. Gleichzeitig leben sie mit dem Wissen darüber, wozu rassistische Anfeindungen in der Generation ihrer Eltern geführt haben. Um das Ausmaß der politischen Teilhabe der Nachkommen einschätzen zu können, ist folglich der aktuelle Schutz vor Diskriminierung ein relevantes Thema, das bei der Konferenz Berücksichtigung finden wird.

Die Konferenz versucht den Schritt die verschiedenen Bereiche zusammenzubringen und geht davon aus, dass die drei Themengebiete auch gemeinsam besprochen werden sollten, um den Bedürfnissen der „Zweiten Generation“ gerecht zu werden.

Link zur Veranstaltung: http://www.nsberatung.de/index.php/de/konferenz

Programm

Montag, 15.06.2015

08:30
Registrierung

09:30
Eröffnung der Konferenz
durch den Veranstalter und die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ)

10:00
Workshop-Phase 1, inklusive Kaffeepause

(01) Dr. Silvio Peritore, Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma
Der nationalsozialistische Völkermord im Familiengedächtnis der Sinti und Roma

(02) Noemi Staszewski, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V.
Lernen aus den Erfahrungen anderer - Chance oder Bürde?

(03) Jeanine Bochat und Gabi Mehmel, Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V.
Kinder von KZ-Häftlingen - eine vergessene Generation

(04) Andreas Pretzel, Humboldt-Universität zu Berlin
Familiengeheimnisse

(05) Miriam V. Spiegel, selbstständige Paar- und Familientherapeutin in eigener Praxis
Opferneid, Wut, Trauer, Scham- und Schuldgefühle: emotionale Konflikte der "Zweiten Generation"

(06) Elisabeth Kahl, Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V.
Begegnungscafé für Nachkommen von NS-Verfolgten

13:00
Mittagessen

15:00
Workshop-Phase 2, inklusive Kaffeepause

(07) Christa Bröcher und Klara Tuchscherer, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
Einblick in die Arbeit der "Kinder des Widerstands"

(08) Maggi Gad, JDC-Eshel
Testimony Theater as a model for treating second generation of holocaust survivors

(09) Christoph Heubner, Internationales Auschwitz Komitee
"Beschreibung folgt"

(10) Prof. Dr. Doron Kiesel, Fachhochschule Erfurt
Soziale Arbeit mit Angehörigen von NS-Verfolgten und Shoah-Überlebenden

(11) Prof. Dr. Susanne Guski-Leinwand, Fachhochschule Dortmund
Beratungsansätze für die "Zweite Generation": Ressourcenaktivierung und Selbstwirksamkeitsüberzeugung fördern

(12) Jelena Wachowski, Juristin
Beratung von Rechtsnachfolgern der Verfolgten zur Restitution nach den Washingtoner Prinzipien

18:00
Eröffnung der offenen Veranstaltungen
durch Frau Staatssekretärin Hella Dunger-Löper

18:15
Lesung und Gespräch
Autorin: Sabine Kray - Roman: "Diamanten Eddie"

19:45
Abendveranstaltung mit gemeinsamen Abendessen

Dienstag, 16.06.2015

08:30
Registrierung

09:00
Vortrag und Diskussion

Prof. Dr. Micha Brumlik, Zentrum Jüdische Studien
Die kulturwissenschaftliche Kategorie des "Postmemory"

10:30
Workshop-Phase 3, inklusive Kaffeepause

(13) Dr. Natan P. F. Kellermann, AMCHA
Erklärung der Übertragung von Traumata mithilfe der Epigenetik

(14) Prof. Dr. Friedhelm Boll, Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.
Wie sehen Angehörige der "Zweiten Generation" ihre Eltern? Methodische Probleme und Handreichungen im Umgang mit Zeugnissen der "Zweiten Generation"

(15) Dr. Oliver von Wrochem, KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Transgenerationale Weitergabe der Erinnerungen. Zur Arbeit mit Angehörigen von NS-Verfolgten an Gedenkstätten

(16) Michael Teupen, Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V.
Die Praxis von Anerkennung und Entschädigung

(17) Dr. Dorothee Haßkamp, Amnesty International
Menschenrechte nutzen - Rassismus sichtbar machen

(18) Alexander Bakalejnik, Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V.; Petra Hörig, Angehörige der "Zweiten Generation"; Ricardo Lenzi Laubinger, Sinti-Union Hessen e.V.

Biographische Einblicke: Prägung durch die Zugehörigkeit zur "Zweiten Generation"

13:15
Mittagessen

15:15
Podiumsdiskussion

Moderation: Martin Krauß, Jüdische Allgemeine
Teilnehmer/innen: Petra Hörig, MdB Ulla Jelpke, Prof. Dr. Doron Kiesel, Dr. Silvio Peritore, Dr. Jost Rebentisch

16:45
Verabschiedung und Ende der Veranstaltung

Anmeldeformulare und Programm unter: http://www.nsberatung.de/index.php/de/konferenz

Kontakt

Thorsten Fehlberg

Genovevastr. 72
51063 Köln
0221 179 294 15
0221 179 294 29
fehlberg@nsberatung.de

http://www.nsberatung.de/index.php/de/
Redaktion
Veröffentlicht am