ANHALT[ER]KENNTNISSE. Wolfgang von Anhalt (1492–1566). Fürst und Bekenner

ANHALT[ER]KENNTNISSE. Wolfgang von Anhalt (1492–1566). Fürst und Bekenner

Veranstalter
Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt e.V., Evangelische Landeskirche Anhalts, Kirchengemeinde St. Bartholomäi Zerbst.
Veranstaltungsort
Ort
Zerbst
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.03.2016 - 24.03.2016
Von
Brademann, Jan

Am 23. März 2016 wiederholt sich der Todestag des Fürsten Wolfgang von Anhalt (1492–1566) zum 450. Mal. Wolfgang kann als eine zentrale Figur der mitteldeutschen Erinnerungskultur des 19. Jahrhunderts gelten, doch seither ist er im öffentlichen Gedächtnis wie in der Forschung weit zurückgetreten. Aus drei Gründen erscheint es erstrebenswert, dies zu ändern:

Erstens zu nennen ist Wolfgangs frühes Bekenntnis zur reformatorischen Botschaft seit 1524 – trotz machtpolitischer Schwäche als „kleiner“ Fürst und obwohl seine Verwandten und mächtige benachbarte Fürsten bis in die 1530er und 1540er Jahre im altgläubigen Lager verharrten. Wolfgang hatte am Reichstag zu Worms 1521 teilgenommen und war dort Luther begegnet. 1526 wurde er Gründungsmitglied des Torgauer Bundes. Schließlich gehörte er zu den protestierenden Reichsständen in Speyer 1529 sowie den Unterzeichnern der Confessio Augustana 1530. In Anhalt, wo die Reformation wie anderswo zuerst in den Städten Widerhall fand, war Wolfgang auf Seiten der Fürsten seit etwa 1524 ihr erster Beförderer.

Zweites Argument ist das Profil des späten Wolfgang als Zeitzeugen der Reformation. Er, der 1547 sein Fürstentum verlor und längere Zeit im Exil verbrachte, repräsentierte noch zwanzig Jahre nach Luthers Tod (1546) die erste Generation der reformatorischen Reichsfürsten. Dies war eine Zeit, in der sich der Protestantismus schon begann, auszudifferenzieren. Wolfgang kann somit als Bindeglied zwischen der Wittenberger und der späteren reformierten Tradition des Fürstentums Anhalts angesehen werden.

Drittens sind Wolfgangs Bemühungen zu nennen, sich im Kontext der Reformation der Nachwelt in Erinnerung zu halten. Man denke an den Wolfgangbau des Bernburger Schlosses mit seinen Runderkern, den Leuchten, und die Gemälde Lucas Cranachs des Jüngeren in der Zerbster Kirche St. Bartholomäi, seiner Grablege, die er in seinen letzten Lebensjahren baulich umgestalten ließ.

Für die Tagung zentral ist die Frage, wie es ein „kleiner“ Fürst vermochte, im Rahmen der Umbruchsituation der Reformation Politik und Religion miteinander zu verbinden: Neben einer fundamentalen religiösen Reform brachte die Entscheidung für die Reformation eine strukturelle wie kulturelle Stabilisierungsleistung für die Dynastie der Askanier und das kleine, existenziell bedroht gewesene Anhalt. Beide Entwicklungen waren nicht vorhersehbar, sondern mit Risiken, Brüchen und Rückschlägen verbunden.

Die einzelnen Beiträge der Tagung blicken aus verschiedenen Perspektiven auf das Handeln des Fürsten und versuchen dabei, klassische Fragestellungen der Politik-, Kirchen- und Sozialgeschichte hochadeligen Handelns in der Reformation mit kulturgeschichtlichen Methoden zu kombinieren. Zudem wird über einen Abendvortrag und eine Podiumsdiskussion versucht, den Bogen zu aktuellen gesellschaftlichen Problemlagen der Gegenwart zu schlagen.

Programm

Mittwoch, 23. März 2016

10.00 – 10.30 Uhr
Direktor Friedrich Kramer/OKR Dr. Rainer Rausch/Pfr. Albrecht Lindemann/Dr. Jan Brademann
Begrüßung und Einführung in das Thema

10.30 – 11.15 Uhr
Prof. Armin Kohnle, Leipzig
Wolfgang und die erste Generation der Reformationsfürsten: Herausforderungen und Profil

11.15 – 12.00 Uhr
Dr. Michael Thomas, Magdeburg
Wolfgangs Reichsacht, Exil und Wiedereinsetzung

12.00 – 13.30 Uhr
Mittagspause

13.30 – 14.15 Uhr
Prof. Dr. Michael Hecht, Münster
Frömmigkeit oder politisches Kalkül? Heraldik und Herrschaftsrepräsentation im Kirchenraum

14.15 – 15.00 Uhr
Dr. Gerrit Deutschländer, Halle (Saale)
Evangelische Einigkeit? Zum Problem von Reformation und Dynastie

15.00 – 15.30 Uhr
Kaffeepause

15.30 – 16.15 Uhr
Hannes Lemke, M.A., Zerbst, und Nadine Willing-Stritzke, Dessau-Roßlau
Wolfgang, „Legat Gottes“ (Luther) – eine Quellenschau

16.15 – 17.00 Uhr
Dr. Jan Brademann, Dessau-Roßlau
Facetten der Erinnerung an Wolfgang von Anhalt

17.30 – 18.30 Uhr
Abendessen

19.00 – 20.30 Uhr
Prof. Dr. Gerhard Robbers, Minister der Justiz und für Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz
Prinzipien, Interessen, Sachzwänge: Wie macht man Politik bei starkem Gegenwind?

Ab 20.30 Uhr
Geistlicher Abendimpuls und Abendausklang

Donnerstag, 24. März 2016

ab 9.00 Uhr Morgenandacht

9.15 – 11.00 Uhr
Die Referentin und Referenten sowie Andreas Dittmann, Bürgermeister von Zerbst
Moderation: Pfr. Albrecht Lindemann, Zerbst
450 Jahre nach Wolfgang – weltanschauliche Neutralität des Staates und individuelle Religiosität als Herausforderungen politischen Handelns. Abschlusspodium und Diskussionsrunde

11.00 – 11.15 Uhr
Kaffeepause

11.15 – 12.15 Uhr
Hannes Lemke, M.A., Zerbst
Präsentation der Wanderausstellung „Wolfgang von Anhalt (1492–1566): Fürst und Bekenner“

12.15 Uhr
Verabschiedung, Reisesegen und Ende der Tagung

Kontakt

Dr. Jan Brademann (Archiv der Evangelischen Landeskirche Anhalts)

jan.brademann@kircheanhalt.de

http://ev-akademie-wittenberg.de/sites/default/files/downloads/2016_117_homepage.pdf
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