PERIPHERIE. Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt 2/2016

PERIPHERIE. Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt 2/2016

Veranstalter
PERIPHERIE
Veranstaltungsort
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.12.2015 -
Deadline
23.12.2015
Von
Korbmacher, Michael

Gewerkschaften zwischen Krise und Erneuerung: globale Erfahrungen und Perspektiven (Arbeitstitel)

Call for Papers, PERIPHERIE, Ausgabe 142/143 (erscheint August 2016)

Gewerkschaften stehen weltweit vor ähnlichen Herausforderungen: Mitgliederverluste, die Schwächung ihrer betrieblichen Verankerung, der Rückgang kollektivvertraglicher Regelungen, die Erosion ihres politisch-institutionellen Einflusses, das Entstehen von Parallel und Konkurrenzorganisationen. Eine Folge dieser Entwicklungen ist vielfach die Schwächung der Position der abhängig Beschäftigten gegenüber den Kapitalbesitzenden. Aufgrund eines geringeren Industrialisierungsgrades erfassten im Globalen Süden gewerkschaftliche Organisierung und deren sozialstaatlich-korporativistische Einbindung häufig weitaus kleinere Sektoren der arbeitenden Bevölkerung, als dies in Europa der Fall war. Dennoch spielten und spielen Gewerkschaften eine wichtige Rolle in sozialen und politischen Veränderungsprozessen. Es gibt Versuche staatlicher Kooptation, wie beispielsweise in Südafrika, aber auch Gegenbewegungen innerhalb der Gewerkschaftsbewegung. Trotz mancher Unterschiede weisen die oben genannten Prozesse weltweit große Ähnlichkeit auf. Vielfach wird die Krise der Gewerkschaften daher als Ausdruck einer annähernd globalen Dominanz neoliberaler politischer Konzepte interpretiert.

Jedoch sind seit einigen Jahren auch gegenläufige Entwicklungen zu verzeichnen: In einigen lateinamerikanischen Staaten, etwa in Argentinien, gaben Mitte-Links-Regierungen den Systemen nationaler Tarifverhandlungen neuen Aufschwung. Weltweit organisieren sich immer mehr Arbeiter_innen, die in durch Gewerkschaften schlecht oder gar nicht erreichten Sektoren beschäftigt sind, und Migrant_innen jenseits traditioneller gewerkschaftlicher Strukturen. Sie dehnen zugleich ihre Aktivitäten thematisch, räumlich und personell zu "community unionism" oder "social movement unionism" aus. In vielen Fällen haben sich transnationale, multilokale und Süd-Süd-Kooperationen entwickelt -- zwischen gewerkschaftlichen Strukturen oder zwischen Arbeiter_innen-Organisationen, die nicht entlang der institutionalisierten, gewerkschaftlichen Logiken verlaufen. So arbeiten Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und Basisinitiativen ebenen-übergreifend in Kampagnen, Allianzen und Netzwerken zusammen, etwa in der Clean Clothes Campaign oder den aktuellen Protesten gegen TTIP.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen befasst sich die PERIPHERIE Nr. 142/143 mit dem Stand der Gewerkschaftsbewegung zwischen Krise und Erneuerung, auf globaler Ebene ebenso wie in unterschiedlichen nationalen und lokalen Kontexten. Wir freuen uns über Beiträge, die -- vorrangig auf Grundlage eigener empirischer Studien -- Antworten etwa auf folgende Fragen geben:

- Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede weisen die Entwicklungen und Herausforderungen gewerkschaftlicher Organisationen in unterschiedlichen Kontexten auf? Welche übergreifenden Ursachen lassen sich identifizieren?

- Wo gibt es Beispiele erfolgreicher gewerkschaftlicher Erneuerungsbemühungen? Welche Bedingungen und Prozesse erklären diese Erfolge?

- Ist angesichts ähnlicher Problemlagen ein wechselseitiges (Organisations )Lernen über national spezifische Kontexte hinweg möglich? Inwiefern können Gewerkschaften im Globalen Norden auf Erfolge ihrer Schwesterorganisationen im Süden Bezug nehmen und umgekehrt?

- Welche alten und neuen Formen der Unterdrückung, Spaltung und Delegitimierung der Arbeiter_innen-Organisationen lassen sich beobachten? Welche Strategien entwickeln Gewerkschaften und Arbeiter_innen, um ihnen zu begegnen?

- Gibt es Tendenzen seitens der Gewerkschaftsbewegungen, sich aus tradierten Verbindungen mit politischen Strömungen und Parteien zu lösen? In welchem Zusammenhang stehen solche Ablösungsprozesse mit gewerkschaftlicher Krise und Erneuerung?

- Wie verhalten sich quasi-gewerkschaftliche Organisierung außerhalb von Gewerkschaften (Selbsthilfeorganisationen, Nichtregierungsorganisationen usw.) und Gewerkschaften zueinander? Ergeben sich aus diesen Organisierungserfahrungen Veränderungen von Gewerkschaften?

- Wie breit oder eng werden Arbeitsrechte in gewerkschaftlichen Erneuerungsprozessen gefasst? Wie werden spezifische Interessen beispielsweise von Frauen oder Migrant_innen explizit berücksichtigt?

- Welche neuen multilokalen oder transnationalen Kooperationsformen (Nord-Süd, Süd-Süd) lassen sich beobachten? Wie sind in diesen Kooperationen Ressourcen verteilt?

- Wie können gewerkschaftliche Organisation und Kämpfe zur Durchsetzung globaler Gerechtigkeit beitragen?

Die Redaktion freut sich über Manuskripte bis zum 23. 12. 2015. Angebote, die aus Sicht der Redaktion geeignet sind, werden zur anonymen Begutachtung durch mindestens zwei externe Gutachter_innen weitergeleitet. Manuskripte, Rücksprachen zu möglichen Beiträgen und weitere Fragen bitte an info@zeitschrift-peripherie.de.

Programm

Kontakt

Michael Korbmacher

PERIPHERIE
Stephanweg 24, 48155 Münster

info@zeitschrift-peripherie.de

http://www.zeitschrift-peripherie.de/