Ost-West-Konflikt im europäischen Kommunismus – internationaler Workshop anlässlich des 40. Jahrestags der letzten europäischen Kommunistenkonferenz in Ost-Berlin 1976

Ost-West-Konflikt im europäischen Kommunismus – internationaler Workshop anlässlich des 40. Jahrestags der letzten europäischen Kommunistenkonferenz in Ost-Berlin 1976

Veranstalter
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur; Centre Marc Bloch Berlin; INZ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Veranstaltungsort
Centre Marc Bloch, Friedrichstraße 191, 10117 Berlin, 3. Stock, Georg-Simmel-Saal
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.06.2016 - 24.06.2016
Von
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Am 29. und 30. Juni 1976 fand in Ost-Berlin letztmals eine „Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien Europas“ statt. Das sowjetorientierte Lager wollte mit der Konferenz in der Hauptstadt der DDR eine Spaltung der kommunistischen Bewegung Europas verhindern. Die Gefahr eines solchen Schismas war im Zuge des nach der gewaltsamen Niederschlagung des „Prager Frühlings“ entstandenen Eurokommunismus und eigenständiger Wege einiger osteuropäischer KPs (v.a. der jugoslawischen und der rumänischen) offensichtlich geworden. Vor dem Hintergrund des hohen Wahlergebnisses der italienischen Kommunisten bei den Parlamentswahlen neun Tage vor Beginn der Konferenz standen insbesondere die dem Eurokommunismus zugerechneten Parteien im Fokus des öffentlichen Interesses. Deren Ablehnung einer sowjetischen Bevormundung trug maßgeblich dazu bei, dass die KPdSU keine Dominanz mehr über die kommunistische Bewegung Europas ausüben konnte. Gleichzeitig nährten sie bei zahlreichen Linken in West und Ost die Hoffnung auf die Entstehung eines demokratischen Kommunismus. Die Konferenz von 1976 markiert daher einen Wendepunkt in der Geschichte der kommunistischen Bewegung Europas, die in den Folgejahren durch einen eigenen Ost-West-Konflikt zwischen eurokommunistischen Reformern und sowjettreuen Konservativen geprägt wurde.

Die Konferenz ist zeithistorisch bislang nur in geringem Maße untersucht worden. Aktuell liegen lediglich zeitgenössische, meist journalistische oder politologische Beschreibungen der Konferenz vor. Eine umfassend quellengestützte und multiarchivarische Analyse steht noch aus. Anlässlich des 40. Jahrestags dieser Konferenz wird daher ein internationaler Workshop in Berlin den Stand der Forschung zusammentragen und sich neuen Forschungsperspektiven zuwenden. Dabei stehen die Verortung der Konferenz in der Geschichte der kommunistischen Großkonferenzen, ihre Einbettung in die Globalgeschichte der 1970er-Jahre, die Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Konferenz, ihre Wahrnehmung durch Parteien, Regierungen und Nachrichtendienste in Ost und West sowie insbesondere durch die ostdeutsche Gesellschaft im Mittelpunkt.

Programm

Donnerstag, 23. Juni 2016
15:00 Uhr
Empfang der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

15:30 Uhr
Begrüßung
Thomas Lindenberger (ZZF Potsdam)
Nikolas Dörr (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Emmanuel Droit (Centre Marc Bloch Berlin)

16:00 Uhr – 17:00 Uhr
Panel 1: Die Ostberliner Konferenz im Zeitalter des Kalten Krieges
Chair: Thomas Lindenberger (ZZF Potsdam)
Maximilian Graf (Universität Wien): Die Geschichte kommunistischer Großkonferenzen
Nikolas Dörr (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur): „A damage limiting operation“ – Die 1976er-Konferenz in der Analyse von westlichen Nachrichtendiensten und Parteien

17:00 Uhr – 18:00 Uhr
Panel 2: Die westeuropäischen KPs und die Herausforderung der Autonomie
Chair: Emmanuel Droit (Centre Marc Bloch)
Francesco Di Palma (FU Berlin): Mittler zwischen den Blöcken? Der italienische und der französische Kommunismus in den 1970er Jahren
Carla Reitter (Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität, Frankfurt/Main): Der. 22. Parteitag des PCF 1976 – ein Kongress im Zeichen des Eurokommunismus?

Ab 18:00 Uhr Abendessen

Freitag, 24. Juni 2016
10:00 Uhr – 13:30 Uhr
Panel 3: Der Ostblock: Zwischen Einheit und Diversität
Chair: Nikolas Dörr (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)
Karlo Ruzicic-Kessler (Wien): Teilnehmen oder nicht? Der Bund der Kommunisten Jugoslawiens und die Berliner Konferenz 1976
Gábor Szilágyi (Amt des Nationalen Gedächtnis-Komitees, Budapest): „Herrgott noch mal, dann soll es blau-weiß-rot sein, […] wenn’s nur ein Sozialismus ist!” – Die USAP und die Berliner Konferenz 1976
Tom Junes (Human and Social Studies Foundation Sofia): From Kite-flying to Attack Dog: The Bulgarian Communist Party and the 1976 Conference of Communist and Workers Parties in Europe
Miroslav Šepták (Nationalarchiv Prag): Die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei und die Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien Europas im Jahr 1976

Mittagspause: Catering im Centre Marc Bloch

15:30 Uhr – 17:00 Uhr
Panel 4: Die Reaktion von Dissidenten auf die Konferenz
Chair: Emmanuel Droit (Centre Marc Bloch)
Martina Metzger (Martinsried): Die letzte europäische Kommunistenkonferenz 1976 und ihre Auswirkungen auf die Dissidenten in der DDR: Reaktionen von Robert Havemann und Rudolf Bahro
Maximilian Graf (Universität Wien): Westeuropäische Dissidenz: Das Beispiel Franz Marek

17:00 Uhr – 17:30 Uhr
Abschlussbemerkungen: Thomas Lindenberger (ZZF Potsdam)

17:30 Uhr – 18:00 Uhr
Abschlussdiskussion

Ab 18:00 Uhr Abendessen

Kontakt

Nikolas Dörr

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Kronenstraße 5, 10117 Berlin

n.doerr@bundesstiftung-aufarbeitung.de

http://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/schwerpunkt-quot%3Bkommunismusgeschichte-quot%3B-4122.html?id=2855
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Englisch, Deutsch
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