Herzog-Ernst-Stipendien (Forschungsbibliothek Gotha)

Herzog-Ernst-Stipendien (Forschungsbibliothek Gotha)

Institution
Forschungsbibliothek Gotha
Ort
Gotha
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.03.2010 - 31.12.2010
Bewerbungsschluss
30.10.2009
Von
Guido Naschert

HERZOG-ERNST-STIPENDIEN
DER FRITZ-THYSSEN-STIFTUNG
AN DER UNIVERSITÄTS- UND FORSCHUNGSBIBLIOTHEK ERFURT-GOTHA

I. DIE FORSCHUNGSBIBLIOTHEK GOTHA

Die vormalige Herzogliche Bibliothek auf Schloß Friedenstein in Gotha beherbergt eine der wichtigsten Sammlungen alter Drucke und Handschriften in der Bundesrepublik Deutschland – 220.000 Bände mit Drucken vor 1851 und ca. 10.500 Bände Handschriften. Den Grundstein zur Bibliothek wie auch zum Schloß legte Herzog Ernst I. (1601-1675), genannt der Fromme, der 1640 nach Erbteilung innerhalb einer wettinischen Seitenlinie den neugeschaffenen Staat Sachsen-Gotha(-Altenburg) begründete. Die Gothaer Bibliothek darf sich als eine der großen deutschen Bibliotheken bezeichnen.

Ihr Charakter als höfische Bibliothek zeigt sich besonders in Bestandsgruppen, die an akademischen Bibliotheken gemeinhin nicht zu finden sind, wie Biographien und Memoiren (insbes. Erwerbungen Ernst II.), Musik (einschließlich einer sehr umfangreichen Gesangbuchsammlung mit über 3000 Titeln vom 16. bis 20. Jahrhundert) sowie Geographie mit umfangreichen Beständen an Kartensammlungen aus dem 18. Jahrhundert und älterer geographischer sowie Reiseliteratur zu Europa und Außereuropa. Die am meisten gezielten und fruchtbaren Sammlungsaktivitäten für die fürstliche Bibliothek unternahmen dabei Ernst Salomon Cyprian (Reformation, Pietismus), Johann Gottfried Geissler (illuminierte und deutschsprachige Handschriften des Mittelalters, Inkunabeln, frühe Naturwissenschaften) und Ulrich Jasper Seetzen (orientalische Handschriften). Der Tätigkeit von Naturwissenschaftlern verdankt Gotha auch die erste Sternwarte des Kontinents, deren Archiv und Bibliothek Teil der Forschungsbibliothek sind. Besondere Erwähnung verdient schließlich die umfangreiche, mehr als 8000 Titel umfassende Leichenpredigtensammlung der Anna Sophia Hülsemann.

II. STIPENDIENPROGRAMM
"HERZOG-ERNST-STIPENDIEN DER FRITZ-THYSSEN-STIFTUNG"

1. Inhaltliche Ausrichtung

Das Forschungsförderungsprogramm für Gastwissenschaftler „Herzog-Ernst-Stipendien“ soll die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Beständen der Forschungsbibliothek [und auch mit den historischen Sammlungen des Verlages Justus Perthes Gotha] fördern und intensivieren.

Die wissenschaftlich-inhaltliche Ausrichtung des Stipendienprogramms ist darauf abgestellt, den vielfältigen Beständen und dem universellen Geist der Gothaer Bibliothek Rechnung zu tragen. In diesem Sinne besitzt das Programm thematisch und interdisziplinär einen offenen Charakter. Doch sind folgende inhaltliche Schwerpunkte vorgesehen und sollen besonders markant vertretene Sammelgebiete der Forschungsbibliothek reflektieren:

- Kultur des deutschen und europäischen Fürstenhofes Gotha
(Herzogliche Privatbibliotheken; Korrespondenzen, Hofkalender)
- Die herzogliche Bibliothek und der Kulturtransfer sowie Ausbildung der Wissenskulturen, Wissenschaftskulturen – von den frühneuzeitlichen Reiseberichten und Länderkunden zu den modernen Geo- und Astrowissenschaften
(Politica und Reiseberichte; Bibliotheken von Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, Sammlung Friedrich Christian Kries sowie der Sternwarte; ab 1800 in enger Beziehungen zu den Beständen des Perthes-Verlages, mit dem Anschaffungen koordiniert wurden)
- Rezeption und Geschichte der europäischen Literatur, vornehmlich 16. bis beginnendes 19. Jh.
(Sammlungen neulateinischer und barocker Dichtung)
- Geschichte der Religionskulturen des klassischen Altertums, des Protestantismus und des Islam
(Erwerbungen Cyprians, Bibliotheca Gerhardina sowie Gesangbuchsammlung, orientalische Handschriften)
- Philosophie und Geschichte der deutschen und europäischen Aufklärung
(Privatbibliotheken von Louise-Dorothée und Prinz August, Theaterliteratur)
- Heterodoxie, Dissidenz und Subversion 1600 – 1800
Die Forschungsaktivitäten der Stipendiaten in Gotha können darüber hinaus auch durch eine Recherche der Sondersammlungen der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt, darunter die Bibliotheca Amploniana mit nahezu 1.000 mittelalterlichen Handschriften sowie ca. 40.000 Bänden alter Drucke, ergänzt werden. Es handelt sich dabei im wesentlichen um Bestände der 1816 geschlossenen alten Universität Erfurt, die bis in das 18. Jahrhundert reichen. Diese Sondersammlungen wurden im Jahre 2002 in die wissenschaftliche Verantwortung der Erfurter Universitätsbibliothek übergeben. Auch die räumlich nahen Quellen der Herzogin Anna-Amalia Bibliothek in Weimar können ergänzend konsultiert werden.

2. VERGABEMODALITÄTEN

Für die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Beständen der Bibliothek Gotha werden ab dem 01.03.2010 Forschungsstipendien für Doktoranden (in Höhe von monatlich € 1.100) für die Dauer von max. neun Monaten und Postdoktorandenstipendien (in Höhe von monatlich € 1.600) bis zu einer Dauer von in der Regel sechs Monaten sowie Kurzzeitstipendien für einen Zeitraum von vier bis acht Wochen vergeben.

Bewerberinnen und Bewerber werden gebeten, ihrem Antrag unter dem Stichwort „Herzog-Ernst-Stipendien der Fritz-Thyssen-Stiftung“ folgende Unterlagen (3-fach) beizufügen:
1. Curriculum vitae
2. Kurze Projektskizze (2-5 Seiten) mit einer Begründung, warum zur Durchführung des Arbeitsvorhabens der Aufenthalt am Standort Gotha notwendig ist
3. Zwei Gutachten zum Projekt (Namen beider Gutachter auf dem Bewerbungsformular vermerken)
4. Zeugniskopien
5. Ggf. Publikationsliste
Die Unterlagen zu den Punkten 1. und 2. sowie ggf. 5. sind überdies in elektronischer Form (Diskette) beizufügen. Das Bewerbungsformular (.doc-Datei) finden Sie unter:
http://www.uni-erfurt.de/forschungszentrum-gotha/stipendium/
Gegebenenfalls kann Einsicht in die Schriften verlangt werden.

Anträge auf Stipendien können unter Angabe des Stichworts "Herzog-Ernst-Stipendien der Fritz-Thyssen-Stiftung" bis zum 30.10.2009 in deutscher, englischer, französischer, italienischer und spanischer Sprache gestellt werden an:

An die Vergabekommission
Herzog-Ernst-Stipendien der Fritz Thyssen Stiftung
Prof. Dr. Martin Mulsow
Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt
Postfach 10 05 61
D-99855 Gotha
Germany

Die Stipendiaten sind an das Forschungszentrum Gotha angebunden und berichten in einem hochschulöffentlichen Kolloquiumsvortrag über ihr Forschungsvorhaben, zudem soll nach Abschluß der Studien ein kurzer Bericht über die aus den Gothaer Bibliotheksbeständen gewonnene Erkenntnisse vorgelegt werden, wobei neue Hinweise zu deren bibliothekswissenschaftlicher Relevanz hervorgehoben werden sollen. Des weiteren sind sie verpflichtet, nach einer Veröffentlichung drei Publikationsexemplare dem Vorsitzenden der Vergabekommission zu überlassen.

Bewerbungsunterlagen können nicht zurückgeschickt werden!
Gegebenenfalls können Schriften angefordert werden.

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Arbeitssprache(n)
Deutsch
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