Stipendien im Promotionsprogramm "Wissensgeschichte der Neuzeit" (Forschungszentrum Gotha, Univ. Erfurt)

Stipendien im Promotionsprogramm "Wissensgeschichte der Neuzeit" (Forschungszentrum Gotha, Univ. Erfurt)

Institution
Universität Erfurt
Ort
Erfurt
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.10.2014 - 30.09.2016
Bewerbungsschluss
15.07.2014
Von
Oliver Schmerbauch

Zum 1. Oktober 2014 schreibt die Universität Erfurt in ihrem strukturierten Promotionsprogramm „Wissensgeschichte der Neuzeit“ Stipendien für Doktoranden/innen aus. Die Stipendien sind monatlich mit 1.100 Euro dotiert (zzgl. Zuschlag für Eltern), auf eine Laufzeit von zwei Jahren ausgerichtet und können auf Antrag um ein weiteres Jahr verlängert werden.

Die künftigen Stipendiaten/innen sind am Forschungszentrum Gotha (FZG) angesiedelt, wo sie mit anderen Nachwuchswissenschaftler/innen (u.a. aus dem Herzog-Ernst-Programm der Thyssen-Stiftung) zusammenarbeiten. Den Stipendiaten/innen stehen Arbeitsplätze im Forschungszentrum zur Verfügung, das im Pagenhaus von Schloss Friedenstein in Gotha seinen Sitz hat.

Das FZG, eine allgemein anerkannte Forschungs- und Begegnungsstätte der internationalen interdisziplinären Forschung für die Geschichte der Neuzeit, ist eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Erfurt. Seine Forschungstätigkeit umfasst folgende Felder:

- Kultur des deutschen und europäischen Fürstenhofes am Beispiel Gotha
- Verlags- und Buchhandelsgeschichte (bezogen auf das umfangreiche Verlagsarchiv des Perthes-Verlags)
- Wissens- und Wissenschaftskulturen als Global-, Transfer- und Verflechtungsgeschichte (16.–20. Jh.)
- Rezeption und Geschichte der europäischen Literatur, vornehmlich 16. bis beginnendes 19. Jh.
- Geschichte der Religionskulturen des klassischen Altertums, des Protestantismus und des Islam
- Philosophie und Geschichte der deutschen und europäischen Aufklärung
- Heterodoxie, Dissidenz und Subversion 1600–1800
- Wissenschafts- und Wissensgeschichte der Geisteswissenschaften 1500–1800 (Alchemie, Astronomie, Numismatik, Orientalistik, Philologie usw.)
- Wissensgeschichte raumorientierter Disziplinen (Geografie, Geologie, Zoologie, Botanik, Ethnologie und Statistik), 1500–1990
- Kartografie- und Imperialgeschichte
- Kartografie und „critical geopolitics“

Die Basis der Forschungsarbeit am FZG bilden die Bestände der Forschungsbibliothek Gotha ( (FBG) der Universität Erfurt (ebenfalls Schloss Friedenstein), die zu den bedeutendsten historischen Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland zählt. Sie bewahrt u.a. die Bücherkollektionen des Herzoghauses Sachsen-Gotha-Altenburg, wichtige frühneuzeitliche Sammlungen zur Kulturgeschichte des Protestantismus, zur höfischen Kultur und zur Bildungsgeschichte, zu mittelalterlichen Handschriften sowie hervorragende orientalische Drucke und Manuskripte.

Darüber hinaus beherbergt die FBG mit der Sammlung Perthes das nahezu geschlossene Arbeitsarchiv eines Kartenverlages. Es ist – bezogen auf die Qualität und Quantität der Überlieferung – im deutschsprachigen Raum einmalig, denn im Verlauf einer fast 200jährigen Verlagstätigkeit (1785–1992) hat sich hier ein umfassendes Zusammenhangsmaterial abgelagert, das umfangreiche Kartenbestände, eine kartographisch-geographische Spezialbibliothek sowie Archivalien aus der Verlagstätigkeit umfasst. Die Sammlung bietet damit nicht nur einen einzigartigen Fundus zur europäischen Verlags- und Buchhandelsgeschichte, sondern auch zur Wirtschafts-, Technik- und Kulturgeschichte u.v.m. vom späten 18. bis zum 20. Jahrhundert. Auf Schloss Friedenstein befinden sich darüber hinaus auch das Thüringische Staatsarchiv Gotha und die musealen Sammlungen der Stiftung Schloss Friedenstein.

Getragen wird das EPPP „Wissensgeschichte der Neuzeit“ von einer derzeit fünfköpfigen interdisziplinären Forschungsgruppe. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, das Programm einer transdisziplinären Wissensgeschichte neu zu konturieren und für die empirische Arbeit mit den Gothaer Sammlungsbeständen fruchtbar zu machen. In heuristischer Absicht wird Wissen zunächst verstanden als Substrat von Einzelinformationen, das zur Beschreibung von Gesellschaft beiträgt, diese aber nicht nur bestätigt, sondern auch über ein subversives Potential verfügen kann. Im Zentrum stehen unterschiedliche Wissensformen – von sozialen Wissensbeständen und Alltagswissen bis zu administrativem oder gelehrtem Wissen – deren Geltungsansprüche sich in einem kontinuierlichen Aushandlungsprozess befinden.

Die EPPP-Gruppe „Wissensgeschichte der Neuzeit“ bietet ein strukturiertes Promotionsprogramm mit einem expliziten Sammlungsbezug, derzeit das einzige seiner Art in Deutschland. Der Fokus der wissenschaftlichen Qualifizierung der Nachwuchswissenschaftler/innen liegt dabei auf der quellenbezogenen, kulturwissenschaftlich inspirierten und methodisch reflektierten interdisziplinären Forschung zu Themen des 16. bis 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen hier praxeologische Ansätze sowie akteursbetonte Herangehensweisen der Historischen Anthropologie, neuere Ansätze der Raumgeschichte, der Globalgeschichte, der Literaturwissenschaft, der Material Culture-Forschung sowie der Medien- und der neueren Ideengeschichte.

Nachwuchswissenschaftler/innen in der EPPP-Gruppe profitieren vom internationalen Renommee und der Vernetzung des Forschungszentrums Gotha. Sie können das internationale interdisziplinäre Veranstaltungsprogramm des Hauses wahrnehmen, Kontakte zu Wissenschaftler/innen und Stipendiat/innen aus aller Welt knüpfen sowie mit eigenen Veranstaltungen bzw. Projekten aktiv werden.

Die Grundlage des strukturierten Promotionsprogramms bildet ein verbindliches Curriculum, das in seinen Kernbestandteilen sowohl verpflichtende als auch Wahlpflichtelemente enthält. Es erweitert die strukturierte Ausbildung von Doktorand/innen, indem es über die vertiefte Anleitung zur eigenständigen wissenschaftlichen Forschung hinaus den Erwerb von praktischen Zusatzqualifikationen unterstützt, die nicht nur für eine mögliche akademische Laufbahn, sondern auch für eine spätere Tätigkeit in Institutionen mit Sammlungsbezug (Archive, Bibliotheken, Museen) oder im Wissenschaftsmanagement dienlich sind. Zudem unterstützt die Forschungsgruppe Nachwuchswissenschaftler/innen bei der Organisation von Volontariaten und Auslandsaufenthalten.

Bitte wenden Sie sich bei inhaltlichen Fragen zu Ihrer Bewerbung an die folgenden Hochschullehrer/innen, die auch für eine Betreuung zur Verfügung stehen: Prof. Dr. Martin Mulsow (Philosophie/Ideengeschichte); Prof. Dr. Iris Schröder (Geschichtswissenschaften/Globalgeschichte); Prof. Dr. Alexander Schunka (Geschichte der Frühen Neuzeit/Juniorprofessur für Wissenskulturen); Prof. Dr. Wolfgang Struck (Neuere deutsche Literaturwissenschaft). Nähere Informationen zu den Beständen und Benutzungsmodalitäten der frühneuzeitlichen Sammlungen erhalten Sie bei der Leiterin der Forschungsbibliothek, Frau Dr. Kathrin Paasch; Auskunft zur Sammlung Perthes erteilt die wissenschaftliche Referentin der Sammlung, Frau Dr. Petra Weigel.
Die Kontakten finden Sie auf der Webseite des Forschungszentrums Gotha: https://www.uni-erfurt.de/forschungszentrum-gotha/

Bewerbungen richten Sie bitte bis zum 15. Juli 2014 ausschließlich elektronisch an das Referat für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Erfurt (vpf@uni-erfurt.de). Beachten Sie dazu die Bewerbungsmodalitäten auf der Ausschreibungsseite der Universität Erfurt:
http://www.uni-erfurt.de/forschung/nachwuchs/finanzierung/stipendien-2014/