Herzog-Ernst-Stipendien (Fritz Thyssen Stiftung/Forschungsbibliothek Gotha)

Herzog-Ernst-Stipendien (Fritz Thyssen Stiftung/Forschungsbibliothek Gotha)

Institution
Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt
Ort
Gotha
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.02.2013 - 31.12.2013
Bewerbungsschluss
15.10.2012
Von
Herzog-Ernst-Vergabekommission

Herzog-Ernst-Stipendien der Fritz Thyssen Stiftung an der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha

I. Die Forschungsbibliothek Gotha

Die vormalige Herzogliche Bibliothek auf Schloss Friedenstein in Gotha beherbergt eine der wichtigsten Sammlungen alter Drucke und Handschriften in der Bundesrepublik Deutschland – 380.000 vor 1900 gedruckte Werke und ca. 11.300 Bände Handschriften. Den Grundstein zur Bibliothek wie auch zum Schloss legte Herzog Ernst I. (1601–1675), genannt der Fromme. Die Gothaer Bibliothek darf sich als eine der großen deutschen Bibliotheken bezeichnen.

Ihr Charakter als höfische Bibliothek zeigt sich besonders in Bestandsgruppen, die an akademischen Bibliotheken gemeinhin nicht zu finden sind, wie Biographien und Memoiren, Musik sowie Geographie mit umfangreichen Beständen an Kartensammlungen aus dem 18. Jahrhundert und älterer geographischer sowie Reiseliteratur zu Europa und Außereuropa. Die gezieltesten und fruchtbarsten Sammlungsaktivitäten für die fürstliche Bibliothek unternahmen dabei Ernst Salomon Cyprian (Reformation, Pietismus), Johann Gottfried Geissler (illuminierte und deutschsprachige Handschriften des Mittelalters, Inkunabeln, frühe Naturwissenschaften) und Ulrich Jasper Seetzen (orientalische Handschriften). Der Tätigkeit von Naturwissenschaftlern verdankt Gotha auch die erste Sternwarte des Kontinents, deren Archiv und Bibliothek Teil der Forschungsbibliothek sind. Besondere Erwähnung verdienen schließlich die umfangreiche, mehr als 8000 Titel umfassende Leichenpredigtensammlung der Anna Sophia Hülsemann sowie die einzigartige geographisch-kartographische Sammlung des Verlages Justus Perthes Gotha.

Ii. Stipendienprogramm „Herzog-Ernst-Stipendien der Fritz Thyssen Stiftung"

1. Inhaltliche Ausrichtung
Das Forschungsförderungsprogramm für Gastwissenschaftler „Herzog-Ernst-Stipendien“ fördert und intensiviert die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Beständen der Forschungsbibliothek und den zur Forschungsbibliothek gehörenden historischen Sammlungen des Verlages Justus Perthes Gotha.

Die wissenschaftlich-inhaltliche Ausrichtung des Stipendienprogramms zielt darauf, den vielfältigen Beständen und dem universellen Geist der Gothaer Bibliothek Rechnung zu tragen. In diesem Sinne besitzt das Programm thematisch und disziplinär einen offenen Charakter. Doch sind folgende inhaltliche Schwerpunkte vorgesehen:

- Kultur des deutschen und europäischen Fürstenhofes am Beispiel Gotha (Herzogliche Privatbibliotheken; Korrespondenzen; Hofkalender)
- Herzogliche Bibliothek und Kulturtransfer sowie Ausbildung von Wissenskulturen und Wissenschaftskulturen – von den frühneuzeitlichen Reiseberichten und Länderkunden zu den modernen Geo- und Astrowissenschaften (Politica und Reiseberichte; Bibliotheken von Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg; Sammlung Friedrich Christian Kries sowie der Sternwarte; ab 1800 in enger Beziehung zu den Beständen des Perthes-Verlages)
- Rezeption und Geschichte der europäischen Literatur, vornehmlich 16. bis beginnendes 19. Jh. (Sammlungen neulateinischer und barocker Dichtung)
- Geschichte der Religionskulturen des klassischen Altertums, des Protestantismus und des Islam (Erwerbungen Cyprians; Bibliotheca Gerhardina sowie Gesangbuchsammlung; orientalische Handschriften)
- Philosophie und Geschichte der deutschen und europäischen Aufklärung (Privatbibliotheken von Louise-Dorothée und Prinz August; Theaterliteratur)
- Heterodoxie, Dissidenz und Subversion 1650–1750
- Wissenschaftsgeschichte der Geisteswissenschaften 1500–1800

Auf Schloss Friedenstein befinden sich zudem die musealen Sammlungen der Stiftung Schloss Friedenstein sowie das Thüringische Staatsarchiv Gotha, die für weitergehende Forschungen kontaktiert werden können. Ergänzend bieten sich Recherchen in den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften und Drucken der Bibliotheca Amploniana (Dauerleihgabe der Stadt Erfurt an die Universität Erfurt) und der 1816 geschlossenen alten Universität Erfurt an. Auch die räumlich nahen Quellen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar können ergänzend konsultiert werden.

2. Vergabemodalitäten
Für die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Beständen der Forschungsbibliothek Gotha werden ab dem 01.02.2013 Forschungsstipendien für Doktoranden (in Höhe von monatlich € 1.100) für die Dauer von max. neun Monaten und Postdoktorandenstipendien (in Höhe von monatlich € 1.600) für die Dauer von max. sechs Monaten vergeben.

Bewerberinnen und Bewerber werden gebeten ihrem Antrag folgende Unterlagen beizufügen:

1. Bewerbungsformular (www.uni-erfurt.de/forschungszentrum-gotha/stipendien/herzog-ernst-stipendien)
2. Curriculum vitae
3. Kurze Projektskizze (2–5 Seiten) mit einer Begründung, warum zur Durchführung des Arbeitsvorhabens der Aufenthalt am Standort Gotha notwendig ist
4. Zwei Gutachten zum Projekt (Namen beider Gutachter auf dem Bewerbungsformular vermerken); die Gutachten können separat per Post oder E-Mail geschickt werden
5. Zeugniskopien
6. Ggf. Publikationsliste

Anträge auf Stipendien können unter Angabe des Stichworts „Herzog-Ernst-Stipendien der Fritz Thyssen Stiftung" bis zum 15.10.2012 in deutscher, englischer, französischer, italienischer und spanischer Sprache gestellt werden an:

Vergabekommission
Herzog-Ernst-Stipendien der Fritz Thyssen Stiftung
Prof. Dr. Martin Mulsow
Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt
Postfach 10 05 61
99855 Gotha

Die Unterlagen sind ausschließlich in elektronischer Form an unsere E-Mail-Adresse herzogernst@uni-erfurt.de einzureichen.

Rückfragen richten Sie bitte an: herzogernst@uni-erfurt.de

Die Stipendiaten sind an das Forschungszentrum Gotha angebunden und berichten in einem öffentlichen Kolloquiumsvortrag über ihr Forschungsvorhaben. Zudem legen sie nach Abschluss der Studien einen kurzen Bericht über die aus den Gothaer Bibliotheksbeständen gewonnenen Erkenntnisse vor, wobei neue Hinweise zu deren bibliothekswissenschaftlicher Relevanz hervorgehoben werden sollen. Des Weiteren sind sie verpflichtet, in der Veröffentlichung, die auf der Grundlage des Forschungsaufenthalts in Gotha entstanden ist, auf die Förderung durch das von der Fritz Thyssen Stiftung ermöglichte Herzog-Ernst-Stipendienprogramm hinzuweisen und drei Publikationsexemplare dem Vorsitzenden der Vergabekommission zu überlassen.