Heroische Kollektive. Zwischen Norm und Exzeptionalität

Heroische Kollektive. Zwischen Norm und Exzeptionalität

Veranstalter
Integriertes Graduiertenkolleg des SFB 948 "Helden - Heroisierungen - Heroismen"
Veranstaltungsort
Ort
Freiburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.09.2018 -
Deadline
30.09.2018
Von
Ulrike Zimmermann

Call for Articles für ein Sonderheft des E-Journals helden. heroes. héros.

Heroische Kollektive. Zwischen Norm und Exzeptionalität

Helden und Heldinnen werden in der Regel als Einzelfiguren dargestellt. Als Verkörperung des Außeralltäglichen überstrahlen sie das Kollektiv, aus dem sie hervorgehen und sind gleichzeitig von diesem abhängig, denn nur vor dem Hintergrund der gleichförmigen Vielen kann ein außerordentlicher Held in Erscheinung treten. Doch häufig begegnen uns Phänomene, die diese Annahme von der Singularität heroischer Figuren scheinbar herausfordern: Von den Spartiaten an den Thermopylen über die Kreuzfahrer bis zur Arbeiterklasse finden sich in der Geschichte immer wieder heroische Kollektive, die eben nicht aus dem Zusammenschluss einzelner, nach wie vor aus einer Menge herausragender Heldenfiguren bestehen, sondern denen erst durch ihre Gemeinsamkeit heroische Qualitäten zugesprochen werden.
Heroisierungen werfen Fragen nach Ordnungen auf, mit denen sie in einem ambivalenten Wechselverhältnis stehen. Dabei wird epochenspezifisch nicht nur das Verhältnis von Individuen zur Gruppe verhandelt, sondern auch die Vorstellungen vom gemeinschaftlichen Zusammenleben. Die meisten antiken Quellen zu Sparta stammen aus den Federn attischer Autoren, die über utopische bzw. dystopische Überzeichnung der spartanischen Polis ihre persönliche Haltung gegenüber der attischen Demokratie zum Ausdruck brachten. Der Aufruf Papst Urbans II. schuf die Idee einer christlichen Verbundenheit, die sich über die Standesgrenzen aller Kreuzfahrer hinwegsetzte. Im Narrativ der Arbeiterklasse steckt ein Gegenentwurf zu Individualitäts- und Gemeinschaftsrealitäten, die durch kapitalistische Produktionsverhältnisse geprägt sind.
Heroisierungen solcher Kollektive verweisen auf das komplexe Spannungsfeld zwischen Norm und Außerordentlichkeit. Während individuelle Figuren oftmals gerade wegen ihres besonderen Verhältnisses zu herrschenden Ordnungen als Helden gelten können (z.B. durch transgressives Verhalten und demonstrative Autonomie gegenüber den bestehenden Verhältnissen), setzen Kollektive ihre ganz eigene Ordnung. Sie gestalten somit Norm- und Exzeptionalitätsdiskurse neu und haben in demselben Sinne auch das Potenzial, gängige Muster und Denkfiguren des Heroischen in verschiedenen Epochen und Kontexten in Frage zu stellen.
Aus dieser spezifischen Konstellation ergeben sich Fragen an das Phänomen des heroischen Kollektivs, denen das Sonderheft "Heroische Kollektive. Zwischen Norm und Exzeptionalität" des E-Journals des Sonderforschungsbereichs 948 "Helden – Heroisierung – Heroismen" nachgehen möchte:
Lassen sich Kontexte historischer, kultureller oder ideologischer Art identifizieren, die das Aufkommen heroischer Kollektive erwartbar machen oder bedingen? Wenn das Phänomen des Helden auf das ambivalente Wechselspiel von Grenzziehungsprozessen und Transgressivität verweist, wie verhalten sich hierzu heroische Kollektive?
Wie werden heroische Kollektive narrativ konstruiert und medial vermittelt? Insbesondere: Mit welchen diskursiven Strategien wird das auf Singularität verweisende Phänomen des Heroischen auf Kollektive übertragbar gemacht? Gibt es Wechselwirkungen zwischen der Etablierung neuer Medien und den Vorstellungen von heroischen Kollektiven?
In welchem Wechselverhältnis stehen Heroisierungen von Kollektiven und Diskurse des Heroischen? Prägen sie neue Heroismen? Weichen sie klassische Vorstellungen von Helden auf? Oder hat die Kollektivierung des Heldentums das Potenzial, die affektive und appellative Kraft des Heroischen auszuweiten?

Abstracts aus den Geistes- und Sozialwissenschaften im Umfang von maximal 300 Wörtern sowie eine kurze biographische Notiz sind bis zum 30. September 2018 einzureichen an Vera Marstaller, Kelly Minelli und Stefan Schubert unter
vielehelden@sfb948.uni-freiburg.de

Für jeden im E-Journal veröffentlichten Beitrag werden je 40.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen, mit Endnoten und Literaturangaben) zur Verfügung stehen. Beitragssprachen sind Deutsch und Englisch.

Programm

Kontakt

Vera Marstaller, Kelly Minelli, Stefan Schubert

vielehelden@sfb948.uni-freiburg.de

http://www.sfb948.uni-freiburg.de
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Englisch, Deutsch
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