Edition und Kommentar. Aufbau und Vermittlung von kontextualisierenden Inhalten

Edition und Kommentar. Aufbau und Vermittlung von kontextualisierenden Inhalten

Veranstalter
Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden
Veranstaltungsort
Hauptstaatsarchiv Dresden
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
08.06.2020 - 10.06.2020
Deadline
30.08.2019
Von
Jens Klingner / Christian Schuffels

Editionen sind unentbehrliche Bausteine einer auf Wissenschaftlichkeit bedachten Geschichtsforschung. Wegen ihres hohen Aufwandes müssen grundsätzliche Entscheidungen bereits vor Beginn der Arbeit getroffen werden. So ist etwa festzulegen, ob die Quellen als Faksimile-Ausgabe, als Transkription, in Regestenform oder als historisch-kritische Edition zugänglich gemacht werden sollen. Neben textkritischen und überlieferungsgeschichtlichen Problemen stellt sich vor allem die Frage, ob und wie tiefgehend der Editionstext inhaltlich zu kommentieren ist. Die Bandbreite reicht dabei von völlig unkommentierten Textwiedergaben bis hin zu umfänglichen Kommentaren, die sich auf Vorbemerkung, zusammenfassende Einleitung, Kopfregest, Stellenerläuterung und textkritischen Apparat verteilen können. Durch Open Access und das World Wilde Web sind entsprechende Quellenpublikationen darüber hinaus einem größeren Publikum und neuen Nutzergruppen zugänglich; infolgedessen müssen Aufbau und Zuschnitt ihrer erläuternden Kommentare den modernen Ansprüchen angepasst werden.

Die Tagung verfolgt zwei Ziele: Zum einen soll sie die Konzeption, den Aufbau und die Kommentierung von heutigen Quellenausgaben methodisch reflektieren und dabei insbesondere das Verhältnis von Editionstext und Kommentar sowie die arbeitsökonomischen und finanziellen Aspekte von entsprechenden Vorhaben diskutieren. In diesem Themenfeld könnte unter anderem gefragt werden:

a) Wann sind (auch unter dem Gesichtspunkt der Kosten und des Aufwandes) der Abdruck bloßer Transkriptionen, wann regestenartige Aufarbeitungen, wann Auswahleditionen, wann Volltexteditionen geboten?
b) Welche entstehungs-, quellen- oder wirkungsgeschichtlichen Informationen sollte die Editorin bzw. der Editor sinnvollerweise vermitteln?
c) Wo endet die notwendige Erklärung einer Quellenstelle und wo beginnt ihre inhaltliche Interpretation?
d) Wie können Zeitaufwand und Ertrag bei der Erstellung einer Quellenausgabe in ein sinnvolles Verhältnis zueinander gebracht werden?

Zum anderen möchte die Tagung die unterschiedlichen Nutzergruppen in den Blick nehmen: das wissenschaftliche Publikum ebenso wie die Interessierten, die der Weg über Suchmaschinen mehr oder weniger zufällig zu online veröffentlichten Quellenausgaben führt. Zentrale Fragen in diesem Themenbereich sind unter anderem:

a) Welche Rolle spielen nicht intendierte Nutzergruppen bei der Planung des Projektes und beim Zuschnitt der notwendigen Erläuterungen?
b) Wie müssen die kommentierenden und kontextualisierenden Inhalte didaktisch sinnvoll aufbereitet werden, um sie den Nutzerinnen und Nutzern, auch aus einer breiten Öffentlichkeit, profund zu vermitteln?
c) Welche Erfahrungen wurden mit unterschiedlichen Nutzergruppen gemacht? Lesen zum Beispiel die Besucherinnen und Besucher mit kurzer Verweildauer auf den Internetseiten überhaupt ausführliche Erläuterungen? Oder erwarten sie nicht vielmehr die Beschränkung auf kurze Basisinformationen?
d) Findet ein Austausch mit den Nutzerinnen und Nutzern statt? Wie wirken sich die Rückmeldungen auf die Projektarbeit aus bzw. fließen diese in das Projekt ein?

Die Tagung ist interdisziplinär ausgerichtet und möchte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ansprechen, die sich vorwiegend mit amtlichem Schriftgut vom 13. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts beschäftigen, insbesondere mit Urkunden und Briefen, und die sich – sei es als Bearbeiterin bzw. Bearbeiter einer Quellenausgabe, sei es als Nutzerin oder Nutzer einer Edition – mit den skizzierten Problemen beschäftigt haben oder aktuell auseinandersetzen. Anregungen aus den historischen Nachbardisziplinen sind ausdrücklich willkommen. Vorgesehen sind Beiträge, die anhand konkreter Beispiele die genannten Themenfelder kritisch reflektieren. Die Umsetzung neuer technischer Möglichkeiten der computergestützten Editionsphilologie sollte nicht im Mittelpunkt der Debatte stehen, kann in den Vorträgen aber unter dem Gesichtspunkt der anwendungsorientierten Vermittlung von Quellen berücksichtigt werden. Von reinen Projektvorstellungen bitten wir dagegen abzusehen. Die Beiträge dürfen max. 25 Minuten keinesfalls überschreiten. Reise- und Übernachtungskosten werden übernommen.

Bitte richten Sie Ihre Vorschläge in Form eines Abstracts (max. zwei Seiten) unter Beifügung einer Kurzvita bis zum 30. August 2019 an tagung@isgv.de.

Programm

Kontakt

Jens Klingner
Zellescher Weg 17
01069 Dresden
0351 4361635

j.klingner@isgv.de

http://www.isgv.de